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Jahresbericht 2024 Europa: Kontinent der bedrohlichen Klima-Rekorde

Europa ist jener Kontinent, der sich weltweit am schnellsten erwärmt. Die Klimaerwärmung hat im letzten Jahr zu mehreren beunruhigenden Rekorden geführt. 2024 war das heisseste Jahr seit Messbeginn.

Noch nie waren die Meere so warm, noch nie sind die Gletscher so stark geschrumpft. Wetterextreme werden häufiger: 2024 war auch eines der nassesten Jahre in Westeuropa. SRF-Wissenschaftsredaktorin Cathrin Caprez über die Zusammenhänge.

Cathrin Caprez

Wissenschaftsredaktorin

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Cathrin Caprez ist Wissenschaftsredaktorin bei Radio SRF. Sie hat Chemie studiert und danach einige Jahre als Umweltchemikerin gearbeitet, bevor sie Journalistin wurde. Sie interessiert sich für fast alles – je genauer messbar, desto besser.

Was fällt in dem Jahresbericht des EU-Klimadienstes Copernicus und der Weltwetterorganisation besonders auf?

Einerseits die steigenden durchschnittlichen Temperaturen für Europa. Andererseits, wie unterschiedlich die Extrem-Wetter-Ereignisse ausfallen können, die den Klimawandel begleiten.

Weiterführende Informationen

Hitze, warme Meere und Extremniederschläge – wie hängt das zusammen?

Da steckt Physik dahinter. Warme Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte Luft. Und: Je wärmer das Wasser in den Meeren ist, umso leichter verdampft es. Diese Wassermengen können dann intensiver ausregnen. Im schlimmsten Fall als Extremniederschläge – wie vergangenen Herbst rund um die spanische Stadt Valencia, oder auch im Wallis und Tessin.

Muss man eher von Klimaextremen als von Klimaerwärmung sprechen?

Klimaerwärmung und bestimmte Wetterextreme hängen zusammen. Durch die steigenden Temperaturen steckt mehr Energie in den Wettersystemen. Das kann bedeuten: häufigere Hitzewellen, öfters intensive Starkniederschläge, heftigere Stürme. Andere Extremwetter-Ereignisse wie Kältewellen werden hingegen durch die Klimaerwärmung seltener.

In Süd- und Osteuropa war es sehr heiss, in Westeuropa sehr nass. Warum gibt es diese regionalen Unterschiede?

Hier spielte vergangenes Jahr die Grosswetterlage für beide Regionen eine wichtige Rolle. Südosteuropa startete 2024 schon mit einem trockenen Frühling und erlebte über den Sommer mehrere Hitzewellen.

Über Westeuropa hingegen fegten 2024 immer wieder Stürme hinweg, teils auch mit rekordhohen Niederschlägen. In der Summe gilt aber: Trotz der Nässe in Westeuropa hat Europa als Ganzes ein rekordheisses Jahr erlebt.

Der Temperatur – Durchschnittswert der letzten fünf Jahre liegt 2.4 Grad über dem vorindustriellen Zeitalter. Das klingt nach einer sehr rasanten Erwärmung!

Da muss man hinzufügen, dass in den letzten Jahren ein intensives El Niño-Phänomen zusätzlich für milde Temperaturen in Europa gesorgt hat. Nun ist sein Schwester-Phänomen La Niña am Werk. Dadurch sollte es eigentlich wieder etwas kühler werden.

Grundsätzlich aber gilt: Seit Mitte der 1990er-Jahre steigt die Temperatur in Europa im Durchschnitt über mehrere Jahre stetig an. Und damit auch die Dürre-Ereignisse, Trockenheit, Hitzewellen, Extrem-Niederschlagsereignisse und die rekordhohen Verluste bei den Gletschern.

Die Pariser Klimaziele wollen den menschengemachten Temperaturanstieg global auf 1.5 Grad begrenzen. Ist das noch machbar?

Vergangenes Jahr war ja das Erste, in der die Welt als Ganzes dieses Klimaziel von Paris überschritten hat – also maximal 1,5 °C Erwärmung gegenüber der vorindustriellen Durchschnitts-Temperatur. Machbar ist vieles, wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entschlossen zusammenspannen würden.

So zeigt der aktuelle Copernicus-Bericht zum Beispiel, dass der Strom-Anteil aus erneuerbaren Energiequellen in Europa ebenfalls einen neuen Rekord erreicht hat, nämlich bei 45 Prozent liegt. Machbar? Das scheint mir keine Ja- oder Nein-Frage, sondern eine Frage des Wollens und des Geldes.

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Radio SRF 4 News, 15.4.2025, 6:20 Uhr ; 

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