Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt, hilft dem Klima. Denn tierische Nahrungsmittel wie Fleisch, Milch oder Eier verursachen in der Herstellung mehr Treibhausgase als pflanzliche.
Weil der negative Einfluss von Fleisch besonders gross ist, verzichten viele Klimabewusste darauf. Das ist besser für die Umwelt. Aber ist es auch gut für uns?
Braucht der Mensch Fleisch?
«Um uns gesund zu ernähren, brauchen wir kein Fleisch», sagt Ernährungswissenschaftlerin Christine Brombach. «Aber wir brauchen tierische Proteine.»
Zwar finde man grundsätzlich auch in Pflanzen alle Protein-Bausteine, die wir zum Leben brauchen. «Pflanzliche Proteine können aber weniger gut vom Körper aufgenommen werden als tierische», sagt Brombach, die an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften lehrt.
Deshalb müsse man mehr Pflanzenproteine essen und die Proteinquellen richtig kombinieren. Denn nicht in jeder Pflanze ist alles drin.
Milch, Fisch oder Insekten
Das kann aufwendig sein und braucht spezifische Kenntnisse. «Es ist sinnvoll, Milchprodukte, Fisch oder Eier zu essen. Oder Insekten», meint die Ernährungsexpertin. Neben tierischen Proteinen beinhalten sie zum Beispiel Vitamin B12, das wir fast ausschliesslich über tierische Produkte aufnehmen.
Auch von anderen Substanzen könnten wir über Pflanzen nicht genug aufnehmen, so Brombach: «Eisen zum Beispiel kommt in Pflanzen in einer Form vor, die für den Körper schwieriger zu nutzen ist.» Und auch Kalzium und Vitamin D gehörten zu den kritischen Nährstoffen.
Ergänzungsmittel nötig
«Wenn ich mich ausschliesslich pflanzlich ernähre, muss ich diese Stoffe zwingend als Nahrungsergänzungsmittel aufnehmen», sagt die Ernährungswissenschaftlerin. So sei dann vegane Ernährung durchaus möglich.
In kritischen Lebensphasen, etwa in der Schwangerschaft oder bei Kindern, rät sie aber davon ab: «In den tierischen Produkten sind Spurenelemente enthalten, die ein Kind für eine gesunde Hirnentwicklung unbedingt benötigt.»
Schwangere oder Kinder, die trotzdem vegan leben möchten, müssten deshalb unbedingt Ergänzungsmittel nehmen, um Schäden zu verhindern.
Nicht zu wenig, nicht zu viel
Vegan zu leben, ist laut Ernährungsexperten also eine Herausforderung für die Gesundheit. Wer nur auf Fleisch verzichtet und vegetarisch isst, kann sich hingegen vollwertig ernähren.
Wer Fleisch isst, sollte aber auch der eigenen Gesundheit zuliebe nicht übertreiben: Wissenschaftler haben Zusammenhänge festgestellt zwischen hohem Fleischkonsum und einem erhöhten Risiko für Herzkreislauferkrankungen, gewisse Arten von Krebs oder Diabetes.
«Die Menge macht’s»
«Wir alle wissen, dass wir zu viel Fleisch essen – mit Folgen für unsere Gesundheit und für die Umwelt», sagt Christine Brombach. «Aber es geht nicht darum, dass wir generell kein Fleisch essen sollten. Es geht um das, was Paracelsus schon vor vielen Jahren gesagt hat: Die Menge macht's.»
Hier liegt das Problem. Die Weltgesundheitsorganisation wie auch die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfehlen maximal 500 Gramm Fleisch pro Woche. In der Schweiz essen wir das Doppelte. Das ist ungesund – für uns und fürs Klima.
Sendung: SRF 1, Sternstunde Philosophie, 9.2.2020, 11 Uhr