Warum sich so ein grosses Gehirn lohnt, beantwortet jetzt eine neue Studie, die Wissenschaftsredaktion, Katrin Zöfel gelesen hat.
SRF: Katrin Zöfel, in der Studie geht es um Frösche, Schlangen und wer wen frisst – was sagt uns das über die Notwendigkeit eines grossen Hirns?
Katrin Zöfel: Die Studie hat bei 102 chinesischen Froscharten geschaut, wie auffällig oder unscheinbar die Frösche gefärbt und wie gross ihre Gehirne waren. Dabei kam heraus: Die unscheinbaren Frösche hatten die kleineren Gehirne...
Langweiler sind also dumm, oder wie muss ich das verstehen?
Nicht ganz. Die unscheinbaren Frösche haben einen entscheidenden Vorteil: Sie sind schwer zu entdecken und verschwinden sozusagen in der Umgebung. Das schützt sie vor Fressfeinden, vor allem vor Schlangen.
Auffällige Frösche werden viel leichter von Schlangen entdeckt, gejagt und gefressen. Also brauchen die Auffälligen ein grösseres Gehirn. Sie müssen schlau sein, damit sie schnell merken, wenn sie eine Schlange nähert, und dann schnell einen Fluchtweg finden.
Wer sich ein auffälliges Aussehen leistet, muss also seine Umgebung besser wahrnehmen und deuten können...
Ganz genau. Die Forscher konnten zeigen, dass auch die Gegend, in der die Froschart lebt, eine Rolle spielt – ob es dort besonders viele Schlangen gibt oder nicht. Auffällige Froscharten, die in Gegenden mit wenig Schlangen lebten, hatten ähnlich kleine Hirne wie die unscheinbaren Frösche. Das zeigt: Der Raubdruck durch die Schlangen ist der entscheidende Treiber für die Grösse der Gehirne.
Warum leisten sich die Frösche überhaupt ein auffälliges Äusseres, wenn sie das eigentlich nur in Gefahr bringt?
Sie wollen ja schon gefunden werden, nur nicht grad von Schlangen, sondern von Geschlechtspartnern, mit denen sie sich fortpflanzen können. Je auffälliger, umso eher klappt es mit dem gefunden werden und dem Nachwuchs zeugen.