Völlig losgelöst von der Erde umrundet die derzeit siebenköpfige Crew auf der Internationalen Raumstation (ISS) unseren Planeten und feiert erneut gleich zweimal Weihnachten - das eine Mal für die Amerikaner am ersten Weihnachtstag und das zweite Mal für die christlich-orthodoxen Russen Anfang Januar.
«Es ist auch dort oben ein Social Event», sagt der Experte Volker Schmid vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Es sei das Einzige, was eben mit Russland in Kooperation noch funktioniere.
Je nach Stimmung bauen sich die Astronauten und Kosmonauten eigene Weihnachtsbäume aus irgendwelchen Materialien, hören vielleicht ein Weihnachtslied, lassen sich mit Weihnachtsmannsmützen für ein Gruppenbild fotografieren, telefonieren mit ihren Familien oder schicken Videobotschaften an sie. Wirklich frei haben sie allerdings nicht. Die Experimente gehen auch an Feiertagen weiter.
Fleisch aus vakuumierten Beuteln
Die Raumstation ist im Innern so gross wie ein Jumbojet. Sie umkreist die Erde in 90 Minuten und rast mit mehr als 28'000 Kilometer pro Stunde über unsere Köpfe hinweg. Alles ist im All anders: Die Crew erlebt dort oben an einem einzigen Tag 16 Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge. Aber auch das Weihnachtsessen kommt anders daher als auf der Erde.
Der Truthahn wird zum Beispiel in Form von Scheiben, in vakuumierten Beuteln oder in Dosen geliefert. Dazu gibt es noch Gemüse. Das ist gefriergetrocknet und wird in einem 90 Grad heissem Wasserbad erwärmt. Und dann hat es für die Astronauten und Kosmonauten immer noch kleine Überraschungen, sagt Schmid, der frühere Missionen auf der ISS betreut hat. Er gehe auch dieses Jahr mal wieder schwer von Keksen aus.
«Klar krümelt oder kleckert dabei immer ein bisschen was», fügt Schmid hinzu. Dies ist zwar auf der Erde harmlos, in der Schwerelosigkeit auf der Internationalen Raumstation nicht. Denn man kann Partikel einatmen oder sie können ins Auge gehen. Das muss so gut wie möglich vermieden werden und wird vorher auf der Erde auch trainiert.
Fürs Fest eine Tafel Schokolade
Und was ist mit kleinen Geschenken zu Weihnachten? Denn alles, was als Nutzlast ins All befördert wird, hat bekanntlich einen hohen Preis. Jedes Kilogramm kostet etwa 20'000 Dollar. «Man fliegt ja ohnehin und wird dann den Platz so gut ausnutzen wie möglich», sagt Schmid. Da gehen auch mal Kleinigkeiten rein wie eine Nikolausmütze oder auch mal eine Tafel Schokolade, wenn es dann passt. Und die seien auch wichtig für die Menschen da oben, rund 400 Kilometer über uns im All.
Alles, was die Crew dort oben macht und tut, wird von der Kontrollstation am Boden beobachtet. Manchmal käme es auch zu witzigen Situationen, erinnert sich Schmid. Zum Beispiel hatte Alexander Gerst bei seiner Mission im Jahr 2021 in der Weihnachtszeit mal eine Kerze gebaut. Das habe natürlich die Safety-Kollegen in Wallung gebracht. Aber das war dann eben eine Taschenlampe, wo man eine Kerzenattrappe drumherum gemacht hat.
Bald schon ausrangiert
Nur noch wenige Weihnachten werden auf der ISS im All gefeiert. Denn die «langlebigste» Raumstation der Menschheit ist in die Jahre gekommen und hat langsam ausgedient. Der Countdown läuft: In sechs Jahren soll sie kontrolliert abstürzen. Ihre Reste sollen dann im Pazifik landen und dort versenkt werden.