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Mensch Startschuss für das grösste Hirnforschungsprojekt der Welt

Wie funktioniert unser Gehirn? Wie entstehen Hirnerkrankungen und wie könnte man sie heilen? Hunderte von Forschungsteams aus aller Welt arbeiten ab heute an der Lösung solcher Fragen. Ziel des 1,47-Milliarden-Projekts ist ein tieferes Verständnis des menschlichen Gehirns.

Für den Startschuss des weltweit ehrgeizigsten neurowissenschaftlichen Projekts trafen sich heute die 125 Partnerinstitutionen in der Schweiz. Ihr Ziel: Das gesamte Wissen über das menschliche Hirn zusammentragen und Stück für Stück auf Supercomputern mit Simulationen darstellen.

Damit sollen die komplexen Zusammenhänge unseres Hirns entschlüsselt werden. Das Fernziel ist, eines Tages Krankheiten wie Alzheimer oder Schizophrenie verstanden und behandeln zu können.

Henry Markram vor einem Plakat, das eine Synapse zeigt. Darauf steht geschrieben "Human Brain Project. Official Launch".
Legende: Start des Human Brain Projects: Henry Markram, Neurowissenschaftler und Leiter des ehrgeizigen Projekts, bei der Pressekonferenz zum Start. Keystone

Zusammenarbeit ist wichtig

Das von der ETH Lausanne koordinierte Projekt war vor sechs Monaten von der EU im Rahmen ihres FET-Flagship-Programms ausgewählt worden und wird mit 1,47 Milliarden Franken gefördert. In der ersten Phase sollen Forschungsplattformen mit aufeinander abgestimmten technischen Hilfsmitteln eingerichtet werden.

Die insgesamt sechs Plattformen betreffen die Bereiche Neuroinformatik, Gehirnsimulation, Hochleistungsrechnen, Medizininformatik, neuromorphe Datenverarbeitung und Neurorobotik. «Der Erfolg des Human Brain Project hängt zu einem grossen Teil vom Austausch zwischen den sechs Plattformen ab» unterstreicht die ETH Lausanne.

Massgeschneiderte Behandlungen

Die am Projekt beteiligten Ärzte sollen beispielsweise die bestmöglichen Methoden für die Diagnose neurologischer Erkrankungen erarbeiten. Es gilt, solche Erkrankungen möglichst früh zu erkennen, damit die Patienten eine massgeschneiderte Behandlung erhalten und so oft irreversible Schäden vermieden werden.

Auch die Entwicklung so genannter neuroinspirierter Technologien werden vorangetrieben. Dafür sollen Mikrochips die Funktionsweise von Neuronetzen nachahmen. Die Plattform für Neurorobotik hat dann die Aufgabe, diese Simulation von neuronalen Netzen in vorerst virtuelle Roboter zu integrieren, die so über neue Fähigkeiten beispielsweise in Bezug auf Lernen oder Widerstandsfähigkeit verfügen sollen.

Nächste Etappe 2016

Die Wissenschaftler haben zweieinhalb Jahre Zeit, um alle Plattformen aufzubauen und zu testen. Ab 2016 stehen diese dann nicht nur den Forschungspartnern des Human Brain Project zur Verfügung, sondern auch anderen Wissenschaftsteams aus aller Welt. Das gesamte Projekt ist auf zehn Jahre angelegt.

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