Vor 50 Jahren konnte die Medizin noch weniger als für den Menschen erforderlich war – heute kann sie häufig mehr als wir benötigen und konfrontiert uns mit einer «Supermarkt-Situation», wo es aus einem überreichen Angebot auszuwählen gilt.
Der segensreiche Fortschritt der modernen Medizin wirft viele Fragen auf. Kommt der kranke Mensch inmitten all der eindrücklichen Behandlungsangebote überhaupt noch als Person vor? Nicht wenige Kranke suchen alternative Behandlungen auf, die ihnen ein menschliches Aufgehoben-Sein versprechen, das sie in der Schulmedizin vermissen. Und wie sehr ist das ärztliche Personal in dem Auftrag gefangen, Leben zu erhalten koste es, was es wolle? Sollte das gute Sterben nicht genauso Bestandteil der ärztlichen Kunst sein wie das gute Leben?
In der «Passage» diskutiert Redaktorin Angelika Schett mit Kathryn Schneider Gurewitsch, Internistin und Patientin, und Christian Hess, langjähriger Chefarzt Innere Medizin des Spitals Affoltern.