Natürlich streitet das Psychologenpaar auch. Aber die beiden haben dank Ihrer Tätigkeit als Psychotherapeuten und regelmässige Teilnehmer einer Paartherapie einige Tipps auf Lager. Notabene selbst erprobt.
5:1-Formel
Eigentlich klingt sie ganz einfach, die Formel für eine glückliche Beziehung: Fünf Komplimente, einmal Kritik, kurz: 5:1. Und doch ist sie im Alltag so schwer umzusetzen. Das weiss auch das Psychotherapeutenpaar. «Dem Partner gegenüber auch im Streit noch positive Punkte zu äussern, ist ganz schön schwierig», sagt die Psychologin.
Die Formel 5:1 hat in der Forschung gezeigt, dass damit eine langfristige glückliche Beziehung eher gelingen kann. Es gehe nicht darum, worüber man streitet, oder wie oft man streitet. «Es geht darum, dass die Wertschätzung innerhalb der Paarbeziehung bleibt», sagt die Psychotherapeutin.
Wie funktioniert's?
Fünf Komplimente und ein Kritikpunkt, also kann man dem Partner oder der Partnerin nach fünf Mal loben oder fünf positiven Äusserungen so richtig eins auswischen? «Natürlich ist das verführerisch, aber genau so funktioniert es eben nicht», sagt Patrick Figlioli. Da musste er sich gegenüber seiner Frau Sandra schon richtig zusammennehmen, gibt er zu.
«Es geht vielmehr um ein Verhältnis zwischen angenehmen und unangenehmen Äusserungen.» Es müssen also nicht fünf Komplimente sein. Das kann auch eine liebevolle Berührung am Arm sein, ein Nachfragen, wie der Tag gelaufen ist, Wertschätzung, eine zuwendende Geste, einen Fehler eingestehen und sich entschuldigen, oder gemeinsames Lachen.
Natürlich darf man, wenn es um den Kritikpunkt geht, auch unangenehmes loswerden. Aber wie so oft macht der Ton die Musik.
Komplimente machen hat eine positive Wirkung auf beide
Für die Psychologin Sandra Figlioli-Hofstetter sind die fünf positiven Äusserungen ein gutes Training, auch im Alltag vermehrt Komplimente zu machen.
«Mir fällt Positives schon auf, aber dass ich das nicht als selbstverständlich ansehe und auch ein Lob ausspreche – daran arbeite ich», gesteht sie ein. Und noch etwas sei wichtig, unterbricht ihr Mann: «Die eigenen Wertvorstellungen und Glaubenssätze muss man für 5:1 über Bord werfen.»
Wie geht das? Es geht darum, dass man den Partner oder die Partnerin mit allen ihren Eigenheiten wertschätzt. Seine Frau, so Figlioli, sei eher die Kreative und Intuitive, er dagegen sei organisiert und pragmatisch. Er ist Frühaufsteher, sie bleibt am Morgen lieber liegen. «Deshalb hinterlasse ich meiner Frau jeweils eine Grussbotschaft und lasse sie länger schlafen.» Im Gegenzug erwartet der Psychologe keine Grussbotschaft von seiner Frau, oder dass sie gar früh mit ihm zusammen aufsteht.
Hand aufs Herz: Wann haben Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin das letzte Mal eine Grussbotschaft hinterlassen? Das wäre dann schon mal eins von fünf Komplimenten.