Insekten sind die grösste Tiergruppe weltweit und in der Schweiz. Sie tragen viel zur Biodiversität bei und vollführen wichtige Ökosystemleistungen. Aus der Schweiz sind 30'000 Arten bekannt – geschätzt sind aber bis zu doppelt so viele Insekten in der Schweiz heimisch.
Rote Listen für Insekten
Für gefährdete Arten erstellt der Bund rote Listen, diese roten Listen werden auch regelmässig ergänzt. Bei den Insekten wurden bislang circa 3000 Insektenarten bewertet. Aktuell fehlt aber für viele Arten noch solche Bewertungen. Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, welche dazu führen, dass die Artenvielfalt der Schweizer Insekten unter Druck steht. Zersiedelung, intensive Landwirtschaft und klimatische Veränderungen etwa setzen den Sechsbeinern zu.
Studien zu Langzeitveränderungen der Insektenfauna in der Schweiz sind selten. Die Forschungsinitiative INSECT soll dem entgegenwirken. «Es fehlen Daten, welche wir vergleichen können», so Kurt Bollmann von der Forschungsanstalt Wald, Schnee und Landschaft WSL. Die Initiative will die konkreten Auswirkungen des Klima- und Landnutzungswandels auf die Insektengemeinschaften untersuchen.
Auch der Insektenforscher Felix Neff von Agroscope, des Kompetenzzentrums des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, ist Teil der Initiative INSECT. Die Initiative soll zwar auch zeigen, wie sich die Biomasse der Schweizer Insekten in den letzten Jahrzehnten verändert hat, also wie viele Insekten es insgesamt gibt.Hier fehlen aber noch die Daten. «Aber es gab grosse Veränderungen in den Insektengemeinschaften: Für viele Arten fanden wir Abnahmen, ihre Anzahl wurde also geringer!», so Neff. Einzelne, kälteliebende Arten haben es schwer und sind zurückgegangen. Forscherinnen und Forscher haben aber festgestellt, dass zum Beispiel wärmeliebende Arten sich hervorgetan haben. Das führen Neff und seine Kolleginnen und Kollegen auch auf den Klimawandel zurück.
Was heisst das für uns?
Für uns kann das bedeuten, dass wir unter anderem mit einem Verlust der Bestäubungsleistung rechnen müssen, und folglich weniger Obst wächst. Denn auch Wildbestäuber sind unter Druck. «Wildbestäuber tragen erheblich zur Bestäubung in landwirtschaftlichen Kulturen bei und sind damit sehr wichtig», sagt Neff.
Ob wir für Kirschen, Apfelbäume oder Aprikosen schon ein Bestäubungsproblem haben, wird sich zeigen. Fakt ist: Eine Studie an der Agroscope zur Bestäubungsleistung konnte in landwirtschaftlichen Kulturen in der Schweiz ein leichtes Bestäubungsdefizit aufzeigen. Es wird daher weiter intensiv geforscht. Zum Beispiel an sogenannten Blühstreifen, welche explizit Wildbestäuber im Agrarland fördern können.