Am Strand schlafen nördliche Seeelefanten bis zu zehn Stunden pro Tag. Ganz anders, wenn sie unterwegs sind auf ihren bis zu sieben Monaten dauernden Fresstouren im Pazifik. Dann machen sie eine kleine Reihe von nur etwa zwanzigminütigen Nickerchen, wie Forschende in einer aufwändigen Studie kürzlich detailliert nachzeichnen konnten.
Seeelefanten sind die grösste Robbenart der Welt und in den obersten Wasserschichten drohen sie von Schwertwalen oder weissen Haien gefressen zu werden. Wohl deshalb tauchen sie erst ab auf etwa 150 Meter unter Wasser und schlafen dort dann im Abtauchen ein. Auf etwa 200 Meter fallen sie in den REM-Schlaf. Dabei kippen sie auf den Rücken und trudeln kopfvoran in einer langsamen Spirale in die Tiefe. Ungefähr 300 Meter unter Wasser erwachen sie wieder und schwimmen langsam hoch, um Luft zu holen.
Eine Kappe mit Sensoren
Herausgefunden haben das die Forscherinnen und Forscher, indem sie 340 weiblichen Seeelefanten Kappen voller Sensoren angezogen haben. So konnten sie die Hirnströme der Tiere messen, aber auch den Herzschlag, das Schwimmverhalten und ihre Bewegung im Raum. Die Kombination all dieser Daten hat es erst möglich gemacht, dieses bisher nicht bekannte Schlafverhalten zu dokumentieren. Insgesamt haben die Forschenden gegen drei Millionen Tauchgänge ausgewertet.
Rekordverdächtige Kurzschläfer
Dabei hat sich auch gezeigt, dass die Seeelefanten-Weibchen auf ihren Fresstouren – sie jagen Fische und Tintenfische – mit sehr wenig Schlaf auskommen. Im Durchschnitt schlafen sie pro Tag nur zwei Stunden, verteilt auf mehrere solche Abtauch-Nickerchen. Das ist rekordverdächtig wenig. Auch bei frei lebenden Elefanten an Land ist so wenig Schlaf schon nachgewiesen worden. Sie schlafen dabei oft im Stehen und meist hält ein Tier Wache. Normalerweise aber schlafen Landelefanten länger. Andere Säugetierarten wie Affen etwa brauchen noch mehr Schlaf. Schimpansen schlafen 10 Stunden pro Tag. Kleine Säugetiere schlafen noch länger. Bei Igeln etwa sind es bis zu 18 Stunden pro Tag.
Ein Auge schläft, ein Auge wacht
Was weder Igel noch Seeelefanten beherrschen, ist die Kunst des Halbseitenschlafs. Andere Tierarten aber können die eine Hirnhälfte runterfahren, während die andere aktiv bleibt. Stockenten zum Beispiel wenden diese Taktik auch in der Gruppe an: Während eine Entengruppe schwimmend auf dem See schläft, halten die Tiere am Rand jeweils das Auge gegen aussen offen, um die Gruppe vor Feinden warnen zu können.
Ab und zu wechseln die äusseren Enten ihre Position, sodass sie mit dem anderen Auge Wache halten können. Dann ruht die vorher benutzte Hirnhälfte. Diesen Halbseitenschlaf kennen auch Delfine, zahlreiche Walarten oder Krokodile.
Träumen auch Springspinnen?
Grundsätzlich brauchen alle Tiere Schlaf. Nur ist das Schlafen bei vielen Tierarten nicht so einfach nachzuweisen, weil man ihre Hirnströme nicht so einfach messen kann. Auch die letzte Phase des Schlafes, in der wir die Augäpfel unter den Lidern schnell bewegen, die sogenannte REM-Phase (rapid eye movement) lässt sich etwa bei Gliederfüsslern, wie Krebsen, Insekten oder Spinnen nicht so einfach nachweisen, da sie keine beweglichen Augen haben. Eine Untersuchung an jungen Springspinnen hat aber kürzlich ergeben, dass sich die Netzhäute der Spinnen in der Nacht in regelmässigen Abständen bewegen. Was die jungen Spinnen im REM-Schlaf träumen, das ist allerdings noch offen.