Ausgerüstet mit Stirnlampe und Peilgerät war Vivian Jürges unterwegs in der Masoala-Halle des Zürcher Zoos. Während vierzig Nächten hat die Biologin der Tierärztlichen Hochschule Hannover im Rahmen ihrer Masterarbeit versucht, so viel wie möglich über die unbekannte Lebensweise der Goodman-Mausmakis heraus zu finden.
Die kleinen Tierchen brauchen nur wenig Platz
Gerade mal acht Zentimeter sind die Tierchen gross, was es für die Forscherin nicht einfach machte, sie zu beobachten. Immerhin hat die Masoala-Halle die Grösse eines Fussballstadions und die Mausmakis sind blitzschnell. So konnte die Biologin die Tiere nur selten sehen. «Meistens sind sie schnell zwischen den Blättern verschwunden, wenn ich kam. Und trotz Peilgerät bin ich nicht nachgekommen».
Trotzdem konnte die Forscherin einiges über die kleinen Tiere herausfinden, das noch nicht bekannt war: beispielsweise, dass der Bewegungsradius von Männchen viermal grösser ist als der der Weibchen. Die Weibchen bewegten sich gerade mal zwischen Futterplatz und Schlafplatz. Die Männchen hielten sich jedoch in der halben Halle auf. Diese Beobachtung war für die Biologin überraschend, denn die Halle ist im Vergleich zur freien Wildbahn relativ klein. Sie hatte angenommen, dass die Tiere in solch einem beschränkten Lebensraum den ganzen Platz nutzen würden, der ihnen zur Verfügung steht.
Futterneid und Geschlechtertrennung
An den Futterstationen konnte Jürges die Mausmakis am besten beobachten. Etwas, das ihr besonders auffiel: Dort fand die meiste Aggression zwischen den Tieren statt. «Das ist der Fall, wenn viel Futter an wenigen Stellen positioniert wird», schätzt Jürges ein. Ausserdem zeigte sich bei zweigeschlechtlichen Konflikten, dass die Weibchen dominanter waren als die Männchen. Die Weibchen konnten fast immer gewinnen. Auch dies sei sehr überraschend, weil dies in der Tierwelt so gut wie nie vorkomme, meint die Forscherin.
Einige Male war Jürges auch bereits zur Dämmerung in der Halle unterwegs und konnte ihre Forschungsobjekte dabei beobachten, wie sie aufwachten. Die Mausmakis schienen in der Halle eine bestimmte Palmenart – einen sogenannten Schraubenbaum – als Schlafplatz zu bevorzugen. «Die Weibchen schlafen als stabile Gruppe zusammen. Die Männchen schlafen zwar auch in Gruppen, jedoch ändert sich die Zusammensetzung von Tag zu Tag», sagt Jürges. Die Tiere scheinen tagsüber in Gruppen und nachts eher allein unterwegs zu sein.
Schritt für Schritt erfährt der Zoo Zürich dank Biologen wie Vivian Jürges mehr über die Lebensweise der Goodman-Mausmakis. Dem Zoo dient jede Information, um die Haltung der Tiere zu optimieren.