Kennen Sie das? Sie wünschen sich etwas – zum Beispiel befördert zu werden – und dann trifft es tatsächlich ein. Das ist keine Magie, sondern Self-Fulfilling Prophecy. Eine Vorhersage, die sich selbst erfüllt. Weil wir unbewusst entsprechend der Prophezeiung handeln. Nicht immer aber prophezeien wir uns Positives.
Die selbsterfüllende Prophezeiung ist etwas zutiefst Menschliches. Wer hat sich nicht schon mal positiv oder negativ selbst beeinflusst? Vielleicht haben Sie den Traummann oder die Traumfrau getroffen, bei einer Prüfung sensationell gut abgeschnitten oder endlich den lang ersehnten Auftrag erhalten?
Unsere Gedanken können unser Verhalten beeinflussen
Diesen Mechanismus kennt auch die Psychologin und Psychotherapeutin Sandra Figlioli Hofstetter: «Unsere Gedanken können unser Verhalten beeinflussen. Nur vergessen wir das oft.» Dabei ist die selbsterfüllende Prophezeiung sehr wertvoll, davon ist sie überzeugt. Was ich über eine bestimmte Situation oder einen bestimmten Menschen denke, beeinflusst schlussendlich diesen Menschen oder diese Situation. In den 1960er-Jahren wählten amerikanische Wissenschaftler einige Schüler zufällig aus und erklärten den Lehrern, dass diese Kinder besonders begabt seien. Nach einem Jahr zeigte sich, dass die zufällig ausgewählten Schüler ihre Leistungen viel mehr steigerten als die Kontrollgruppe.
«Das ist durchaus beeindruckend», gibt Figlioli Hofstetter zu. Sie betrachtet die selbsterfüllende Prophezeiung auch als Geschenk.
Wer sich selbst etwas prophezeit, handelt unbewusst automatisch in diese Richtung.
Die Expertin empfiehlt, sich ein Ziel zu setzen und immer wieder über dieses Ziel zu reden und anderen davon zu erzählen. Auf diese Weise denke man mehr über das Ziel nach – und beeinflusse sich gewissermassen selbst positiv.
Indem man anderen von diesem Ziel berichtet, schafft man auch eine positive Umgebung, in welcher die Prophezeiung gedeihen kann. «So ist das Erreichen des Ziels wahrscheinlicher, als wenn wir niemandem davon erzählen», sagt die Psychologin. Wer befördert werden möchte, tut gut daran, sein Interesse am Aufstieg auf der Karriereleiter auch kundzutun. Also: Mut zur selbsterfüllenden Prophezeiung! Lassen Sie Ihre Träume wahr werden.
Die negative selbsterfüllende Prophezeiung
Auch zutiefst menschlich ist es, sich selbst negativ zu beeinflussen. Man lässt sich – zum Beispiel vor einem Vortrag – dermassen ins Bockshorn jagen, dass man anschliessend prompt versagt. «Dabei hätten wir es in der Hand, uns positiv zu beeinflussen und uns nicht über Vorurteile den Kopf zu zerbrechen», sagt die Expertin. Hier geht es eigentlich um Vorurteile, sich selbst, aber auch anderen gegenüber.
Sandra Figlioli Hofstetter macht ein Beispiel: «Wenn ich meinem Nachbarn jedes Mal, wenn ich ihn sehe, in Gedanken unterstelle, dass er mich nicht mag, beginnt mit der Zeit eine gefährliche Abwärtsspirale – ich grüsse schroff oder mit der Zeit gar nicht mehr – und er mag mich schlussendlich wirklich nicht.»
Die Psychologin empfiehlt, sich auf eine positive selbsterfüllende Prophezeiung zu konzentrieren. Das gelingt besonders gut, wenn man sich vor einem Vortrag in Gedanken gut zuredet – so, wie man es bei einem Freund oder einer Freundin auch machen würde. Vielleicht wird dann aus dem vermeintlich feindlichen Nachbarn sogar ein Freund.