Mit über 40'000 registrierten Diplomatinnen, Wissenschaftern, Unternehmerinnen, Vertretern von Nichtregierungsorganisationen und Journalisten ist die Klimakonferenz von Sharm El-Sheikh die grösste bisher. Ob sie auch wegen ihrer Resultate in die Geschichte eingehen wird, ist zu Beginn alles andere als klar.
Vor dem Start der eigentlichen Verhandlungen war ein erster Verhandlungsmarathon nötig, bis sich die Delegierten der fast 200 Staaten überhaupt auf eine Agenda für das Treffen einigen konnten.
Neu – und erstmals – steht das Thema «Verluste und Schäden» auf der Traktandenliste einer Klimakonferenz. Entwicklungsländer und Nichtregierungsorganisationen haben sich jahrzehntelang dafür stark gemacht, dass Industrieländer für Verluste und Schäden aufkommen, die Entwicklungsländer aufgrund des Klimawandels erleiden.
Industrieländer wie die Schweiz haben sich stets dagegen gewehrt. Mit der Einigung, über das Thema zu sprechen und erste Lösungen auf den Tisch zu legen, ist ein symbolischer Schritt getan, damit die Länder des globalen Südens der Klimakonferenz in Ägypten zumindest eine Chance geben können.
Industrieländer halten Versprechen bisher nicht
Der Frust in vielen dieser Länder sitzt derweil tief. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung in den ärmsten Ländern trägt kaum zum Klimawandel bei, ist den Folgen der Erderwärmung aber am stärksten ausgesetzt.
Trotzdem haben die Industrieländer ihr Versprechen bisher nicht gehalten, in einen anderen Geldtopf jährlich 100 Milliarden US-Dollar zu bezahlen. Gelder, mit denen die Entwicklungsländer unterstützt werden sollen im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Anpassung an seine Folgen.
An der Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh wird es darum gehen, diese Klima-Gelder endlich aufzustocken und einen Plan zu erarbeiten, wie sie noch deutlich erhöht werden können.
Gleichzeitig müssen die Länder den erwähnten neuen Traktandenpunkt «Verluste und Schäden» mit Inhalten füllen. Und nicht zuletzt ist es von hoher Dringlichkeit, dass deutlich mehr unternommen wird zur Reduktion des Treibhausgas-Ausstosses.
Die bisherigen Versprechen reichen bei weitem nicht aus, um das 1.5 Grad-Ziel am Leben zu halten, sprich um die Möglichkeit, die Erderwärmung auf 1.5 Grad zu begrenzen, nicht zu verspielen. Die Zeit ist knapp.
Viele Wissenschafterinnen und Wissenschaftler meinen, sie sei schon abgelaufen. Das Motto «Zusammen für die Umsetzung», das die ägyptischen Veranstalter der Klimakonferenz gegeben haben, wäre folglich das Richtige.
Ihm gerecht zu werden, ist angesichts des Kriegs in der Ukraine und des Rückgriffs vieler Staaten auf klimaschädliche fossile Brennstoffe, allerdings noch schwieriger als ohnehin.