Der Gartenrotschwanz war noch vor hundert Jahren in der Schweiz weit verbreitet. Doch heute begegnet man dem Singvogel mit dem orangen Schwanz kaum mehr.
Wer meint, einen gesehen zu haben, hat ihn meist verwechselt: Mit dem Hausrotschwanz. Auch dieser häufigere Verwandte hat nämlich einen orangen Schwanz, ist aber ansonsten ganz schwarz. Der Gartenrotschwanz hingegen hat einen orangen Bauch – und seinen eigenen Gesang.
Leibspeise: Krabbeltiere
Dass dieses Gezwitscher selten geworden ist, hat einen guten Grund: Gartenrotschwänze ernähren sich von allerlei Kleingetier, das auf dem Boden und auf Gräsern herumkrabbelt. Von einer Sitzwarte aus, einem Baumstrunk zum Beispiel, suchen die Vögel den Boden ab: nach Käfern, Ameisen, Raupen und Spinnen.
Doch haben Düngemittel und Pestizide vielen dieser Bodenkrabbeltiere den Garaus gemacht. Und an die, die es noch gibt, kommen die Gartenrotschwänze kaum mehr heran, weil die Landschaft sich verändert hat.
Dünger ist sein Feind
Strassen und Wege sind zugepflastert. Und in gedüngten Wiesen wächst das Gras so dicht, dass die Insekten dazwischen nicht mehr zu sehen sind.
Man hört den Gartenrotschwanz in der Schweiz daher nur noch punktuell: In naturnahen Gärten und Rebbergen etwa. Und auch in Waldbrandgebieten.
Dort explodieren die Bestände jeweils regelrecht, wie Forscher der Vogelwarte Sempach im Wallis beobachtet haben.
Waldbrand schafft sein Paradies
Bunt leuchtende Vögel zwischen schwarz-verkohlten Baumstämmen. Ein seltsames Bild. Doch verbrannte Wälder haben viel freiliegenden Boden, wo schon bald nach einem Brand wieder Ameisen und Spinnen herumkrabbeln.
Für Gartenrotschwänze ist das ein paradiesischer Zustand – wenn auch nur für kurze Zeit. Sobald die verkohlten Böden im Wallis wieder eingewachsen waren, zwitscherten wieder weniger Vögel.
Nur nicht zu ordentlich
Der Gartenrotschwanz ist also direkt abhängig von naturnahen, kargen Böden. Um ihn zu fördern, braucht es eigentlich nicht allzu viel: Wer in seinem Schrebergarten eine Magerwiese wachsen lässt, mit Vegetationslücken und einzelnen alten Obstbäumen drin, hat schon ein schönes Habitat geschaffen. Doch ein Schrebergarten allein, das reicht halt nicht.
Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Kultur Kompakt, 21.04.2017, 08:20 Uhr