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Förderung von E-Autos Anreize für Elektroautos verpuffen vor dem Kauf

In der Schweiz könnte man sehr viel mehr Leute zum Umsteigen auf Elektroautos bringen. Ein Forschungsteam aus Bern und Lausanne hat berechnet, wie.

Die heutigen Anreize zum Kauf von neuen Elektroautos greifen zu wenig, hat ein Forschungsteam am Beispiel des Kantons Bern berechnet. In Bern wie auch in diversen anderen Schweizer Kantonen laufen die Anreize für neue E-Autos heute über eine vergünstigte Motorfahrzeugsteuer.

Konkret profitiert man in Bern von einem halbierten Motorfahrzeug-Steuersatz und weiteren Vergünstigungen in den ersten vier Jahren. Diese Subvention hat jedoch einen Nachteil: Sie kommt erst zum Tragen, nachdem ein Auto bereits gekauft ist.

Ein Parkplatzschild weist auf spezielle Abstellplätze für Elektrofahrzeuge hin.
Legende: Mehr Elektroautos durch Kaufprämien? Eine neue Studie zeigt: Dieser Ansatz hat grosses Potenzial. IMAGO/Bihlmayerfotografie

Effizienter wäre es, man würde auf neue E-Autos eine Kaufprämie gewähren, betonen Doina Radulescu vom Kompetenzzentrum für Public Management der Universität Bern und Ökonom Patrick Bigler, der über seine Doktorarbeit am Berner Forschungsprojekt beteiligt war.

42 Prozent mehr E-Auto-Käufe dank Kaufprämie

Eine Kauf- oder Umweltprämie ist in der Schweiz bisher wenig verbreitet, es gibt sie zum Beispiel im Kanton Tessin. Diese Art der Vergünstigung wird schon beim Kauf eines Autos sichtbar. Damit sei sie besser geeignet, den Entscheid für oder gegen ein Elektroauto zu beeinflussen, sagt Patrick Bigler. «Mit einer Kaufprämie würden 42 Prozent mehr Haushalte von einem Benziner auf ein Elektroauto umsteigen als bisher», hat der heute an der Uni Lausanne tätige Wissenschaftler berechnet.

Kaufprämien in der EU

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Eine ganze Reihe von EU-Ländern kennt Kaufprämien bzw. Umweltprämien, so etwa Frankreich, Spanien, Polen und die Niederlande. Deutschland hatte die Prämie (ca. 4000 Euro) für eine Weile, sie aber aus Geldmangel Ende 2023 vorzeitig gestrichen. Das hat gemäss Mobilitätsexperten zu einem starken Rückgang der E-Autokäufe im grössten EU-Markt geführt.

Die entgegengesetzte Entwicklung zeigt sich in Malta: Das kleine EU-Land hat 2024 die Quote der neu gekauften Elektroautos um 90 Prozent erhöht – dies mit Kaufprämien von 11’000 Euro pro Elektroauto. Offenbar bräuchte es rekordhohe Preis-Vergünstigungen, damit der Absatz von Elektroautos deutlich ansteigt.

Oder andersherum: Die Hersteller müssten deutlich günstigere E-Automodelle anbieten. Das könnte laut Experten 2025 tatsächlich der Fall sein, da die EU die Emissionsvorgaben verschärft hat.

Ganz kippen lassen sich die staatlichen Vergünstigungen der Motorfahrzeugsteuer zwar nicht, da die vor allem dazu dient, Strasseninfrastruktur zu finanzieren. Bigler und Radulescu votieren daher für eine Kombination von Kaufprämie plus – abhängig von der Umweltverträglichkeit des Fahrzeugs – einem Bonus oder Malus auf die Motorfahrzeugsteuer.

Einkommensschwächere vermögen keine Elektroautos

Nebst neu gekauften Elektroautos haben Bigler und Radulescu auch Daten zu den Haushaltseinkommen der E-Autokäufer und -käuferinnen verwendet. So konnten sie simulieren, wie unterschiedliche Fördermodelle sich auf verschiedene Einkommensgruppen auswirken.

Das Resultat: Die Umstellung auf Kaufprämien bewirkt, dass vermehrt auch einkommensschwächere Personen Elektroautos kaufen. Allerdings blieb dieser Effekt klein. Dass er nicht grösser ist, erklärt sich das Forschungs-Duo unter anderem mit Vorbehalten gegenüber Elektroautos, die gerade in einkommensschwachen Haushalten ausgeprägt seien. Doch Fakt bleibt: Elektroautos sind massiv teurer als Benziner. Auch eine Kaufprämie wie im Tessin (bis zu 4000 Franken) holt die Preise nicht auf das Niveau der Benziner herunter.

Nochmals zusammengefasst zeigt die neue Studie also: Die Umstellung auf Kaufprämien könnte die Zahl der gekauften E-Neuwagen deutlich steigern und damit den CO₂-Ausstoss in der Schweiz senken. Auch mit diesem Anreizsystem bleiben Elektroautos aber auf Vermögendere beschränkt; sie profitieren denn auch am meisten von den Subventionen für Elektroneuwagen.

Wissenschaftsmagazin, 01.03.2025, 12:40 Uhr

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