Die Chronik der Rhätischen Bahn
7. Februar 1888: Auf die Initiative des Niederländers Willem Jan Holsboer wird die «Schmalspurbahn Landquart – Davos AG» gegründet. Der Kapitän und Kaufmann war 1867 ursprünglich wegen seiner Frau nach Davos gekommen, die dort wegen einer Lungenkrankheit behandelt wurde.
29. Juni 1888: Der erste Spatenstich für die Schmalspurbahn von Landquart nach Davos erfolgt.
29. September 1889: Zehn Tage vor dem geplanten Betriebsbeginn fährt der Eröffnungszug im festlich dekorierten Bahnhof Klosters ein. Doch der Beginn des regelmässigen Betriebs verzögert sich um zehn Tage – aus Gründen, die man in der Region kennt: ein Hangrutsch in Klosters.
1895: Der Name der Gesellschaft wird in «Rhätische Bahn» geändert. Im Sommer umfasst der Fahrplan auf der neuen Strecke pro Tag vier Verbindungen in beiden Richtungen. Eine Reise von Landquart nach Davos dauert drei bis vier Stunden; in umgekehrter Richtung ist es eine halbe Stunde weniger.
1896: Eröffnung der Strecke Landquart – Thusis
1897: Nach einer Volksabstimmung wird die Rhätische Bahn zur Staatsbahn von Graubünden.
Das Streckennetz wird nun zügig erweitert:
- 1903: Eröffnung der Strecke Reichenau – Ilanz
- 1904: Eröffnung der Strecke Thusis – St. Moritz
- 1907: Eröffnung der Strecke Bellinzona – Mesocco
- 1908: Eröffnung der Strecke Samedan – Pontresina
- 1909: Eröffnung der Strecke Davos – Filisur
- 1910: Eröffnung der Berninabahn St. Moritz – Tirano
- 1912: Eröffnung der Strecke Ilanz – Disentis.
- 1913: Eröffnung der Strecke Bever – Scuol-Tarasp
- 1914: Eröffnung der Strecke Chur – Arosa
1922: Bereits 1912 wurde die erste elektrische Lok beschafft. 1922 ist die Elektrifizierung der Rhätischen Bahn abgeschlossen. Sie macht den Betrieb nicht nur effizienter und leistungsfähiger, sondern verringert auch die Abhängigkeit von der Kohle, die im Ersten Weltkrieg oft knapp gewesen war. Nicht allen sind die Neuerungen geheuer: Einige Lokführer weigern sich, mit elektrischen Loks zu fahren, es kommt zu Entlassungen.
22. Juni 1930: Jungfernfahrt des Glacier Express. Er startet um 7.30 Uhr in Zermatt mit 70 geladenen Gäste an Bord und erreichte St. Moritz nach knapp elf Stunden. Die Strecke durchquert die Kantone Graubünden, Uri und Wallis.
1942: Die Rhätische Bahn fusioniert mit der Chur-Arosa-Bahn; im selben Jahr erfolgt der Zusammenschluss mit der Bellinzona-Mesocco-Bahn.
1943: Die Rhätische Bahn fusioniert mit der Berninabahn.
1945: Mit 117 Millionen Personenkilometern und 24 Millionen Tonnenkilometern erbringt die Rhätische Bahne die doppelte Transportleistung wie in den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg. Die Konkurrenz auf der Strasse war während des Kriegs wegen Treibstoffmangels stark gehemmt.
1949: Nach dem Krieg sind die Strassen bald wieder voller. Die Transporte der Rhätischen Bahn stagnieren und nehmen bald ab. Erstmals seit 1915 schreibt sie rote Zahlen.
1956: Es wird von drei auf zwei Klassen umgestellt. Die 1. und 2. Klasse werden neu zur 1. Klasse zusammengelegt. Die bisherige «Holzklasse» wird zur 2. Klasse.
1958: Das neue Eisenbahngesetz hilft im wirtschaftlichen Engpass. Die Anpassungen der Tarife an die der SBB und die höheren Abgeltungen des Bundes erlauben wieder positive Rechnungsabschlüsse. Der Personenverkehr zieht an und der Güterverkehr boomt. Doch dann verlangsamt sich das Wachstum. Heute macht der Güterverkehr nur noch 15 Prozent des Gesamtertrags aus.
1973: Der Tourismus verspricht neues Wachstum, die Rhätischen Bahn beginnt, ihre Strecke zu vermarkten: Der Bernina Express wird eingeführt. Gleichzeitig wird die Bedienung umsatzschwacher Bahnhöfe dem Postauto überlassen.
1984: Die Bahn wird rot. Der damalige Direktor Jörg Hatz findet, dass das markante Rot in der Landschaft gut aussehen würde. Zuvor hatten die Personenwagen einen grünen Anstrich – weil das Bahnnetz auch vom Militär genutzt wurde.
1999: Die Rhätische Bahn landet den letzten grossen Wurf für ihr Streckennetz: die Vereinalinie zwischen Klosters und Engadin. Ihr Kernstück ist ein 19 Kilometer langer Tunnel, der eine direkte Verbindung vom Prättigau ins Engadin ermöglicht.
7. Juli 2008: Die Unesco ernennt die Albula- und Berninalinie zum Weltkulturerbe. Die 122 Kilometer lange Strecke von Thusis nach Tirano ist erst die dritte Bahnlinie weltweit, der dieser Titel verliehen wird.
2014: Die Sicherheit des hundertjährigen Albulatunnels ist nicht mehr zeitgemäss, deshalb beginnt die Rhätische Bahn mit dem Neubau des Albulatunnels II. Er soll nördlich des bestehenden Tunnels im Abstand von 30 Metern gebaut werden.
2020: Der neue Albulatunnel soll in Betrieb genommen werden. Laut Plan wird ein Jahr später der alte Tunnel saniert sein und als Sicherheitstunnel genutzt werden.