David Beckham, Lady Gaga oder der Schweizer Freeskier Andri Ragettli: Sie alle folgen einem Trend, der seit Corona anhält: Draussen Schwimmen oder Baden auch im Winter.
Gerda Imhof leitet seit 2017 Winterschwimmen im Vierwaldstättersee. Laufend stossen neue Interessierte dazu. «Es tut körperlich gut, hilft aber auch der Psyche», erzählt die 34-jährige Yoga-Lehrerin. «Wenn es grau ist und sozial nicht viel läuft, gibt es gute Laune!»
Bereit für ein Mini-Abenteuer vor der eigenen Haustüre? Willens, die eigenen Grenzen zu verschieben? Wenn man gesund ist, gibt es gute Gründe, sich ans Winterschwimmen oder Eisbaden heranzuwagen:
1. Kältebad macht glücklich
Das Glücksgefühl eines kurzen Mittagsbads bleibt den ganzen Tag erhalten. Vorausgesetzt, man hält es mindestens eine bis zwei Minuten im kalten Wasser aus – bis die euphorisierende Wirkung eintritt.
Bex Fajkovic, Leiter eines Kryotherapie-Zentrums, erklärt dies so: «Gewisse Enzyme und Hormone werden in viel grösserer Menge produziert als sonst. Serotonin etwa, oder Dopamin.» Ein regelrechter Wohlfühl-Cocktail, mit dem es einem viel besser geht – emotional aber auch körperlich.
Diese Aktivierung des Belohnungszentrums könnte auch erklären, warum viele Winterschwimmer regelrecht süchtig werden nach dem kalten Bad. Bonus: Dopamin fördert die Konzentration.
2. Kälte hilft beim Abnehmen
In Tierversuchen und bei Menschen haben Wissenschaftler festgestellt, dass Kälte braunes Fett im Körper aktiviert. Dank speziellen Mitochondrien sind die braunen Fettzellen in der Lage, durch die Oxidation von Fettsäuren Wärme zu produzieren. Anders als weisses Körperfett verbrennt braunes Fett also Energie und hilft so beim Abnehmen – ein richtiger Kalorien-Killer.
3. Kälte hilft bei Schmerzen
Bei rheumatischen Krankheiten wie Arthrose wird Kältetherapie zur temporären Schmerzlinderung eingesetzt. Durch die Schmerzreize, welche die Kälte auslöst, wird der darunter liegende Arthrose-Schmerz quasi blockiert. Denn das zentrale Nervensystem kann nur eine gewisse Menge Schmerz verarbeiten.
4. Kälte macht ruhig
«Im kalten Wasser reagiert der Körper mit Adrenalin-Ausschüttung auf den Kältestress», erklärt Sportwissenschaftler Boris Gojanovic die positive Wirkung des Eisbadens. «Dieses Hormon wird nachher wieder heruntergeregelt.» Das parasympathische Nervensystem bewirkt in der Folge einen Zustand der Ruhe. «Die Herzfrequenz verlangsamt sich, die Verdauung verbessert sich, oder auch der Schlaf.»
5. Kältebaden stärkt das Immunsystem
Als Begründer des Eisbadens gilt der Holländer Wim Hof, auch bekannt als «The Iceman». Er hat in wissenschaftlichen Versuchen gezeigt, dass mit Atem- und Willens-Training, das beim Eisbaden aufgebaut wird, das Immunsystem willentlich beeinflusst werden kann, Infektionen zu bekämpfen.
Wissenschaftler der holländischen Universität Radboud in Nijmegen haben das bestätigt. Sie infizierten Wim Hof und 12 Freiwillige, die nach seiner Methode trainierten, mit Bakterien, die eine Art Erkältung hervorrufen. «Wir sahen, dass die Wim-Hof-Gruppe weniger Erkältungssymptome hatte als eine Gruppe Untrainierter», beschreibt Matthijs Kox den Versuch.
Eine direkte positive Auswirkung von Kaltbaden aufs Immunsystem – ohne entsprechendes Training – wurde erst in kleineren wissenschaftlichen Studien untersucht. Doch in der Schwimmgruppe in Luzern sind sich an diesem Mittag alle einig: Seit sie regelmässig im Winter schwimmen gehen, hätten Erkältungen abgenommen.