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Artemis-Mission: Start wieder verschoben
Aus Tagesschau vom 03.09.2022.
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Mondflug mit Hindernissen Thomas Zurbuchen: «Werden die Rakete im Oktober starten können»

Nach über 50 Jahren will die US-Raumfahrtbehörde Nasa wieder eine Rakete zum Mond schicken. Bis anhin kommt die Artemis-Mission aber nicht vom Boden. Woran liegt’s?

Die amerikanische Weltraumbehörde Nasa musste Ende August den Testflug auf den Mond verschieben. Auch der zweite Startversuch scheiterte. Wir haben mit Thomas Zurbuchen, Wissenschaftsdirektor der Nasa, über Technik, Anspannung und Fehler gesprochen. Und übers Menschsein.

Thomas Zurbuchen

Wissenschaftsdirektor bei der Nasa

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Der schweizerisch-amerikanische Doppelbürger Thomas Zurbuchen ist seit 2016 Wissenschaftsdirektor bei der Nasa. Zuvor hatte er an der Universität Bern in Astrophysik doktoriert und als Professor an der Universität von Michigan gearbeitet.

SRF: Ende August und Anfang September sollte die Mondrakete SLS für ihren Testflug starten – beide Male mussten Sie abbrechen. Was ist passiert?

Thomas Zurbuchen: Beim ersten Startversuch gab es hauptsächlich zwei Probleme: das Wetter und die Technik. Wenn das Wetter gut gewesen wäre, wäre die Rakete nun wahrscheinlich unterwegs Richtung Mond, aber das Zeitfenster war zu klein, um die technischen Probleme zu lösen.

In der Zufuhrleitung des flüssigen Wasserstoffs gab es ein kleines Loch. Das Team konnte es zwar schliessen, aber es hat uns Zeit gekostet. Dazu kam noch ein weiterer, einfacher Fehler am Triebwerk. Ein Sensor war nicht gut kalibriert und zeigte an, dass einer der Motoren nicht kalt genug sei. Die Leute hätten diesem Sensor gar nicht so viel Beachtung schenken sollen. Das ist so ein Fehler, der passiert, wenn ein Team zu stark versucht, das Beste zu geben.

Weshalb passieren solche Fehler kurz vor dem Start?

Man kann das nicht üben, wie sich so ein Start anfühlt. Startet man, gibt es keinen Weg mehr zurück. Die ganze Mission und viele Milliarden stehen auf dem Spiel. Die Nervosität unmittelbar vor dem Start ist deswegen unglaublich hoch, wir nennen das Startfieber. Dass in solch angespannten Situationen Fehler passieren, ist menschlich.

Schon bei den Generalproben gab es Probleme, den grossen Tank zu befüllen. Warum ist das so schwierig?

Flüssigen Wasserstoff und flüssigen Sauerstoff zu tanken, ist immer schwierig. Zusammen sind die beiden chemischen Verbindungen wie Sprengstoff. Deswegen darf in den Schläuchen auch nicht das kleinste Loch sein. Die neuen Raketen werden aus diesem Grund mit Methan betankt werden. Darüber hinaus ist es sowieso immer schwierig, eine neue Rakete zu tanken.

Der Antrieb der Mondrakete basiert auf der Technologie des Space Shuttle, dem Raumfährentyp, der ab den 1970er-Jahre von der Nasa entwickelt wurde. Warum wird diese «alte» Technologie noch eingesetzt?

Die Technologie des Space Shuttle war sehr erfolgreich. Es gab übrigens die genau gleichen Probleme mit dem flüssigen Wasserstoff. Trotzdem hat sich die Technologie bewährt, viele Astronauten sind dank ihr ins All geflogen und wieder zurückgekommen.

Warum hat man nicht von vornherein auf einen anderen Antrieb gesetzt?

Es gibt immer viele Dinge, die man im Nachhinein anders machen würde. Das ist ein Problem bei diesen langfristigen Raumfahrtprojekten: Die Entscheidungen wurden vor Jahren getroffen und die Entscheidungsträger sind oft nicht mehr im Amt. Aber es ist auch immer einfacher, solche Entscheidungen zu kritisieren als diese Rakete heute starten zu lassen. Und darauf konzentrieren wir uns jetzt. 

Sind Sie zuversichtlich, dass die Mission im Oktober klappen wird?

Ich glaube, wir haben gute Chancen, dann in Richtung Mond unterwegs zu sein. Aber wie gesagt: Es bestehen unglaublich viele Risiken. Ins All zu fliegen und auf einem anderen Himmelskörper zu landen, ist viel schwieriger als die meisten Menschen denken. Aber wenn es klappt, dann wegen eines unglaublich gut zusammenarbeitenden internationalen Teams.

Das Gespräch führte Anatol Hug.

Tagesschau, 03.09.22, 19:30 Uhr

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