«In der Wüste ein Stück Mars zu finden, ist schon recht speziell», sagt Beda Hofmann. Er ist Geologe und Kurator am Naturhistorischen Museum in Bern. Seit gut 20 Jahren fährt er zusammen mit Edwin Gnos vom Naturhistorischen Museum Genf und mit anderen Meteoritenspezialisten einmal im Jahr in die Wüsten des Oman und sucht dort nach Meteoriten. Über 7000 Stück haben sie schon gefunden, darunter auch sehr seltene Steine.
«Am Anfang hatten wir keine Ahnung»
Sie seien zu Beginn einfach losgefahren mit dem Geländefahrzeug und hätten am Boden nach schwarzen Steinen Ausschau gehalten. «Wir hatten alle noch nie einen Meteoriten gefunden in der Wüste», sagt Hofmann, «wir hatten keine Ahnung». Unterdessen suchen sie gezielter, teils auch zu Fuss.
Die Steine sind zum Teil schon vor Jahrtausenden herabgestürzt und entsprechen verwittert oder abgeschliffen durch Sandstürme. Sie liegen aber noch immer im hellen Wüstensand und sind deshalb meist recht gut zu erkennen. «Nur der Kameldung macht uns oft einen Strich durch die Rechnung», sagt Beda Hofmann, «der hat eine ähnliche Farbe wie die Meteoriten».
Kosmisches Billard
Die meisten Meteoriten kommen aus dem Asteroidengürtel, der zwischen der Mars- und der Jupiterbahn liegt. Immer wieder werden kleinere Stücke aus der Bahn geschleudert. Ein kleiner Teil davon landet auf der Erde. Beim Absturz durch die Erdatmosphäre erhitzen sie stark und verlieren gegen 90 Prozent ihrer Masse.
Als wir Menschen zum ersten Mal zum Mond flogen, war uns noch nicht klar, dass es bereits Mondstücke auf der Erde gab
Neben diesen «gewöhnlichen Meteoriten» gibt es ganz selten auch Stücke vom Mars oder vom Mond. Sie werden – wie beim Billard – beim Absturz eines anderen Himmelskörpers auf den Mond oder den Mars herausgeschleudert. «Lange wusste man das nicht», sagt Hofmann, «als wir Menschen zum ersten Mal zum Mond flogen, war uns noch nicht klar, dass es bereits Mondstücke auf der Erde gab».
Älter als die ältesten Steine der Erde
Meteoriten haben sich sehr früh bei der Entstehung unseres Sonnensystems gebildet. «Sie sind älter als jeder Stein auf der Erde», sagt Beda Hofmann. In ihnen findet sich teilweise fast unverändertes Urmaterial aus dem sich unser Sonnensystem gebildet hat. «Meteoriten sind deshalb geologisch sehr interessant.»
Wissenschaftlich untersucht wurden die im Oman gefundenen Steine zum grössten Teil in der Schweiz. Interessant ist ihre Zusammensetzung und ihre Herkunft. Wie bei einem Puzzle kommt mit den vielen Meteoriten-Analysen ein immer ein genaueres Bild zusammen.
Meteoriten flogen zurück in den Oman
Im Januar 2021 wurden die allermeisten Meteoriten – wie vereinbart – per Flugzeug wieder in den Oman zurückgebracht. Sie gelten als nationales Kulturgut. Und die Sammlung als Ganzes ist auch wissenschaftlich bedeutend. Das bestätigen unbeteiligte Forschende. Denn in anderen Wüsten wurden die Meteoriten von privaten Sammlern unkoordiniert und abhängig vom Sammlerwert zusammengelesen. Ähnlich bedeutende Sammlungen wie die aus dem Oman gibt es nur aus den Blaueisfeldern der Antarktis. Kleine Stücke der wichtigsten Meteoriten aus dem Oman durften in der Schweiz bleiben. So können Forscherinnen und Forscher auch künftig Analysen machen mit diesen ausserirdischen Brocken.