Schwebend über die Gleise gleiten – das ist bereits heute Realität. Bei der sogenannten Magnetschwebetechnik fahren die Züge nicht auf Gleisen, sondern schweben einige Zentimeter darüber. Der Geschwindigkeitsrekord eines solchen Magnetschwebezuges liegt bei 603 Stundenkilometern. Aufgestellt hat ihn der japanischen Shinkansen L0 während Testfahrten.
In China fährt ein solcher Zug von der Innenstadt zum Flughafen von Shanghai. Einige Male pro Tag flitzt der Zug mit 430 Kilometern pro Stunde – ansonsten, um Energie zu sparen, mit 300 Stundenkilometern. Mit der schnelleren Geschwindigkeit würde die Strecke von Zürich nach Paris eine Stunde und 36 Minuten dauern. Zum Vergleich: Heute dauert es etwas mehr als vier Stunden.
Herkömmliche Züge mit Bodenkontakt fahren mit einer Spitzengeschwindigkeit von 330 Stundenkilometern durch Europa. Anders in Testfahrten: Da erreicht etwa der TGV 574.8 Kilometer pro Stunde. Die deutlich tiefere Höchstgeschwindigkeit im Alltag begründet Professor Thomas Sauter-Servaes von der ZHAW School of Engineering mit der Wirtschaftlichkeit und den infrastrukturellen Randbedingungen – also beispielsweise der kurvigen Streckenführung, dem Risiko von Fahrleitungsabrissen und dem Materialverschleiss.
Damit trotz Kurven ein schnelleres Zugfahren möglich ist, braucht es Technologien wie die Magnetschwebe- oder die Hyperloop-Technik.
Der neue Magnetschwebezug von Nevomo
Die polnische Firma Nevomo entwickelt Züge mit Magnetschwebetechnik. Der grosse Vorteil ihrer kürzlich kommunizierten Erfindung: für ihren Magnetschwebezug kann das bestehende Schienennetz umgenutzt werden.
So könnten bisherige und neue Züge auf denselben Schienen rollen, beziehungsweise schweben. Das spart Kosten. Müssten sonst doch alle Gleise neu verlegt werden. Nur, billig ist es auch so nicht: Für einen Kilometer Strecke kostet die Umrüstung etwa fünf Millionen Euro.
Der geplante Hyperloopzug von Nevomo
Das Fernziel von Nevomo ist der Hyperloopzug. Für die Fortbewegung werden auch hier elektrische Magnetfelder genutzt. Doch schwebt der Zug nicht mehr über den Gleisen, sondern fliegt in einer Vakuum-Röhre. Der Vorteil: Ohne Luftwiderstand sind bis zu 1200 Stundenkilometer möglich, also fast so schnell wie Schall.
Herkömmliche Züge vs. Magnetschwebezüge und Hyperloopzüge
Neben der Schnelligkeit sind schwebende und fliegende Züge leiser und führen zu weniger Materialverschleiss. Bei Geschwindigkeiten ab 150 Stundenkilometern verbrauchen sie weniger Energie als herkömmliche Züge. Nichtsdestotrotz geht auch bei den Magnetschwebe- und Hyperloopzügen eine höhere Geschwindigkeit mit mehr Energieverbrauch einher. Zudem benötigen Hyperloopzüge ein neues Röhrensystem.
Als möglicherweise nachhaltigste Lösung für schnelle Interkontinentalverbindungen sieht Professor Thomas Sauter-Servaes Flugzeuge mit nachhaltigem Treibstoff. Der Vorteil davon: «Wir müssen die Kontinente nicht mit einem tausende Kilometer langen und damit sehr ressourcenintensiven Betonröhrensystem durchziehen.»