Gewarnt hatten US-amerikanische Wissenschaftler schon in den 1960er-Jahren: Die Verbrennung grosser Mengen fossiler Brennstoffe wie Kohle, Öl und Gas wirken sich aufs Klima aus.
Und tatsächlich wird in den Folgejahren immer deutlicher, dass die Menge an Treibhausgasen wie CO2, Methan oder Lachgas stabilisiert werden muss, damit die globale Temperatur nicht weiter ansteigt.
1992, auf dem Umweltgipfel in Rio de Janeiro, wird deshalb das «Rahmenübereinkommen der Vereinten Nationen über Klimaänderungen» verabschiedet.
Darin setzen sich 154 Staaten ein gemeinsames Ziel: den Planeten so zu nutzen, dass den nächsten Generationen dieselben Möglichkeiten zur Verfügung stehen wie den vergangenen.
Aber wie? Um das miteinander zu verhandeln, kommen die Vertragsländer seit 1995 jedes Jahr an einem Klimagipfel zusammen. Dort wird schnell klar: Es braucht konkrete Verpflichtungen.
Wieso ist das Kyoto-Protokoll so berühmt?
Die Verpflichtungen erfolgen 1997, auf der dritten Weltklimakonferenz in der japanischen Stadt Kyoto. Die Länder einigen sich erstmals bindend darauf, ihre Treibhausgasemissionen zu senken.
38 Industriestaaten, die Hauptverursacher der Klimaerwärmung, setzen sich in einer ersten Periode das Ziel, den Ausstoss von CO₂ um mindestens 5.2 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Für eine zweite Periode bis 2020 werden diese Ziele noch verschärft.
«Kyoto wird oft schlechtgeredet. Aber es hat funktioniert – alle Staaten haben ihre Ziele erreicht», sagt Axel Michaelowa, Experte für internationale Klimapolitik an der Uni Zürich.
Das Problem: Einzig die Industrieländer verpflichten sich. Die damaligen Schwellen- und Entwicklungsländer werden nicht in die Pflicht genommen, obwohl beispielsweise der CO2-Ausstoss von China, Brasilien oder Indien kontinuierlich steigt. «Damals wurde ein eiserner Vorhang zwischen Industrie- und Entwicklungsländer gezogen, der bis heute problematisch ist», so Michaelowa.
Globaler Klimaschutz funktioniert eben nur, wenn sich alle daran beteiligen.
Warum aus «Hopenhagen» ein Desaster wird
An der 15. Klimakonferenz in Kopenhagen im Jahr 2009 soll das Abkommen von Kyoto auf alle Länder erweitert werden. Die Hoffnungen sind gross, aus Kopenhagen wird «Hopenhagen». Doch die Konferenz gerät zum Desaster.
«Die grossen Schwellenländer sagten damals ‹Nein, da machen wir nicht mit. Der Kampf gegen den Klimawandel ist ein Problem der Industrieländer›», so Axel Michaelowa. Doch die Definition, wer Industrieland ist und wer nicht, stammt von 1992. Einige dieser Länder sind längst keine Schwellenländer mehr. Allen voran China.
Diese Patt-Situation ist das Ende von «Kyoto». Ein Nachfolgevertrag muss her. Bis zur nächsten grossen Konferenz in Paris muss vieles wieder zusammengekittet werden.
Das Abkommen von Paris – gilt es noch immer?
Der 21. Klimagipfel 2015 in Paris bringt schliesslich das Übereinkommen, das bis heute gilt: 197 Staaten verpflichten sich, die globale Erwärmung «deutlich unter 2 Grad Celsius» zu halten und «Anstrengungen zu unternehmen», sie auf 1.5 Grad zu begrenzen. Diesmal sind Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländer gleichermassen mit an Bord.
Nicht alles dabei ist unproblematisch: Zwar soll die Welt 2050 klimaneutral sein. Die Nutzung von Kohle, Gas und Erdöl ist aber nach wie vor erlaubt. Zudem werden – im Gegensatz zu Kyoto – keine verpflichtenden Ziele festgeschrieben. Stattdessen legen die Vertragsstaaten ihre Ziele selbst fest, in sogenannten NDC – den «Nationally Defined Contributions». Alle fünf Jahre findet eine globale Bestandsaufnahme statt.
Und dann kam Greta
2018 im polnischen Kattowitze soll die konkrete Umsetzung des Pariser Klimaabkommens vorangetrieben werden. Dieser Gipfel gilt als der Wichtigste seit Paris.
Die Dringlichkeit zu handeln, wird immer spürbarer: Extremwetterereignisse häufen sich, Gletscher schmelzen rapide, Hitzeperioden nehmen zu und die öffentliche Wahrnehmung verändert sich. Klimaskeptiker werden immer weniger.
In diesem Umfeld fordert die damals 15-jährige schwedische Schülerin Greta Thunberg auf der Konferenz die Politikerinnen und Politiker auf, endlich etwas zu tun. Und ihre Botschaft findet Gehör – weltweit.
Greta Thunberg inspiriert und politisiert eine ganze Generation. «Es war die Geburt der ‹Fridays for Future›-Bewegung und hat die Wahlergebnisse in den westlichen Industrieländern stark beeinflusst», so Axel Michaelowa. Das habe dazu beigetragen, dass der Klimagipfel in Glasgow drei Jahre später ein Erfolg wurde.
Wir brauchen jetzt einen Erfolg
2021 in Glasgow erklären sich nicht nur die 100 Staaten mit den weltweit grössten Waldgebieten bereit, ab 2023 Rodungen zu stoppen.
Erstmals wird auch ein expliziter Plan vorgelegt, um die Nutzung von Kohle zu beenden, die für 40 Prozent der weltweiten jährlichen CO₂-Emissionen verantwortlich ist. Es sollen keine neuen Kohlekraftwerke mehr finanziert werden – konkrete Ausstiegsdaten jedoch gibt es nicht.
«Leider ist nun die Ukraine- und Energiekrise dazwischen gekommen», sagt der Experte für Klimapolitik Axel Michaelowa. «Ich fürchte, das wird uns viele Jahre belasten.»
Wie weiter?
Die 27. Klimakonferenz in Sharm El-Scheikh ist die bisher grösste. Dass sie in die Geschichte eingehen wird, bezweifeln Expertinnen und Experten schon jetzt. Doch eines ist neu: Die Finanzierung von Klimaschäden, «Loss and Damages», steht erstmals offiziell auf der Traktandenliste.
Dass die Industriestaaten den ärmeren Ländern im Kampf gegen die Klimaerwärmung helfen sollen, fordern diese schon lange – doch wie genau die Gelder fliessen, wird nun diskutiert.