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Umkehrplastik (3)
Aus Puls vom 26.01.2015.
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Umkehrplastik (3/4) Mit Fuss am Knie neu laufen lernen

Vor fünf Monaten verlor Thomas Huber krebsbedingt sein Knie («Puls» berichtete). Sein Fuss wurde umgedreht an dessen Stelle gesetzt – das soll ihm ein besseres Gehen mit Prothese ermöglichen. Unterdessen wagte er die ersten Schritte mit dem neuen Bein. Doch der Weg zurück zur Normalität ist lang.

Die Wunden sind gut verheilt und die Knochen halten gut zusammen, so dass Thomas Huber sein neues Bein mit der Hälfte seines Körpergewichtes belasten darf. Er will heute die ersten Schritte wagen. Der Orthopädietechniker hilft ihm beim Anziehen der neuen Prothese. Vorsichtig steckt er sein neues Kniegelenk in den Schaft und bindet die Gehhilfe an den Oberschenkel.

Thomas Huber hat Weichteilkrebs im linken Knie. Deshalb amputierten ihm die Ärzte das Kniegelenk. Statt einer üblichen Amputation, entschieden sich Huber und sein Chirurg für eine ziemlich aussergewöhnliche und seltene Operation – die sogenannte Umkehrplastik. Bei diesem aufwändigen Eingriff durchtrennt der Arzt das Bein oberhalb und unterhalb des Knies. Der Fuss mitsamt dem Sprunggelenk wird danach um 180 Grad gedreht und an den Oberschenkelknochen geschraubt. Das Fussgelenk übernimmt so die Funktion des Knies. Vorteil der Methode: Phantomschmerzen, die bei Amputationen entstehen, bleiben aus. Und mit dem Fussgelenk, das in der Funktion intakt bleibt, kann der Patient mit seiner Prothese später viel besser laufen als ohne Gelenk.

Die ersten Schritte

Im Trainingsraum steht Thomas Huber bereits auf der Laufbahn. Die Physiotherapeutin erklärt ihm nochmals langsam, wie er das neue Kniegelenk steuern muss. Die Abläufe lernt Huber von Grund auf neu. Schritt für Schritt zwingt er das neue Bein nach vorne und zieht das gesunde Bein nach. Er darf ja nicht umfallen oder zu viel belasten. Ein Sturz wäre fatal für die Heilung.

Unter diesen Umständen das neue Kniegelenk und die Prothese zu koordinieren, ist besonders anspruchsvoll für Huber. Schon nach wenigen Metern ist Schluss. Huber sitzt ab, er braucht eine Pause. Die Therapeuten sind zufrieden. Auch wenn es nur wenige Meter waren, es ist ein wichtiger Schritt im Heilungsprozess. Laufen lernen unter diesen Umständen braucht viel Zeit und Geduld. Erst wenn Huber auf ebenem Boden sicher gehen kann, erhöht man den Schwierigkeitsgrad.

Ziel ist das Laufen auf Treppen, auf unwegsamerem Gelände oder zum Beispiel im öffentlichen Verkehr. Bis dorthin ist es aber noch ein weiter Weg.

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