Alle Jahre wieder drehen wir am letzten Oktobersonntag die Uhren zurück auf Winterzeit. Das freut längst nicht alle Menschen. Es wird so regelmässig über die Abschaffung der Zeitumstellung debattiert, wie die Uhren vor- und zurückgestellt werden. Doch eine ewige Sommerzeit hätte Folgen für uns und die Wirtschaft.
Würden wir die Uhren nicht zurückdrehen, ginge die Sonne in der Schweiz zwischen Ende Oktober und Anfang März nie vor 8 Uhr auf. Im Dezember und Januar wäre der Tagesanbruch gar nach 9 Uhr. Dieses späte Morgenlicht würde vielen zu schaffen machen.
Die innere Uhr fällt aus dem Takt
Bei permanenter Sommerzeit gerät unsere innere Uhr im Winter eher aus dem Gleichgewicht. «Sie synchronisiert sich täglich über die Augen und das Licht mit der Erdrotation», erklärt Christian Baumann, Neurologe am Universitätsspital Zürich. «Optimal ist es, wenn möglichst bald nach dem Aufwachen helles Sonnenlicht auf die Augen trifft und wir abends im Dunkeln ins Bett gehen können.»
Teenager besonders betroffen
Würde im Winter Sommerzeit herrschen, müssten wir viel öfter im Dunkeln aufstehen. Selbst lange nach Arbeitsbeginn wäre es noch immer nicht richtig hell. Das kann sich gerade auf Abendtypen – sogenannte Nachteulen – negativ auswirken. Sie hätten noch mehr Mühe, aus dem Bett zu kommen.
Bei Teenagern zeigt sich das besonders deutlich: «In diesem Alter haben Jugendliche mehr Mühe, morgens wach zu werden», sagt Christian Cajochen, Leiter des Zentrums für Chronobiologie in Basel. Je später es hell werde, desto stärker wirke sich das auf die allgemeine Leistungsfähigkeit der Jugendlichen aus.
Auch Winterdepressionen nähmen wegen der längeren morgendlichen Dunkelheit zu. «Zwar hängt diese Form der Depression wesentlich von der Tageslänge ab, jedoch kann sie bei bis zu 80 Prozent der Betroffenen durch morgendliches Licht gemildert werden», erklärt der Chronobiologe.
Deshalb sind sich Fachpersonen einig: «Würden wir die Zeitumstellung in der Schweiz abschaffen, dann besser zu Gunsten der Normalzeit, oder eben Winterzeit», sagt Cajochen.
Der Mythos vom Energiesparen
Während Kriegszeiten und der Ölkrise diente die Sommerzeit als Energiesparmassnahme. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass die Umstellung auf Sommerzeit kaum Einfluss auf den Energieverbrauch hat. Dies gelte auch, wenn wir bei der Sommerzeit blieben: «Insgesamt dürfte der Nettoeffekt sehr klein bleiben, mit einer erwarteten Veränderung von weniger als +/- 1 Prozent», bestätigt Lukas Marti, Analyst beim Energieunternehmen BKW.
Die Schweiz – eine Zeitinsel
Wirtschaftlich wäre eine ewige Sommerzeit vor allem dann problematisch, wenn die Schweiz gegenüber der EU zur halbjährlichen Zeitinsel würde. «Dies brächte für die Wirtschaft erhebliche, kostenintensive Nachteile», heisst es in der bundesrätlichen Antwort von 2017 auf einen Vorstoss zur Abschaffung der Zeitumstellung. Betroffen wären etwa Geschäftsverkehr, Transportwesen und auch die Kommunikation.
Schafft die EU jedoch die Zeitumstellung ab, was eigentlich beschlossen, aber noch nicht umgesetzt wurde, läge es auf der Hand, dass die Schweiz mitzieht. Denn dies tat sie bereits 1981, als hierzulande die Sommerzeit eingeführt wurde. Ziel war es, sich mit den Nachbarländern zu synchronisieren.