Falls der Start am nächsten Montag (oder je nach Wetter ein wenig später) glückt, soll nicht die Nasa, die US-amerikanische Raumfahrtbehörde, alleine die Lorbeeren einheimsen. «Auch wir sind ein zentraler Teil dieses Unternehmens», stellt die Europäische Raumfahrtbehörde ESA bei einer Medienkonferenz schon mal klar.
Ohne den europäischen Teil des Raumschiffs könnte die Nasa ihre Astronautinnen und Astronauten nicht zum Mond und sicher wieder zurückbringen, sagte ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher am Dienstag. Das europäische Servicemodul ESM, an dem in den letzten zehn Jahren gegen 3000 Personen aus zehn europäischen Ländern gearbeitet haben, sei wichtig für die Versorgung, so Aschbacher.
«Antrieb, Wasser, Luft, Strom und Wärme; all das liefert die ESA den Astronautinnen und Astronauten», so Aschbacher. Die Schweiz etwa ist an der Stromversorgung beteiligt, die über sieben Meter lange Solarpanels erfolgt. Noch nie hätten Nasa und ESA so eng zusammengearbeitet. Dies natürlich auch, weil sich Russland im Weltraum nicht mehr als Partner anbietet und weil die USA die Zusammenarbeit mit China in der Raumfahrt nie wollten.
Erster Testflug ohne Menschen
Europa liefert also das Versorgungsmodul ESM. Dafür dürfen auch Astronautinnen und Astronauten der ESA mitfliegen. Bis die allerdings wirklich auf dem Mond stehen werden, wird es noch eine Weile dauern. Der erste Testflug nächste Woche verläuft noch ohne Menschen an Bord.
Im nächsten Flug dann sollen US-Raumfahrer zum Mond fliegen und diesen mit dem Raumschiff umrunden. Wohl frühestens 2026 dürften sie dann auch auf dem Mond landen; zum ersten Mal wieder seit 1972.
Europe wishes to have a european astronaut's footprint on the moon by the end of this decade.
Erst später dann, bei der Artemis-Mission 4 oder 5, werden auch Europäerinnen und Europäer mit dabei sein. Noch vor Ende dieses Jahrzehnts wünscht sich der ESA-Generaldirektor einen europäischen Fussabdruck auf dem Mond. Das habe er bei der Nasa klar deponiert.
Nur was machen die Astronautinnen und Astronauten eigentlich da oben? Zuerst sollen sie mithelfen, eine Raumstation aufzubauen, die um den Mond kreist, so wie heute die Internationale Raumstation ISS um die Erde. Da solle dann Wissenschaft betrieben werden, erklärt David Parker, der Direktor für astronautische und robotische Exploration bei der ESA.
Robotereinsatz wäre billiger
Spannend etwa werde es sein, zu erforschen, woher das Wasser kommt, das am Südpol des Mondes in Form von Eis vermutet wird, so Parker. Um solche durchaus interessante Fragen abzuklären, brauche es aber keine bemannte Raumfahrt, kritisieren verschiedene Raumfahrtexpertinnen und -experten. Robotermissionen würden gleich gute Resultate zu einem Bruchteil der Kosten bringen. Und dennoch begrüsst der grösste Teil der Wissenschaftsgemeinschaft den neuen Run auf den Mond. Denn damit ergeben sich immer auch Möglichkeiten für neue Forschungsprojekte.
Auch Russland und China haben die Absicht, bemannte Missionen auf den Mond zu schicken. Deren Zeitplan ist allerdings noch unklar. Für die ESA gehe es nicht darum, das Territorium nun schon mal abzustecken. Und auch militärische Hintergedanken habe man nicht, beteuert Parker.
Bei Artemis handle es sich um eine zivile, friedliche Mission. Ob das so bleibt, wenn sich die Spannungen und die Feindlichkeit zwischen den Grossmächten immer stärker auch ins All verlagern, bleibt abzuwarten.