«Diese Offenheit rührt mich als Betroffene zu Tränen», schreibt Userin Jenny Jenny. «Danke für diese wichtige Doku», schrieb User D.S. Die Puls-Sendung «Eltern am Limit» hat Sie, liebe Community motiviert, Ihre Erfahrungen als Eltern mit dem Spagat zwischen Familie und Beruf zu teilen. Was sagt die Expertin dazu?
Einige Userinnen und User haben sich wiedererkannt und von ihrem Alltag berichtet:
Ich kümmere mich um alles und probiere allem gerecht zu werden, was ich schlussendlich nicht schaffe und mich dann frustriert.
Zu lesen, dass es anderen ähnlich geht, dass man nicht alleine ist, kann sehr entlastend sein, sagt Psychotherapeutin Marlene Held. Und das helfe: «In unserer individualistischen Gesellschaft sucht jeder und jede die Schuld zuerst bei sich und schämt sich womöglich. Das Thema im grösseren Kontext zu sehen, kann hilfreich sein.»
Elternsein kann man nicht üben
Doch längst nicht alle hatten Verständnis fürs Thema.
Ich habe oft den Eindruck, man bekommt Kinder, weil es die Gesellschaft erwartet und man etwas zum Präsentieren möchte. Wer A sagt, muss auch B sagen. Also hört auf zu jammern, in der Regel entscheidet man sich bewusst für oder gegen Kinder.
Es gibt ein Leben vor den Kindern und ein Leben mit den Kindern, sagt Psychotherapeutin Held. Wie sich Kinderbetreuung während 24 Stunden in Kleinfamilien anfühlt, kann man vorher nicht üben.
Um Eltern in angespannten Situationen zu verstehen, seien Empathie und Perspektivenübernahme wichtig, so Held. Und ein regelmässiger Kontakt mit Kindern könne dabei helfen. «In der heutigen Gesellschaft leben oft alle Subgruppen im eigenen Lebensabschnitt mit eigenem Tempo.»
Psychotherapeutin Marlene Held regt an, wieder mehr Austausch zu schaffen, mehr Erlebnisse mit Kindern – etwa im Quartier, an generationsübergreifenden Events, auf dem Markt.
Wo das Problem liegt
Einige User machten den Kern des Problems denn auch nicht bei den Eltern, sondern bei der Gesellschaft aus.
Nicht die Elternschaft an sich ist das Problem, sondern die Art und Weise, wie Wirtschaft, Politik und allgemeine Institutionen mit dem Thema Elternschaft in der Schweiz umgehen.
Einerseits gebe es tatsächlich gesellschaftliche Hürden, weil wir nicht mehr artgerecht leben würden und Strukturen oftmals nicht familienfreundlich seien, sagt Psychotherapeutin Held. Gleichzeitig könne jeder und jede auch bei sich selbst ansetzen, bereits einige bewusste Atemzüge zu nehmen, Musik zu hören oder eine Achtsamkeits- oder Meditationsübung zu machen, können helfen, aus dem «Tun-Modus» zu kommen, so Held.
Was hilft in brenzligen Situationen?
Die Frage, was in Situationen hilft, wenn man als Eltern ans Limit kommt, beschäftigte auch.
Nachbarschaftsplattformen, Haushaltshilfen, Arbeitsgruppen und thematisch adäquate Dienstleistungsgewerbe gründen, vernetzen. Das könnte diese Lücke füllen. Es gibt Vereine, die auch helfen könnten.
Sein eigenes soziales Dorf aufzubauen sei wichtig, sagt Psychotherapeutin Held. Wenn es zu viel wird, ist gemäss Marlene Held zunächst wichtig: Entlasten. Und sich immer wieder fragen: Was ist nötig, was nicht? Muss der Schwimmkurs wirklich jetzt sein? Weiter helfe: Darüber sprechen, um Hilfe fragen, nein sagen können – und den Kindern genügend Zeit für «freies Spiel» lassen.