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Herausforderung Sommerhitze Klimawandel: Wir passen uns bereits an

Die Sommerhitze im letzten Jahr war aussergewöhnlich: 2022 war der zweitwärmste je gemessene Sommer in der Schweiz. Ein neuer Bericht zeigt nun: Es starben weniger Personen an Hitze, als zu befürchten war. Wir lernen offenbar immer besser, mit der Hitze umzugehen.

Der heisseste je gemessene Sommer in der Schweiz war vor genau 20 Jahren. Der Tribut war hoch: Bis zu rund 1500 Personen starben an der Hitze. Wir waren damals nur wenig darauf vorbereitet: Wir wussten schlicht nicht so recht, wie wir uns verhalten sollen, wenn es richtig heiss ist und wie wir unsere Häuser, Dörfer und Städte am besten anpassen können, um uns vor Hitze zu schützen.

Hitze belastet auch junge Menschen

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Vor allem ältere Menschen sind durch zu viel Wärme bedroht. Studien zeigen, dass die Hitze für eine Verschlimmerung von bestehenden Erkrankungen sorgen kann: Herz-Kreislauf-Probleme, Atemwegs-, Nieren- oder auch psychische Erkrankungen werden im Extremfall so schwerwiegend, dass sie zum Tod führen können.

Aber auch für jüngere Menschen sind heisse Tage ein Stresstest für den Körper: Tödlich sind die Folgen selten, aber von Herzrasen über Hitzschläge, Verdauungsprobleme, angeschwollene Füsse und Hände gibt es eine breite Palette an zumindest unangenehmen Symptomen.

Hitzewellen und Hitzetage nehmen zu – Massnahmen zum Schutz der Gesundheit werden darum auch immer wichtiger. «Die Bevölkerung weiss heute besser Bescheid als damals. Wir haben auch bessere Warnsysteme, etwa von MeteoSchweiz», sagt Martina Ragettli, Forscherin am Swiss TPH, dem Schweizerischen Tropen- und Public Health-Institut in Basel. Die Epidemiologin beschäftigt sich damit, wie sich Umweltveränderungen auf uns Menschen auswirken.

Wie messen, wer an Hitze stirbt?

Im Auftrag des Bundesamts für Umwelt (Bafu) und des Bundesamts für Gesundheit (BAG) hat Martina Ragettli mit ihrem Team die hitzebedingten Todesfälle der letzten 23 Jahre analysiert .

Ob eine Person effektiv an Hitze gestorben ist oder auch ohne den Einfluss einer Hitzewelle gestorben wäre, muss statistisch abgeschätzt werden. «Um die hitzebedingten Todesfälle beispielsweise in 2022 zu berechnen, ermittelten wir anhand der letzten 10-Jahresperiode, wie viele Personen bei welchen Temperaturen gestorben sind», so die Forscherin.

Dazu nahm ihr Team die Tagesmitteltemperaturen und berechnete daraus, wie hoch das Risiko bei einer bestimmten Temperatur ist. Ein Beispiel: Bei einer Tagesmitteltemperatur über 27 °C, was als «sehr heiss» gilt, steigt das Risiko von 75-jährigen Personen markant an und beträgt bei 30° dann etwa das 1,5-Fache des Sterberisikos bei normalen Temperaturen. Anders gesagt: Bei solchen Temperaturen ist klar mit Todesfällen zu rechnen.

Weniger Todesfälle

Neu veröffentlicht der Bund jährlich die Anzahl hitzebedingter Todesfälle. Im letzten Sommer waren das rund 500 und damit deutlich weniger als 2015 (rund 750). Interessant dabei ist: Der Sommer 2022 war heisser, und trotzdem starben weniger Menschen an Hitze. Daraus schliessen die Forschenden, dass wir heute besser mit Hitze umgehen können.

Es geht dabei um unser Verhalten und um bauliche Massnahmen. Auch Klimaanlagen spielen eine Rolle. Dass es körperliche Anpassungen sind, gilt als eher unwahrscheinlich.

Corona mischt mit

Die neue Methode erlaubt es, die hitzebedingten Todesfälle von der reinen Übersterblichkeit zu unterscheiden. Das ist seit Corona wichtig geworden, da auch im Sommer Corona-Todesfälle zu beklagen sind, die nicht der Hitze geschuldet sind (siehe Box).

Übersterblichkeit, die alte Methode

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Aufgrund der Anzahl Todesfälle der letzten fünf Jahre wird jeweils eine Bandbreite der erwarteten Todesfälle in einem bestimmten Zeitraum angegeben. Dieser Erwartungswert schwankt übers Jahr – und ist im Winter generell höher, weil dann die Menschen häufiger krank sind.

Sterben mehr Menschen als innerhalb einer gewissen Bandbreite erwartet wird, bezeichnet man dies als «Übersterblichkeit». Diese wurde bislang herangezogen, um in einem heissen Sommer abzuschätzen, wie viele Menschen an Hitze sterben. Das Gleiche gilt für den Winter.

Früher wurde die Übersterblichkeit im Winter in der Regel der saisonalen Grippe zugeordnet. Seit dem Auftreten von Covid-19 ist die Sache komplexer geworden, insbesondere im Sommer, weil sich vermutlich die Auswirkungen von Covid-19 mit anderen Effekten vermischen.

Konkret: Personen, die durch eine Covid-19 Erkrankung (die auch länger her sein kann) geschwächt sind, haben allenfalls ein höheres Risiko, einen hitzebedingten Tod zu sterben an heissen Tagen. Forschende vermuten, dass man diesen Effekt im Sommer 2022 sehen kann, denn die Übersterblichkeit konnte für den Sommer 2022 nicht restlos erklärt werden.

«Weil jetzt auch Angaben zur Temperatur mit einfliessen, können auch Aussagen gemacht werden, wenn mehr als ein ausserordentliches Ereignis das Sterbegeschehen im Sommer beeinflusst», sagt Martina Ragettli. Auch zeigt der Indikator, dass die Menschen nicht nur an sehr heissen Tagen sterben, sondern auch an «moderat heissen» Tagen, wenn die Tagesmitteltemperatur unter 25 °C ist. Fast ein Drittel der Todesfälle sind an solchen Tagen zu beklagen.

Mit dem neuen Indikator wird eine langfristige Überwachung möglich, die es erlauben sollte, Massnahmen gegen die Hitze zu planen, so die Hoffnung.

Weiterführende Informationen

Treffpunkt SRF 1, 10.07.2023, 10:03 Uhr

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