Zum Inhalt springen

Q&A Sexualleben «Wie bekomme ich wieder Lust auf Sex?»

Ursina Donatsch, Lea Eugster, Caroline Fux und David Siegenthaler haben Ihre Fragen im Chat zur «Puls»-Sendung beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

Box aufklappen Box zuklappen
Die Fachrunde des PULS-Chats
Legende: Ursina Donatsch, Lea Eugster, Caroline Fux und David Siegenthaler srf

Dr. Ursina Donatsch
Psychotherapeutin, Paartherapeutin, Sexologin, Sexualwissenschaftlerin, Autorin, Dozentin 
Praxis ausbalanciert

Lea Eugster
Sexologin, Sexualberaterin
pimperella.ch

Caroline Fux
Psychologin, Sexologin, Systemische Paartherapeutin
carolinefux.ch

David Siegenthaler
Psychologischer Berater, Sexualtherapeut, Paarberater & Mediator
sexual-und-paarberatung.ch

Die nachfolgenden Aussagen und Empfehlungen ersetzen nicht die individuelle Abklärung oder Diagnose bei Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt.

Chat-Protokoll

Haben Sie bei sexueller Unlust einen Tipp, wie man Sex in einer langjährigen Beziehung wieder ankurbeln kann, wenn beide das möchten?

Ursina Donatsch: Eine gute Ausgangslage, dass Sie schreiben, dass Beide das gleiche Ziel haben. Häufig suchen Paare in ähnlicher Situation die Aufregung, oder den Kick im Aussen, oder in einem Sextoy oder einer neuen Idee oder Fantasie. Das finde ich keine schlechte Idee. Ich mache aber die Erfahrung bei meinen Paaren in der Praxis, dass das nicht so nachhaltig ist. Ich empfehle Ihnen deshalb, Ihre beiden Körper wieder mit neuen Augen und vor allem Händen zu entdecken. Neu zu entdecken. Sie können zum Beispiel einfach mal mit dem Arm anfangen. Sie erkunden, berühren, entdecken, bereisen den Arm Ihrer Partner*In. Und bleiben einfach bei dem Arm. Etwa 10 Minuten lang. Sie können schmetterlinghaft berühren, ganz fein, dann mit mehr Druck, mit weniger, langsamer, schneller, mit der ganzen Hand, mit allen Fingern, mit den Fingerspitzen, mit der Rückhand und so weiter. Alles, was Ihnen einfällt. Und spüren ohne zu werten, einfach nur, wie sich das anfühlt. Was sie mit Ihrer Hand auf dem Arm Ihres Partners / Ihrer Partnerin spüren. Und von dem Arm, von der Haut, von der Temperatur, von der Glätte, von der Struktur usw. Seien Sie neugierig. Ich bin sicher, so haben Sie Ihre Partnerin / Ihren Partner schon lange nicht mehr berührt. Hören Sie, wie er/sie das empfunden hat. Und dann wechseln Sie. So können Sie eine Reise beginnen, die dann auch weiter als der Arm geht. Zu den Beinen. Zu dem Rücken, Bauch. Und auch zu den Geschlechtsteilen. Wer weiss, ob Ihnen diese Art von Berührungen gefallen und Sie automatisch ganz kreative und erkundungsfreudig werden. Weil all das gehört zum Sex. Oder ist sogar die Basis von Sex. Berührungen. Mit allen Sinnen. Viel Freude bei Entdecken von einander. Als wäre es das erste Mal.

Hallo Mich würde interessieren warum die sexuelle lust bei mir immer wieder nach spätestens einem Jahr Beziehung nachlässt obwohl ich meine jeweilige Partnerin immer noch attraktiv erachte

David Siegenthaler: Guten Abend In der Kennenlernphase weiss das Paar noch sehr wenig voneinander. Sexualität spielt in dieser Zeit eine besondere Rolle – sie schafft eine Verbindung, eine Art Brücke zwischen den Partner*innen. Sie dient als Identifikationshilfe für das entstehende Paar und baut Nähe auf. Alles ist neu und aufregend, und oft kommt die Lust ganz von allein. In dieser Phase machen die Verliebten intuitiv vieles „richtig“ für ihre Beziehung: Sie tauschen sich intensiv aus, verbringen viel Zeit miteinander und wollen alles voneinander wissen. Die oberste Priorität ist der/die Partner*in. Nach ein bis zwei Jahren lässt die Verliebtheitsphase jedoch meist nach. Das bedeutet oft auch, dass die Häufigkeit von Sex etwas abnimmt und es mehr Zeit und Energie braucht, um Lust zu empfinden. Es reicht dann nicht mehr, den/die Partner*in einfach nur nackt im Bad zu sehen – die Erregung stellt sich nicht mehr so spontan ein. Das ist völlig normal. Wichtig ist, dass beide weiterhin in ihre Beziehung investieren. Wenn ein Paar weniger Zeit und Aufmerksamkeit füreinander aufbringt, kann das ebenfalls zu Lustlosigkeit führen.

Ich (w,32) lebe schon länger mit meinem Partner in einer Beziehung. Seit fast 2 Jahren haben wir sehr wenig Sex zusammen (Solosex habe ich oft). Ich empfinde keine Lust mehr, wenn mein Parter Sex haben möchte. Seine Berührungen erregen mich gar nicht. Im Gegenteil, wenn er mich im Genitalbereich berührt, kann ich diese Berührungen nicht «ertragen». Es fällt mir schwer, das Thema anzusprechen, da ich meinen Partner nicht verletzen möchte. Allgemein fällt es uns beiden schwer, über unsere Sexualität zu sprechen ,da es bei beiden sehr schambehaftet ist. Was kann ich machen, damit ich wieder Lus bekomme.

David Siegenthaler: Liebe Fragende Leider gibt es keine gesunden Beziehungen ohne das Risiko von Verletzungen und Konflikten. Es ist ein Risiko, ein verletzliches Thema anzusprechen, da es Angst machen kann, die Beziehung zu verschlimmern. Sich verletzlich zu zeigen und über die eigenen Ängste zu sprechen, kann jedoch auch eine tiefe Verbindung in der Beziehung schaffen. Sie könnten darüber sprechen, dass es Ihnen schwerfällt, das Thema Sexualität anzusprechen, da Ihr Partner Ihnen viel bedeutet. (Dass er Ihnen wichtig ist, ist meine Interpretation, weil Sie ihn ja nicht verletzen möchten!) Auch über Scham zu sprechen ist herausfordernd, da Scham das Gegenteil von Akzeptanz ist. Niemand möchte sich von der Person, die einem am meisten am Herzen liegt, abgewiesen fühlen. Doch gerade diese Verletzlichkeit offen zu legen und zu spüren, dass man sicher ist, kann sehr verbindend wirken. Es führt also meistens kein Weg daran vorbei, darüber zu sprechen, dass Scham da ist und Berührungen momentan schwierig sind. Vielleicht ermöglicht ein intimes Gespräch auch wieder Raum für intime Berührungen. Wie immer kann auch eine Beratung hilfreich sein. =)

Wie hängt der Testosteron Spiegel mit der Libido zusammen. Woran kann es liegen, dass der Testosteron Spiegel hoch ist und trotzdem keine Lust verspürt wird?

David Siegenthaler: Testosteron spielt eine zentrale Rolle bei der Libido. Ein hoher Testosteronwert bedeutet jedoch nicht automatisch, dass unser Körper das Hormon auch effektiv verarbeitet. Interessanterweise ist Testosteron nicht nur für Männer, sondern auch für Frauen ein wichtiger Faktor für die sexuelle Lust. Unsere Libido ist komplex und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Man kann sich die Lust wie einen Gast vorstellen, den man zum Abendessen einlädt. Ist der Gastgeber gestresst und läuft nervös hin und her, wird die Atmosphäre schnell unangenehm. Genauso beeinträchtigt Stress unser Nervensystem, indem er den Sympathikus aktiviert – den Teil des autonomen Nervensystems, der uns in den «Überlebensmodus» versetzt. Dabei werden die Muskeln angespannt, die Atmung wird flacher, und der Blutfluss zu den Sexualorganen nimmt ab – keine idealen Voraussetzungen für Lust. Ausserdem lässt sich die Lust nicht erzwingen. Wer sich unter Druck setzt und denkt: „Es muss jetzt klappen!“, wird meist genau das Gegenteil erleben. Schliesslich beginnt keine gute erotische Geschichte mit zwei Protagonisten, die denken, sie müssten Sex haben – und dann haben sie einfach den besten Sex. Natürlich spielen auch die körperliche und psychische Gesundheit eine Rolle. Ebenso kann die Art und Weise, wie ein Paar miteinander umgeht, sowie die Einnahme bestimmter Medikamente einen negativen Einfluss auf die Sexualität haben. Es gibt also viele Faktoren, die die Lust beeinflussen können und es gilt genau hinzuschauen an was es liegen könnte =).

 Guten Tag, ich (37 Jahre, männlich) hatte in meinem bisherigen Leben «nur» mit einer Frau Geschlechtsverkehr vor 10 Jahren. Seither lebe ich als Single. Ich lebe Sexualität regelmässig mit mir selbst. Manchmal zeigen sich lustvolle Sex-Fantasien die spontan gedanklich auftauchen oder ich mir bewusst fantasiere. Ich bin glücklich und vermisse nichts. Und trotzdem frage ich mich manchmal, ist das «normal»? Kann ich wirklich ohne Sexualpartnerin so glücklich sein?

Caroline Fux: Lieber Absender. Ob sie mit ihrer Sexualität, so wie sie ist, zufrieden und glücklich sind oder nicht, entscheiden sie allein. Viele Menschen kennen lange Singlephasen. Dass sie autark eine erfüllte Sexualität leben können, ist ein Zeichen von sexueller Autonomie. Und die ist für eine schöne Sexualität sehr wichtig. Zufriedenheit und Glück sind zudem Dinge, die oft in Wellen kommen und gehen. Ich kann mir also gut vorstellen, dass es Phasen gibt, in denen es ihnen mit dem status quo wunderbar geht, aber dass es auch Momente und Zeiten gibt, in denen sie nichts dagegen hätten, dass es jetzt anders wäre – oder sich das sogar sehr wünschen. Bleiben sie bei sich. Sie müssen nur dann etwas ändern, wenn sie etwas ändern möchten.

Meine Frau (47) und ich (57) hatten seit der Geburt unseres jüngsten Sohnes (2016) keinen Geschlechtsverkehr mehr. Sie sagt, sie habe keine Lust, es bedeute ihr nichts mehr. Sie sagt, sie befriedige sich selbst – das reiche ihr. Ich hatte ihr auch gesagt, dass ich durchaus noch Lust an Erotik empfinde und es nicht meine Vorstellung von einem partnerschaftlichen Sexualleben entspricht. Sie sagte, sie könne mir das nicht geben, dann müsse ich es mir halt auswärts holen. Ich befinde mich in einer Zwickmühle, denn einerseits liebe ich meine Frau und andererseits bin ich noch nicht tot. Wie soll ich meine Sexualtät ausleben, ohne eine Beziehung eingehen zu müssen und ohne für die Dienstleistung bezahlen zu müssen? Weil wenn ich dein Date mit einer anderen Frau hätte, würde das meine Frau enorm verletzen.

Caroline Fux: Lieber Absender. Für viele Paare stellt das Eltern-werden einen wichtigen Einschnitt in der Sexualität dar. Ressourcen wie Zeit und Energie sind plötzlich wahnsinnig knapp, und es müssen plötzlich neue Rollen jongliert werden: Eltern-sein, Team-sein, Liebespartner:in-sein usw. Viele Menschen, die aus der Paarsexualität aussteigen, tun dies, weil sich die Paarsexualität für sie nüchtern betrachtet nicht (mehr) lohnt. Es ist einfacher, Zerstreuung, Entspannung oder auch Zusammengehörigkeit über andere Aktivitäten zu finden. Einen Höhepunkt können sich die meisten Menschen allein schneller verschaffen, als beim Paarsex. Ein ganz wichtiger Teil des Austausches, den sie und ihre Frau führen könnten, wäre als vermutlich, welche Art von Sexualität sich für beide lohnen könnte. Also nicht allein Gespräch darum führen, ob sie Geschlechtsverkehr haben oder nicht, sondern was sie sexuell gemeinsam erleben könnten, das sich für beide lohnt. Und zwar explizit jenseits von Geschlechtsverkehr. Vorher tun vermutlich aber auch klärende Worte gut, ob sie das Thema Sexualität als Paar- und Beziehungsaufgabe verstehen, oder ob es wirklich ok ist, sich nach aussen zu orientieren. Natürlich kann ich nicht für ihre Frau sprechen, aber in meiner Praxis höre ich Sätze im Stil von «Dann hol es dir doch woanders» sehr oft. Wenn wir dann genauer hinschauen, zeigt sich meistens, dass das, genau wie ihr Gefühl ihnen sagt, nicht ganz so einfach ist oder nicht trägt. Oft ist es eher ein verzweifelter Versuch, endlich aus einer ermüdenden Diskussion und Sackgasse rauszukommen. Eine Beziehungsöffnung ist zudem eine aufwändige Sache, die eine im Kern starke Beziehung voraussetzt. Ob das wirklich gegeben ist, müssten sie klären. Falls sie ihre Frau für eine Paar- oder Sexualtherapie begeistern könnten, wäre das vermutlich hilfreich. Aber unbedingt und ganz klar mit dem Ziel, generell die Situation zu verbessern und zu entspannen, und nicht mit dem vordefinierten Ziel, mehr oder besseren Sex zu haben. Weil das möchte ihre Frau im Moment so nicht. Und in dieser Haltung muss sie gehört und respektiert werden. Für Menschen, die sich aus der Paarsexualität zurückgezogen haben, geht es nicht selten auch darum, dass sie sich nicht mehr richtig verbunden fühlen. Denn während sie sich vielleicht Nähe durch Sexualität erhoffen, täte ihrer Frau vielleicht eine intensivere Paarbindung gut, damit sie sich Sexualität wieder eher vorstellen kann. Was genau aber in ihrer Beziehungsdynamik passiert, dass muss wie gesagt zuerst aufgedeckt werden.

Meine Libido ist seit einigen Jahren sehr tief, fast nicht existent. Ich (W,43) habe auch schon meinen Haus- und meinen Frauenarzt dazu befragt, zweiterer meinte nur, das gehe so vielen Frauen so... Durch Fantasie, Bilder etc ist ein 'aufheizen' noch möglich, ohne dies verspüre ich von mir aus aber keine Lust, was meine Partnerschaft sehr belastet. Wie würden sie vorgehen?

Caroline Fux: Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, dass Lust etwas ist, dass alle Menschen einfach so die meiste Zeit haben. Und dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn sie fehlt. Wenn ich in meiner Praxis mit Menschen arbeite, die über fehlende Lust klagen, frage ich deshalb immer zuerst, wie sie darauf kommen, dass sie überhaupt Lust haben sollten? Welche Umstände, Handlungen, Gedanken oder vergleichbaren Dinge nähren denn aktuell gerade ihre Lust? Und welche dämpfen sie im Gegenzug? Oder anders gesagt: Was in ihrem aktuellen Leben ist bewusst lustfreundlich und Lust fördernd? Was hemmend? Dabei ist ganz wichtig, weit über den Bett- bzw. Tellerrand hinauszuschauen. Gibt es in ihrem Leben Inspiration und Sinnlichkeit? Unabhnägig von Erotik, sondern einfach so. Ich mag mich irren, aber wenn sie vom «Aufheizen» ihrer Lust sprechen, klingt das für mich fast ein bisschen, als wäre das etwas Schlechtes. Aber Lust zeigt sich in einem ganz normalen Alltag oft eher als Funke, den man aktiv durch geschicktes Hegen und Pflegen zur Flamme und schliesslich zu einem Feuer werden lassen kann. Das ist dann kein Armutszeugnis, sondern schlicht und einfach sexuelle Kompetenz. Ein weiteres wichtiges Thema wäre für mich, wie sie die Sexualität in ihrer aktuellen Partnerschaft erleben. Lust ist in gewisser Hinsicht etwas Ähnliches wie Vorfreude. Es macht eigentlich vor allem dann Sinn, auf etwas Lust zu haben, wenn einem dieses etwas auch gefällt und anzieht. Ich habe bspw. nur dann Lust auf Pistache-Glacé, wenn ich Pistache-Glacé auch wirklich mag... Wenn das, was es zu holen gibt, mich aber nicht wirklich lockt, dann ist es eigentlich nichts als logisch, dass ich auch nicht wirklich danach brenne. Meiner Erfahrung nach mag es die Lust nicht so sehr, wenn sie als Motor eingespannt wird und den Karren ziehen muss. Sie eignet sich besser als verspielte Begleiterin, die präsent sein darf, aber eben nicht die ganz Arbeit machen muss. Je mehr Arbeit wir der Lust abnehmen, indem wir sie unterstützen, Hindernisse aus dem Weg schaffen und uns klar sind, was uns überhaupt anzieht, desto eher kann sie sich entfalten. Es hat also viel Potenzial, wenn sie einerseits für ihre persönliche Entfaltung mit einer Fachperson sprechen könnten, aber auch die Paardynamik eine Rolle spielen darf. Auf welches Thema hätten sie denn am meisten Lust, es anzupacken? Nicht, weil sie müssen, sondern weil sie denken «Doch, das zieht mich an. Da gibts etwas zu holen für mich, das mir gut tut». An diesem Punkt würde ich ansetzen.

Ist Sex Liebe? Gibt es Sex ohne Liebe? Ist Sex ein Ausdruck von Liebe? Gibt es Liebe ohne Sex? Gibt es weitere unbeantworte Fragen zu dem Thema?

David Siegenthaler: Lieber Absenderin Die Umfrage «237 Reasons to Have Sex» hat die Gründe für Sex letztendlich auf vier Hauptfaktoren reduziert: 1. Manipulation Das klingt zunächst etwas drastisch, umfasst aber auch Situationen wie: «Er/Sie hat schon länger genörgelt, dass wir wieder Sex haben sollten. Also habe ich nachgegeben, und das Nörgeln hat aufgehört.» Hier geht es um Sex als Mittel zum Zweck, sei es, um Streit zu vermeiden oder eine bestimmte Reaktion beim Partner auszulösen. 2. Körperlicher Spass Sexualität kann einfach Freude bereiten. Sie ermöglicht körperliches Vergnügen, hilft beim Stressabbau und fühlt sich durch Berührungen und Orgasmen angenehm an. Dabei werden auch Hormone wie Oxytocin, Dopamin, Serotonin und Endorphine ausgelösst, welche alle oft als schön empfunden werden. 3. Selbstwertsteigerung Es ist ein menschliches Grundbedürfnis, sich gewollt und wertvoll zu fühlen. Begehrt zu werden, verwöhnt zu werden oder jemandem Freude zu bereiten, kann das eigene Selbstwertgefühl stärken mit der Botschaft: «Ich werde gesehen und gewollt!». Auch das Gefühl etwas zu bewirken kann den Selbstwert steigern: «Ich habe der anderen Person intensive Gefühle wie Lust beschert!» 4. Ausdruck von Liebe und Nähe Sexualität kann auch ein Ausdruck von tiefen liebvollen und romantischen Gefühlen sein. Manche Menschen brauchen erst eine emotionale Verbindung, um körperliche Nähe geniessen zu können. Andere erleben es genau umgekehrt – durch körperliche Intimität fühlen sie sich ihrem Partner emotional näher. Also ja Sexualität kann ausdruck von Liebe sein aber auch für Manipulation, Selbstwertsteigerung oder Körperlichen spass verwendet werden. Aber auch Gründe wie: «Die Person roch gut» oder «Ich wollte Schwanger werden» wurden in der Umfrage genannt. Sex kann also super vieles sein =)!

Mein Penis kommt beim Sex nur schwer zum Orgasmus und braucht sehr viel Reibung. Wie kann der Penis wieder Sensibler werden. (Vorhaut bedeckt Eichel nicht)

Ursina Donatsch: Man kann sagen, dass sich Ihr Penis wie daran gewöhnt hat an viel und starke Reibung. So wie sie ihn das antrainiert haben, können sie ihm das auch wieder umlernen.
Um das zu tun, braucht er immer wieder neue Signale. Feine, langsame Signale. Das heisst, Sie können Ihren Penis ganz fein in die Hand nehmen, mit wenig Druck. Ihn berühren und mit dem Tempo und dem Druck der Berührung variieren. Mal langsam, dann schneller und wieder langsamer. Und einfach immer wieder spüren, wie sich das anfühlt. Es kann gut sein, dass dann die Erektion etwas weg geht, weil Ihr Penis solche Berührungen mit wenig Druck und wenig Tempo nicht gewöhnt ist. Kein Grund zur Sorge. Sie wollen ja etwas neues Lernen. Und das braucht etwas Zeit. Und viel Übung. Es kann auch sein, dass Sie diese Berührungen anfänglich auch gar nicht spannend und erregend finden. Bleiben Sie dran. Ich empfehle Ihnen auch, ganzflächlicher zu berühren. Dass Sie nicht nur die Spitze, die Eichel reiben, sondern auch den ganzen Penis berühren, umfassen, Bis zum Schaft. Auch den Hoden. So können die Nervenzellen langsam aber zunehmend dort grossflächiger enerviert werden und mehr mit einbezogen werden.
Viel Geduld wünsche ich Ihnen und Neugier beim Ausprobieren und Neu lernen.

Für mein Partner und ich ist es beide neu, dass wir offen in einer Partnerschaft über das Thema Sex und unsere Bedürfnisse sprechen können. Obwohl wir dies als sehr positiv und schön wahrnehmen fällt es uns beiden meistens eher schwer (Schamgefühle und alte Muster). Wie können wir das Verhalten ablegen?

Ursina Donatsch: Das ist so toll, dass Sie den Einstieg in dieses Gespräch geschafft habe, trotz Hemmungen. Ich glaube, dass Sie das gar nicht ablegen müssen. Im Gegenteil: Tauschen Sie sich genau auch da drüber aus. Erzählen Sie einander, welche Muster und automatisierten Gedanken grad hochkommen, so à la «Huch, ich schäme mich grad für diese Fantasie». So kann ihr Partner es doch noch mehr wertschätzen, dass sie sie ihm trotzdem erzählen. Und er kann Ihnen dann vielleicht auch sagen, dass es ihm genau gleich geht.

So müssen sich gar keine Stimmen wegdrängen, sondern Sie können Sie in's Gespräch gleich integrieren. Und so wird das Gespräch noch viel persönlicher, Sie fühlen sich verbunden, weil es Ihnen so ähnlich geht und es wird Sie Beide entspannen. Weil Sie genau im gleichen Boote sitzen. Und das Gute daran: Sie werden sich automatisch daran gewöhnen. Ohne dass sie es merken. Und es wird mit jedem Mal noch einfacher und leichter. Viel Freude!

Guten Abend Meine Ehefrau und ich haben kein Sexualleben mehr. Irgendwie habe ich die Lust verloren. Die Situation belastet mich jedoch sehr. In den letzten Jahren hat meine Frau stark an Gewicht zugenommen und ich fühle den Verlust von Attraktivität. Die Schuld am fehlenden Sex schiebt sie mir zu, infolge meiner mangelhaften Errektion. Gibt es eine Erklärung für den schleichenden Rückgang der Sexualität? Hat es damit zu tun, dass ich regelmässig ein Antidepressivum einnehme? Vielen Dank für Ihren Bescheid.

David Siegenthaler: Guten Abend Der Verlust der Libido ist ein komplexes Thema. Antidepressiva können eine „sättigende“ Wirkung auf die Lust haben. Manche dieser Medikamente lösen Hormone aus, die auch während oder nach einem Orgasmus freigesetzt werden – das kann zu einem Rückgang der Libido oder einer schwächeren Erregbarkeit führen. Ich empfehle Ihnen jedoch, dies mit einem*r Psychiater*in genau zu besprechen und das Medikament nicht eigenständig abzusetzen. Auch Veränderungen im Aussehen des*r Partner*in können die empfundene Attraktivität beeinflussen. Wichtig wäre, dass Sie diese Themen gemeinsam ansprechen: Fühlen Sie sich beide noch attraktiv und wertgeschätzt? Empfinden Sie noch Liebe füreinander, oder hat sie sich über die Jahre verändert? Was bedeutet es für Sie beide, falls die gegenseitige Anziehung aktuell nicht mehr da ist? Hat die einen Einfluss auf die Beziehung und den Selbstwert? Wären Sie beide bereit, daran zu arbeiten, sich wieder begehrenswert zu fühlen? Auch eine Paar- oder Sexualberatung kann helfen, diese Themen in einem geschützten Rahmen mit einer neutralen Person zu besprechen. =) Liebe Grüsse

Guten Tag Ich männlich 35 habe das Gefühl das meine Libido noch Luft nach oben hätte. Was wären so die ersten Schritte oder Gewohnheiten um dies zu verbessern.

Lea Eugster: Guten Abend und danke für Ihre Frage. Haben Sie denn aktuell Lust auf Sex? Und falls ja, auf was für Sex (Solosex? Paarsex? Und auf was genau davon?)? Und falls Sie Sex leben: Ist es denn ein Sex, den es für Sie wert ist, gewollt zu werden? Wissen Sie überhaupt, wie ein Sex aussehen könnte, auf den sie (mehr) Lust haben könnten? Und wissen Sie, wie Sie sich diesen schaffen können? Falls Sie noch nicht wirklich wissen, wie ein solcher Sex für sie aussehen könnte, kann ein erster wichtiger Schritt sein, dies zu erforschen – das geht super in der Solosexualität. Wichtig ist, dass Sie wissen: Das, was Ihr Körper beim Solosex erregend und genussvoll findet, findet Ihr Körper auch beim Paarsex erregend und genussvoll. Können Sie das, was Sie erregt und Ihnen Genuss bereitet, auch in die Paarsexualität integrieren? Wichtig: Damit Sie Lust auf Sex haben, darf ihr Körper einerseits lernen, auf Reize (Berührung, visuelle Reize, auditive Reize...) mit sexueller Erregung zu reagieren und diese zu geniessen (auch das ist erlernt!). Das braucht Übung.. und das Setzen von Reizen (wenn keine Reize da sind, kann auch keine Erregung und kein Genuss davon ausgelöst werden). Und auch wichtig: Der Körper macht nach jedem Erlebnis eine Kosten-Nutzen-Analyse: Kostet Sie der Sex mehr, als er ihnen Nutzen bringt, haben Sie auch wenig bis keine Lust darauf. Sie können also entweder am Kosten-Konto, am Nutzen-Konto oder an beiden schrauben. Ich wünsche viel Freude und Genuss beim Explorieren!

Guten Abend Ich, weiblich und 26 Jahre alt, war noch nie in einer Beziehung. Auch an sexueller Erfahrung fehlt es mir komplett. Das Bedürfnis nach einer Beziehung (heterosexuell) ist grundsätzlich da und ich sehne mich nach tiefer Verbundenheit. Nur das sexuelle vermisse ich irgendwie gar nicht. Dating finde ich per se eher schwierig, da es schnell auf etwas körperliches rausläuft und ich dazu ohne feste Beziehung nicht bereit bin und mich aufgrund meiner Unerfahrenheit unsicher fühle. Haben Sie Tipps zum Umgang? Wie in einer allfälligen ersten Beziehung ansprechen? Wie weit ist sexuelle Unlust normal, wann nicht mehr?

Caroline Fux: Ich bin kein Fan von allzu generellen Tipps und Tricks. Damit Inputs und Interventionen funktionieren, müssen sie passen. Deshalb wäre es wichtig für mich, mehr über ihre sexuelle Biographie zu erfahren. Sie schreiben beispielsweise, dass es ihnen an sexueller Erfahrung fehlt. Meinen sie damit sexuelle Erfahrung mit anderen Menschen oder auch sexueller Erfahrung mit sich selbst? Für die meisten Menschen erfolgt der Einstieg in Sexualität nämlich über die Solosexualität. Sexualität ist nämlich etwas Gelerntes. Sie ist das Resultat aller bewussten und unbewussten Lernschritte, die eine Person bisher in ihrem Leben gemacht hat. Es könnte also hilfreich sein, einen Überblick über die sexuellen Lernschritte, die sie bereits gemacht haben, zu bekommen, um dann abschätzen zu können, welche weiteren Lernschritte schön und hilfreich sein könnten. Im Moment wirkt es auch mich nämlicht ein bisschen so, als ob sie von sich erwarten, etwas komplett Unbekanntes und Unvertrautes schön zu finden und anstreben zu müssen. Aber das scheint mir echt schwierig. Wie klingt die Idee, wenn sie zuerst ihre eigene Sexualität besser kennenlernen, bevor der Fokus zu stark auf der Paarsexualität liegt? Das kann ganz breit gefasst sein. Einerseits wie oben erwähnt in Bezug auf ihre persönliche sexuelle Geschichte, also auch, was für eine Stimmung in ihrer Herkunftsfamilie geherrscht hat und welches (Falsch-)Wissen vermittelt wurde? Aber auch, wie sie generell zu den Themen Lust und Sinnlichkeit stehen? Denn je mehr sie wohlig in sich zentriert sein können, was das Thema angeht, desto eher wird es ihnen gelingt, bei sich und in sich zu bleiben, wenn die Vorstellungen und Wünsche von anderen Menschen mit ins Spiel kommen. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich dann auch die Frage nach der Unlust etwas wandelt, weil sie sich und ihre Bedürfnisse besser kennen. Eine Fachperson kann sie auf dieser Reise begleiten.

So ein wichtiges Thema! Okay, meine wichtigsten Fragen: Wie kriegen wir es hin, dass sich Menschen von klein auf mit ihrem Körper anfreunden, ihn – altersgerecht – kennenlernen, inklusive der Sexualorgane in ihren Varianten auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft (Stichwort: Klitoris in ihrer Ganzheit statt «die kleine Erbse»)? Dass Menschen ohne Scham und Angst und Tabus ihre Sexualität mit dem eigenen Körper entdecken dürfen und so erfahren und lernen, was wie funktioniert, was Freude macht, was sie nicht mögen, wo ihre Grenzen sind, und das zu kommunizieren? Dass sie lernen, ihre eigenen Grenzen und Bedürfnisse zu achten und die anderer? Dass Menschen von dieser Basis aus und auf Augenhöhe anderen Menschen begegnen und ihr Sexualleben gestalten können? Und wie kriegen wir es als Gesellschaft hin, die Menschen, die noch mit Scham und Verboten und Tabus usw. aufgewachsen sind, zu unterstützen – so weit wie es für das Individuum möglich und gewünscht ist? Und wie können wir junge und nicht mehr ganz so junge Menschen darin unterstützen, sich mit ihren Emotionen anzufreunden und sie kennenzulernen und zu lernen, mit ihnen umzugehen – wichtig ganz allgemein im Leben und auch nochmal intensiver in der Sexualität? Wie würde Ihrer Einschätzung nach unsere Gesellschaft aussehen, wenn alle auf dieser Basis ihr Sexalleben – wie auch immer es gestaltet wird – leben würde? Herzlichen Dank für die Möglichkeit Fragen zu stellen!

Lea Eugster: Guten Abend und herzlichen Dank fürs Teilen Ihrer Gedanken und Fragen. So wichtige Fragen auch! Und ich möchte hier gerne meine Gedanken dazu teilen... Was wir als Erwachsene tun können: Uns mit unserer eigenen Sexualität, unseren eigenen Bedürfnissen und Grenzen auseinandersetzen – uns lernen zu spüren und auszudrücken, uns zu befreien von all dem, was uns einengt und beschämt. Immer wieder reinspüren, uns immer wieder reflektieren.. Denn so erkennen wir auch besser, wenn wir andere (z.B. Kinder) mit unseren eigenen Prägungen im Forscher:innengeist und der Körper-Neugier bremsen. Dann: Vorleben! Inspirierende Vorbilder sein, die ihrem Körper und den eigenen Bedürfnissen wertschätzend begegnen, liebe- und genussvoll in Verbindung mit sich und mit Mitmenschen gehen, eigene Grenzen erkennen und wahren... und auch vorleben, dass das nicht immer einfach ist und auch das okay ist. Sie fragen, wie unsere Gesellschaft aussehen würde, wenn alle auf dieser Basis ihr Sexualleben leben würden.. Diese Frage habe ich mir auch schon paar Mal gestellt. Und ich persönlich bin überzeugt, dass die Welt eine fried- und genussvollere wäre! Weil wir uns so viel mehr mit uns selbst verbunden fühlen, und von diesem Punkt auch in liebevolle Verbindung mit anderen gehen könnten. Ja, Ihre Fragen laden zum träumen ein; danke dafür. Und ich bin gespannt, wie sich unsere Gesellschaft weiterentwickeln wird.. Ich freu mich auf jeden Fall für jede Person, die für sich und ihr lustvolles Leben losgeht – wie das für sie auch immer aussehen mag. Und vielleicht die eine oder andere damit inspiriert :)

Ich habe seit Jahren keine Sexuelle Lust mehr. Ich bin seit 2019 getrennt von meinem Exmann, der mich nur in die Arme genommen hat wenn er Sex wollte. Mittlerweilen bin ich in einer Platonischen Partnerschaft ohne Sex. Könnte nach all den Jahren meine sexuellem Gefühle wider zurück kommen?

Caroline Fux: Natürlich kann ich nicht in ihre Zukunft schauen, aber ich bin da sehr optimistisch! Es klingt danach, als ob es einige Erlebnisse in ihrem Leben gegeben hat, die ihre Lust erdrückt oder erstickt hat. Für viele Menschen ist es wichtig, dass Nähe, Verbundheit und «unverbindliche» Körperlichkeit da sein dürfen, bevor sie sich auf das einlassen möchte, was die meisten Menschen als in engerem Sinne als «Sex» verstehen. Aber Sexualität ist eben ein Kontinuum. Und dieser Einstieg hin zu Sex über Nähe scheint in ihrer letzten Beziehung nicht nur gefehlt zu haben. Nähe gab es da nur, wenn anschliessend auch Sex folgte. Das kann eine Form von Schmerz und Verlust sein, der zuerst verarbeitet werden will, bevor etwas Neues entstehen kann. Was mich Wunder nehmen würde: Ist der platonische Charakter ihrer aktuellen Beziehung bewusst gewählt? Wie ist es zu dieser Beziehungsform gekommen? Sehen sie in dieser Beziehung einen Raum für das Aufkommen ihrer sexuellen Gefühle oder passt das gar nicht? Ich schreibe diese Zeilen am Ende eines langen und grau verhangenen Winters. Gibt es so etwas wie Frühlingszeichen in ihrer Sexualität? Wüssten sie, wie diese aussehen oder was ihnen gut tun würde, damit sie wieder langsam und im richtigen Moment zu Erblühen kommen könnten?

Ich bin seit 20 Jahren verheiratet und seit einem Unfall meiner Frau ist sie in psychiatrischer Behandlung.wir haben seit über 5 Jahren keinen Sex mehr und auch keine Küsse. Ich leide unter dem weil ich Sex brauche für mich sehr wichtig meine Frau reagiert nicht auf meine Fragen diesbezüglich Was denken Sie?

Ursina Donatsch: Ohne zu wissen, ob der Unfall mit dem Moment zusammenhängt, an dem Sie aufhörten Sex miteinander zu haben, schliesse ich aus Ihrer Beschreibung, dass der Grund der Sexlosigkeit etwas mit dem Unfall/Zustand/Stimmung von Ihrer Frau zu tun hat. Dass Ihre Frau nicht auf Ihre Fragen reagiert, kann mehrere Gründe haben. Ich vermute, dass es für Sie ebenfalls ein schwieriges Thema ist. So geht es Ihnen Beiden wohl ähnlich. Sie hat Ihre Gründe, weshalb Sie keinen Sex möchte und Sie haben Ihre Gründe, weshalb Sie Sex möchten. Sie haben offenbar bereits mehrmals das Gespräch gesucht. Ich würde nun versuchen, das Gespräch folgendermassen zu eröffnen: Kann es sein, dass das Thema unserer Sexualität für dich nicht ein einfaches Thema ist? Weil für mich ist es so. Wollen wir trotzdem mal darüber reden? Ich möchte nämlich gerne verstehen, wie es DIR damit geht. Was macht dir Angst? Setzt es dich unter Druck? Wenn ja, was? Und dann hören Sie einfach zu. Ich gehe davon aus, dass Sie bereits weiss, wie es um Ihre Bedürfnisse steht und dass Sie das wahrscheinlich unter Druck setzt, immer wieder zu hören, dass Sie Sex brauchen und unzufrieden sind mit der jetzige Situation. Und mit diesen Fragen gehen Sie auf Ihre Situation und auf Ihre Gefühle ein. So hoffe ich, dass Sie von ihr erfahren, wie es ihr mit dem Thema geht, was sie dabei empfindet und was sie sich wünscht. Was sie bräuchte.

hatte vor 4 Jahren Brustkrebs,nahm Antidepressiva und Hormontabletten,seither ist Sex für mich tabu Hatte es sehr oft probiert,jedes mal sehr Schmerzen weil ich seither trocken bin Kann ich etwas dagegen tun damit es wieder klappen würde und ich wieder lust auf Sex hätte? Habe auch seit der OP keine Reize mehr in meinen Brüsten

Caroline Fux: Viele Menschen sind damit konfrontiert, dass sich durchs das Alter, eine Krankheit oder eine Kombination von verschiedenen Dingen der Körper verändert, aber die «Sex-Technik» bleibt die gleiche. Und das geht dann schlicht nicht mehr auf. Ein ganz wichtiger Grundsatz lautet: Sexualität darf nicht weh tun. Denn wie sollten sie auf etwas Lust haben, das ihnen Schmerzen bereitet? (Zumal wir hier definitiv nicht über jene Art Schmerzen sprechen, die manche Menschen einvernehmlich in ihr erotisches Spiel miteinbauen, sondern etwas, das sie körperlich ausbremst und belastet). Ich gehe davon aus, dass sie bereits mit einer medizinischen Fachperson abgeklärt haben, was sie in Bezug auf die Scheidentrockenheit unternehmen können. Zusätzlich möchte ich ihnen eine sexologische Beratung ans Herz legen, in der sie mit der Fachperson anschauen, welche Art von Erotik und Sinnlichkeit denn einerseits noch möglich sind, und andererseits neu entdeckt werden könnten. Viele Paare haben leider eine ganz kleines Repertoire, was Sexualität angeht. Sex ist immer automatisch Geschlechtsverkehr, also Penis in Vagina, und wenn dann das nicht mehr geht, ist sofot die komplette Sexualität und Sinnlichkeit futsch. Das Aufdecken und Erweitern des vorhandenen und neuen sexuellen Repertoires ist also ganz wichtig. Jeder Mensch ist in jedem Alter fähig, neue Körperzonen als erregbare Gebiete zu erschliessen, indem sinnliche Berührungen an neuen Stellen mit bereits möglichen erotischen Erlebnissen kombiniert werden können. Wie solch sexuelles Lernen geht, können sie mit Hilfe einer Fachperson klären. Es macht Sinn, wenn dort auch Thema ist, welche Erregungstechniken einem beanspruchten Körper entgegenkommen. Grundsätzlich sind nämlich Erregungstechniken, bei denen viel Muskelspannung, Druck und schnelle Bewegungen dominant sind, eine grössere Belastung. Wenn sie (und ihr Gegenüber) lernen können, feinere Stimulationen als lustvoll zu erleben, haben sie mehr Spielraum.

Wie hat man Sex alleine? Ich bin ohne Mann nie erregt und habe nie Lust. Ich hab noch nie alleine einen Orgasmus erlebt. Das schöne an der Sexualität ist genau die Liebe und das zu teilen. Ich konnte mich vereinzelt alleine erregen, irgendwann blockierts dann und ich finds langweilig, unnötig und nicht, dass ich jemals zu einem Orgasmus oder Befriedigubg oder Glücksgefühl komme.

Ursina Donatsch: Mann/Frau muss nicht unbedingt Sex alleine haben. Wenn Sie das regelrecht nicht interessant finden, langweilig und nicht befriedigend, ist das völlig in Ordnung. Ich lese zwischen den Zeilen, dass Sie MIT Mann erregt sind, Lust haben und einen Orgasmus haben. Wenn dem so ist, und Sie das geniessen können und alles haben, was Sie brauchen, gibt es für Sie ja keinen Grund Sex alleine zu haben, da Sie keinen Mehrwert dabei haben. Höchstens, wenn Sie finden, dass es mit einem Mann nicht mehr befriedigend ist, macht es Sinn, im Solosex herauszufinden, was Ihnen denn besser gefallen würde, was Sie erregt, welche Berührungen Ihnen gefallen etc. Es gibt also keine richtige Art und Weise Solosex zu haben. Sondern sich einfach leiten zu lassen davon, worauf Sie Lust haben. Und das scheint bei Ihnen mehr Freude zu bereiten mit einem Gegenüber, gekoppelt mit Liebesgefühlen. Ist doch schön!

Hallo, ich hin 53 und seit 30 Jahren mit meinem, heute Ehemann, liiert. Ich habe seit fast 10 Jahren keine Lust mehr auf Sex, ich würde am liebsten komplett drauf verzichten. Gelegentlich schlafe ich mit meinem Mann um ihm eine gefallen zu machen, es wird aber immer mehr zu Qual für mich. Ich überlege von Zeit zu Zeit meine Ehe aufzugeben damit ich endlich ohne Sex weiterleben kann. Haben sie eine Rat?

Ursina Donatsch: Auf Dauer Sex als Gefallen anzubieten, ist keine langfristige Lösung, da bin ich mit Ihnen einig. Dass Sex auf diese Art für Sie sogar eine Qual geworden ist, verstehe ich. Ob Sie deshalb Ihre Ehe aufgeben wollen, kann ich nicht beurteilen. Ich denke es kommt darauf an, ob Sie interessiert daran sind, mit Ihrem Mann zusammen zu überlegen und herauszufinden, ob es denn eine Art Sex gäbe, den Sie interessant fänden. Es fragt sich nämlich, ob Sie auf DEN Sex keinen Lust mehr haben oder generell auf Sex. Weil Sex ist eine riesige Spielwiese, den Sie genauso gestalten können, wenn Sie das wollen. Wenn Sie aber zum Schluss kommen, dass Sie grundsätzlich keine Lust auf Sex haben, auch keine Lust auf Solosex, keine Lust auf jegliche Art von Sex, dann wäre es vielleicht gut, wenn Sie das mit Ihrem Mann besprechen würden. Wenn Sie seit 30 Jahren zusammen sind, vermute ich, dass es neben der sexuellen Ebene ganz viele Dinge in Ihrer Beziehung gibt, die stimmig sind, die für Beide gut sind. Wenn dem so ist, lohnt es sich vielleicht zu schauen, ob es einen anderen Weg gibt, dass Beide Ihre Bedürfnisse gedeckt haben und Sie trotzdem zusammen bleiben können.

Guten Abend Ich arbeite auf einer Wohngruppe mit Erwachsenen Menschen mit einer kognitiven und/ oder körperlichen Beeinträchtigung. Aktuell scheint das Thema Sexualität für einen Bewohner interessant zu sein. Er spricht oft darüber und würde gerne eine Frau nackt sehen. Der einzige Zugang um dies auszuleben geschieht über Pornografie. Wobei ich das Gefühl habe, das er nicht immer versteht um was es geht und es ihn teils irritiert oder ekelt (je nachdem was im Film gezeigt wird). Ich wollte mich nun erkundigen was es im Bereich Sexualität für Menschen mit einer Beeinträchtigung gibt. Wäre eine Sexualbegleitung evtl etwas? Hätten Sie ein paar Tipps oder Beratungsstellen wohin ich mich wenden könnte?

David Siegenthaler: Guten Abend Meine erste Ausbildung war als Fachperson Betreuung (FaBe EFZ) mit Menschen mit Behinderung. Vielleicht könnten Sie sich darüber austauschen, was die Person irritiert, ekelt oder auch fasziniert. Und Sie auch Fragen was Sie besser verstehen möchte. Es gibt auch die Möglichkeit, mit einemeiner professionellen Berührerin zu arbeiten, der*die speziell geschult ist, wenn es um den direkten physischen Kontakt geht. Jedoch wäre es sicher hilfreich, zunächst eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Weitere Informationen finden Sie z.B. unter insieme.ch Ich hoffe, das hilft weiter und dass die Person einen Weg findet, mit sich und ihrer Sexualität umzugehen. Liebe Grüsse

Wie kommen wir weg von einer enggefassten Sexualität, die quasi nur Penetration als Sex ansieht, zielgerichtet auf Orgasmus und «performance"-orientiert ist und – bei Sex zwischen Mann und Frau – vielleicht gleich noch mit der Ejakulation des Mannes beendet ist und die Lust der Frau als nicht so wichtig ansieht zu einer gemeinsamen lustvollen Reise der Sinneserlebnisse ohne Ziel und Leistungsdruck, ohne Scham und «Versagensängste»? Als Paar wie als Gesellschaft?

Lea Eugster: Vielen Dank für Ihre Gedanken und Ihre Frage. Mit diesen Wünschen kommen ganz viele zu mir in die Praxis – mit dieser Sehnsucht nach ergebnisoffenen, genussvollen und druck- und schambefreiten sexuellen Erlebnissen. Wichtige Schritte hin zu diesem Wunsch sind ganz oft: Eigene Glaubenssätze erkennen, Schamthemen ansprechen (ja, die Scham wird durchs Schweigen gefüttert), Leistungsdruck thematisieren – und dann Erlebnisse schaffen, die unsere bisherigen Prägungen «überschreiben» können. Oftmals braucht es als Paar ein klarer Rahmen, um gewohnte Muster zu durchbrechen: z.B. das Schaffen von Genussinseln, in denen es z.B. in einem klar abgesteckten Rahmen (z.B. gemeinsame Regel, dass es nicht nicht zur gezielten Erregungssteigerung oder zum Orgasmus kommt) einfach darum geht, sich gegenseitig absichtslos zu berühren.. Bedürfnisse zu erkennen und ihnen nachzugehen.. den eigenen Körper und den des Gegenübers zu geniessen – ohne Ziel. Wieso ist ein definierter Rahmen oftmals wichtig? Weil wir uns ansonsten so schnell in gelernten und eingespielten Mustern und Skripten wiederfinden, wenn wir sie nicht von Anfang an durchbrechen. Was neben einem klar definierten «Genuss-Rahmen» auch wichtig sein kann: Tempo rausnehmen! Langsamkeit kann uns helfen, bei Weggabelungen zu erkennen: Gehen wir den altbekannten oder einen neuen Weg? Und Langsamkeit hilft uns sehr, Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen und ihnen nachzugehen. Und was auch ganz fest hilft, was ich in den Beratungen auch ganz oft als Schlüssel erlebe: Lernen, bei sich zu bleiben, in den Körper zu kommen, sich zu spüren – und Eigenverantwortung für sich und den eigenen Genuss zu übernehmen. Und diese Eigenverantwortung auch dem Gegenüber zuzumuten. Denn: So oft wird der Leistungsdruck z.B. nicht nur auf einen selbst projiziert sondern auch auf das Gegenüber («Ich will, dass Sie auch einen Orgasmus erlebt...»). Das erzeugt nicht nur Druck beim Gegenüber sondern bringt beide auch weg von den eigenen Bedürfnissen und dem Genuss. Und was wir als Gesellschaft tun können? Ehrliche und offene Gespräche über Sex führen, in denen wir lernen, uns echt und verletzlich zu begegnen. Gespräche, in denen wir erleben dürfen: Wir sind mit unseren Schamgefühlen, Ängsten und Sorgen nicht allein. Das würde m.E. schon ganz viel bewirken!

Warum hat man manchmal ganz viel lust auf sex und manchmal gar nicht richtige unlust? Was ist der grund?lg

Lea Eugster: Vielen Dank für die Frage. Eine pauschale Antwort gibt es darauf nicht.. Doch ich kann Ihnen ein paar Denkanstösse geben: Die Lust auf Sex ist einerseits da, wenn unser Körper aus Erfahrungen weiss: Das lohnt sich! Wenn also der Nutzen grösser ist, als das, was es kostet, dann kann Lust darauf entstehen. Es kann also durchaus sein, dass die Kosten-Nutzen-Analyse je nach Zeitpunkt anders aussieht und deshalb das Resultat entweder ist «ja, ich habe Lust» oder eben «Nein, ich habe keine Lust». Kosten können z.B. sein, dass der Sex selbst oder das Initiieren davon gerade zu viel Energie kostet. Oder es können Schamgefühle sein. Es kann fehlender Genuss sein.. Schmerzen.. Oder es kann z.B. auch ein Ambiente sein, das gerade nicht stimmig ist.. Dann ist auch wichtig zu wissen, dass die Lust auf Sex nicht vom Himmel fällt. Wir schaffen uns die Lust, indem wir Reize wahrnehmen (bewusst oder unbewusst), die in uns Erregung auslösen und so der Wunsch nach mehr entstehen kann. Wenn die sexuellen Reize also fehlen (oder wir ihnen keine Aufmerksamkeit schenken), dann fehlt auch die Erregung und die Möglichkeit, diese erleben, steigern oder geniessen zu wollen. Und dann gilt auch: Je mehr wir in unserem Körper Erregung auslösen und diese geniessen, desto mehr möchte es unser Körper auch wieder erleben – ist ähnlich wie beim Joggen: Je mehr und regelmässiger ich gehe, desto mehr Freude macht es mir und desto mehr kann ein Gefühl entstehen von «es fehlt mir so, wenn ich nicht joggen gehen kann..!». Und auch wichtig: Es ist total normal, dass die Lust auf Sex variiert und manchmal da ist und manchmal nicht. Auch wenn du etwas magst, musst du nicht immer Lust darauf haben – du hast ja wahrscheinlich auch nicht immer, 24/7 Lust auf Pizza (oder etwas anderes, falls du Pizza nicht magst ;)), oder?

Ich hatte immer schon eine gespaltene Einstellung Sex gegenüber. Es kommt mir oft sehr tierisch vor, was mir ablöscht. Jahrelang war er meist sehr schmerzhaft, nun habe ich dies recht gut im Griff, aber mit 62 habe ich sehr wenig Sex mit meinem Mann, meist bin ich zu müde, habe auch Mühe meine Gedanken abzustellen. Ist das eher krankhaft, meine Einstellung, wie könnte ich meine Sichtweise ändern? Ich stand jahrelang unter massiven Druck meines Mannes, der immer zu kurz kam, einmal war es gegen meinen Willen.... Ich fühle mich schlecht gegenüber meines Mannes, denn ich liebe ihn, aber körperlich kommen wir uns nicht häufig nahe.

David Siegenthaler: Lieber Fragende*r Zuerst möchte ich den „Elefanten im Raum“ ansprechen. Wenn Sexualität gegen Ihren Willen ausgeführt wurde, stellt dies eine körperliche Grenzverletzung dar und kann sowohl der Beziehung als auch Ihnen persönlich erheblichen Schaden zufügen. Solche Erlebnisse können tiefgehende Verletzungen verursachen, weshalb ich dringend empfehle, dies mit einer Fachperson (Psycholog*in/Sexualberater*in) zu besprechen. Sexualität ist oft der Versuch, das Gegenüber für ein gemeinsames „Projekt“ zu gewinnen. Es klingt so, als hätte es sich eher schwierig gestaltet, aus der Sexualität ein schönes und interessantes Projekt für Sie beide zu machen. Was wollen Sie beim Sex? Wissen Sie, was Ihnen gefällt und was es alles gibt? Wenn Sie die Königin wären und Ihr Partner Ihnen jeden Wunsch erfüllen würde, wüssten Sie dann, was Sie ihm sagen möchten, was er tun soll? Manchmal kann es auch hilfreich sein, sogenannte „sexlose Zonen“ zu definieren (z. B. das Sofa), wo beide wissen, dass hier nur gekuschelt wird, aber kein Sex stattfindet. Das kann helfen, wieder etwas Zärtlichkeit zu erleben und den Druck herauszunehmen. Dass Sie Mühe haben, Ihre Gedanken abzustellen, kann viele Gründe haben – von Stress im Alltag bis hin zu Beziehungsproblemen. Es klingt so, als ob Sie gerne die Bedürfnisse Ihres Mannes erfüllen möchten. Ist das generell so in der Beziehung oder betrifft es hauptsächlich die Sexualität? Kommen auch Ihre Bedürfnisse zum Zug? Warum fühlt sich der Druck so hoch an bei Ihrem Mann? Dies sind alles Fragen, die helfen können, besser zu verstehen, was die Ursache des Problems ist. Im nächsten Schritt könnte es dann möglich sein, gemeinsam ein „Projekt“ zu entwickeln, das für Sie beide erfüllend ist. Liebe Grüsse

Ich mache regelmässig die Erfahrung: Ich könnte hunderte von Freundinnen und Freunden haben. Man findet mich toll, ich werde als Gesprächspartner geschätzt, als Teamplayer, als Zuhörer, werde eingeladen zu Geburtsagsfeiern von 20 Jahre jüngeren ... oder 20 Jahre älteren ... bin gefragt als wasauchimmer ... bin weder schüchtern noch langweilig... habe eine gute Beziehung zu meinem Körper und sowieso zu mir, bin beruflich erfolgreich, grundsätzlich fröhlich und unternehmungslustig ... – trotzdem bin ich seit dem Tod meiner Frau seit 10 Jahren alleine. Da ist einfach nichts. Kein echter Tinder-Match ausser Fakes, sobald mein Bild bei Parship auftaucht, ist der Kontakt weg. – Und dann sehe ich permanent andere, die 2 Monate nach einer Trennung schon eine neue Partnerschaft haben, die sich überhaupt nicht um irgend eine Form von Empathie und Verständnis für andere Menschen kümmern. – Da frag ich mich manchmal schon: Schliesst sich ein guter Freund und ein attraktiver Partner wirklich aus?

Caroline Fux: Zuerst möchte ich vorausschicken, dass ich viel zu wenig über sie und ihre Situation weiss, um wirklich eine Ahnung zu haben, wo es klemmt. Und offen gesagt arbeite ich manchmal über längere Zeit mit Singles zusammen und wir finden nie wirklich heraus, warum es so harzt oder geharzt hat. Ein Phänomen, das mir beim Lesen ihrer Frage in den Sinn gekommen ist, ist folgendes: Ich begleite ab und zu Menschen in meiner Praxis, die grosse Mühe haben, sich (auch) als Liebhaber:in zu zeigen. (Ich bleibe ab jetzt eher beim Liebhaber, aber es kommt wie gesagt bei allen Geschlechtern vor). Das sind dann Menschen, oder eben Männer, die hervorragende Freunde sind, aber dann eben immer «gefriendzoned» werden. Also in die Kollegenfreunde-Ecke gestellt werden. Das sind wunderbare Menschen in Theorie und Praxis. Immer für andere da. Lustig. Zuverlässig. Humorvoll usw. Aber die schaffen es irgendwie nicht, ihren objekten der Begierde zu signalisieren, dass sie mehr möchten. Eben: Dass sie (auch) Liebhaber sein können und wollen. Oder vielleicht sogar primär oder nur Liebhaber sein möchten. Oft getrauen sich diese Personen nicht mal, in jemand anderem überhaupt ein «Objekt der Begierde» zu sehen. All das sind aber Ingredienzien, um eine erotische Beziehung aufzubauen oder überhaupt erst aufs Tapet zu bringen. Meine Frage an sie wäre deshalb: Haben sie eine Liebhaber-Identität mit der sie in Kontakt sind? Wissen sie, wer sie als Liebhaber sind? Was sie als Liebhaber wollen? Sind sie ein lustiger Liebhaber? Ein draufgängerischer? Schlauer? Persistenter? Komplett etwas anderes bzw. eine Kombination davon? Eine andere Frage, die an mir klebt, ist, ob es ihnen nach dem Tod ihrer Frau gelungen ist, nicht mehr Ehemann und Witwer zu sein, sondern wieder verfügbarer und komplett freier Liebhaber? (Ich hoffe, ich kann meine Gedanken dazu klar und respektvoll formulieren, da wir ja auch über einen grossen Verlust sprechen). Oft besteht eine derart starke Loyalität und Verbundheit zu einer verstorbenen Person, dass diese Verbindung bzw. der feierliche und respektvolle bewusste Auflösung ein wichtiges Puzzleteil ist. Das und vor allem das Liebhaber-Thema wären jedenfalls das, was ich unter anderem mit ihnen anschauen würde, wenn sie bei mir in die Praxis kämen.

Ich w habe schon immer Schmerzen beim Sex. Schon der Gedanken an das eindringen blockiert mich vollkommen undso habe ich auch keine Lust. Wie kann ich das ändern? Es belastet mich sehr und setzt mich sehr unter Druck. Mein langjähriger Partner und ich haben so nur noch Solosex. Eigentlich möchte ich, dass einfach ein normaler Sex möglich ist.

Ursina Donatsch: Schmerzen sind der totale Lustkiller. Wenn Sie Schmerzen beim Sex hatten/haben, merkt sich das Ihr Körper, das Schmerzgedächtnis sozusagen. Und Ihr Körper reagiert vollkommen natürlich und möchte Schmerz vermeiden. Das bedeutet, der erste Schritt ist zu schauen, dass Sie keinen Schmerz mehr haben. Das heisst keine Penetration für die erste Phase. So dass Ihr Körper langsam wieder Vertrauen fasst, dass ihm kein Schmerz zugefügt wird. Deswegen müssen Sie aber nicht komplett auf gemeinsamen Sex verzichten. Was heisst schon normaler Sex? Lange wurde penetrativer Sex als der «einzige», der normale, der richtige Sex, definiert. Das ist zum Glück heute nicht mehr so. Also machen Sie alles, was keine Schmerzen macht. Entdecken Sie einander überall und auf alle Weisen, die Freude machen, erregend sind, genussvoll sind. Mit Zunge, Mund, Finger, Hand, Brüste, Körper und so weiter. Währenddessen können Sie im Solosex mal ausprobieren, was Ihre Vagina zu Berührungen sagt. Erlaubt Sie Ihrem Finger, hineinzugleiten? Oder blockiert sie dann? So können Sie sich langsam vortasten, bis Ihre Vagina und Ihr Körper sicher ist, dass das geht. Wenn diese Schritte gut gehen, können Sie genau dort auch Ihren Mann miteinbeziehen. Wenn diese ersten Schritte schwerfallen oder unmöglich sind, dann würde ich Ihnen einen Sexualtherapie empfehlen, wo Sie angeleitet werden, wieder ohne Schmerzen Sex zu haben.

Das sexuelle Verlangen meiner Frau und meines gehen immer weiter auseinander. Meine Frau muss Antidepresiva nehmen und sie will keinen Sex mehr. Bei mir hingegen wird das verlangen immer grösser und mache täglich mehrmals Solosex. Diese Situation belastet mich sehr. Sie will auch nicht in eine Paartherapie. Was gibt es noch für Möglichkeiten um unsere Situation zu verbessern?

Ursina Donatsch: Die Bedürfnisse von Ihnen und Ihrer Frau gehen immer weiter auseinander. Sehr verständlich, dass Sie das belastet. Und es scheint ja fast so, als würden sie je mehr wollen, je weniger sie will und vielleicht auch umgekehrt? Könnten Sie Ihrer Frau diese Tendenz aufzeigen? Könnten Sie ihr vielleicht sagen, dass Sie besorgt sind, wenn es so weitergeht? Und nicht nur das sondern auch: «Ich möchte gerne mit dir zusammen einen Ausweg suchen. Möchtest du mit mir darüber reden? Wie geht es denn dir mit dem Sex? Und auch mit der Veränderung seit den Antidepressiva? Was macht dir Angst, was beschäftigt dich? Können wir miteinander schauen, ob wir trotz den Veränderungen einen gemeinsamen Nenner finden?» So können Sie einsteigen. So kommen Sie etwas weg von den verhärteten Positionen «keine Lust» versus «grosses Verlangen». Weil eigentlich wollen Sie ja wieder zueinander finden. Und dann können Sie sie fragen, auf was Sie denn Lust hätte? Auf Küssen? Auf Umarmungen? Auf Streicheln? Auf welche Berührungen? Auf welche nicht? Gibt es etwas, auf das Sie trotzdem Lust hat? Wenn das gelingt, dann wäre schon viel erreicht. Wenn auch dieses Gespräch nicht gelingt, dann können Sie sagen, dass es Fachpersonen gibt, die sich genau mit solchen Situationen auskennen und Sie um den Gefallen bitten, ob Sie – Ihnen zuliebe – zumindest ein Mal mitkommen würde.

Woher kann es kommen dass ich unter Druck komme wenn mein Partner Sex verlangt?

Ursina Donatsch: Wenn ich «verlangen» höre, dann würde ich auch Druck spüren. Machen Sie Ihrem Partner klar, dass Sex kein Grundrecht ist, das man einfordern kann. Machen Sie ihm einen Gegenvorschlag: Magst du hören, auf was für Sex und was für Berührungen ich Lust hätte? Das wäre ein neuer Einstieg, einer wo Ihre Bedürfnisse auch eine Rolle spielen und Ihr Einverständnis gefragt ist.

Grüezi In der heutigen Sendung wurde das Sexualleben wieder einmal von allen Seiten beleuchtet. Nie zur Sprache kommt, was mich umtreibt. Ich hätte gerne oft Sex, aber oft weiche ich aus, weil es mich ekelt. Es scheint, dass ich der einzige bin, der dabei Ekel empfindet.

Caroline Fux: Ekel in Bezug auf Sexualität ist gar nicht mal so selten. Sie sind also definitiv nicht allein. Um in Bezug auf dieses Thema weiterzukommen, müsste klar sein, auf was genau sich ihr Ekel bezieht. Oft bezieht sich der Ekel auf sehr körperliche Aspekte, das muss jedoch nicht sein. Auch ihre persönliche Geschichte zu diesem Erlebnis und der Situation wäre wichtig. Das ist die Grundlage dafür, um zu schauen, welche Veränderungen und Entwicklungen passen könnte.

Grüezi In der heutigen Sendung wurde das Sexualleben wieder einmal von allen Seiten beleuchtet. Nie zur Sprache kommt, was mich umtreibt. Ich hätte gerne oft Sex, aber oft weiche ich aus, weil es mich ekelt. Es scheint, dass ich der einzige bin, der dabei Ekel empfindet.

Caroline Fux: Ekel in Bezug auf Sexualität ist gar nicht mal so selten. Sie sind also definitiv nicht allein. Um in Bezug auf dieses Thema weiterzukommen, müsste klar sein, auf was genau sich ihr Ekel bezieht. Oft bezieht sich der Ekel auf sehr körperliche Aspekte, das muss jedoch nicht sein. Auch ihre persönliche Geschichte zu diesem Erlebnis und der Situation wäre wichtig. Das ist die Grundlage dafür, um zu schauen, welche Veränderungen und Entwicklungen passen könnte.

Guten Tag Mein Partner hat eine gute Potenz, und ich fühle mich von ihm begehrt. Er kommt aber beim Geschlechtsverkehr selten zum Orgasmus. In der Regel befriedigt er sich dann beim Sex selber. Er war längere Zeit Single und hatte keinen Partnersex. In einer früheren langjährigen Beziehung hat alles normal funktioniert. Kann es sein, dass sich die Masturbation bei ihm durch die Single Zeit konditioniert hat?

Ursina Donatsch: Das könnte in diese Richtung gehen. Mann gewöhnt seinen Penis an bestimmte Berührungen, an einen bestimmten Druck und an ein bestimmte Art und Weise sich zu erregen und zum Orgasmus zu kommen. Wenn ihm das selber gut gelingt, ist das schon mal sehr gut. Dass die gleiche Art und Weise wie der Penis in Ihrer Vagina stimuliert wird, exakt die gleiche ist, wie er sich mit der Hand stimuliert, ist nicht oft der Fall. Das bedeutet, dass er sein Spektrum von der Art der Berührungen/Stimulation von seinem Penis erweitern kann, so dass es in Ihrer Vagina auch bis zum Orgasmus klappt. Da müsste er aber auch eine Motivation dafür haben, da es ein bisschen Übung braucht und neu-Gewöhnung. Wenn die Form, die Sie Beide nun gewählt haben (er stimuliert sich zusätzlich beim Sex mit Ihnen), für Beide stimmig ist, und Ihnen nichts fehlt, ist das ja gar nicht so schlecht. Das heisst, es gibt nicht «normalen» Sex. Sondern alle Paare dürfen und sollen den Sex entdecken, der für Sie Beide am Besten passt. Bei Frauen ist es ja auch oft so, dass sie sich zusätzlich stimulieren, da sie rein durch penetrativen Sex nicht zum Orgasmus kommen. Was ja auch eine Möglichkeit ist. Eine von Vielen. Wichtig ist, dass Sie Beide miteinander schauen, was für Sie wichtig ist und was für ihn und wie Sie das kombinieren können.

Guten Abend, ich lebe seit mehreren Jahren in einer heterosexuellen Partnerschaft. Meine Partnerin und ich haben keine Kinder. Wenn ich mich durch das Internet lese, habe ich oft das Gefühl, das Thema Lustlosigkeit scheint vor allem ein Thema in Partnerschaften mit Kindern zu sein. Ich habe dann manchmal fast den Eindruck, mit uns stimmt was nicht, denn wir haben ja keine Kinder und Lustlosigkeit ist auch bei meiner Partnerin Thema. Gibt es hierzu Zahlen? Ist Lustlosigkeit in Beziehungen mit Kindern wirklich weiter verbreitet oder gehen Beziehungen ohne Kinder einfach eher zu Bruch, als dass die Lustlosigkeit thematisiert wird?

Ursina Donatsch: Ich kann Ihnen nicht eine wissenschaftliche Zahl zu diesem Thema nennen, aber ich kann Ihnen sagen, dass mir in meiner paartherapeutischen jahrelangen Arbeit Lustlosigkeit genau so bei kinderlosen Paaren begegnet. Dass Stressfaktoren (jeglicher Art: Arbeit, Kinder, Konflikte...) im Aussen Grund für Lustlosigkeit sind, ist nur ein Grund. Genau so oft gibt Gründe im «Innen»: zu hohe Erwartungen an Sex, unterschiedliche Vorstellungen von Sex, eigene Blockaden, Asexualität, etc. Ob Kinder oder nicht: Das Vorgehen ist genau das Gleiche: Auf was hat Ihre Frau keine Lust? Auf welchen Sex? Und auf welchen Sex hätte Sie denn Lust? Auf welche Art von Sex? Oder noch breiter ausgedrückt: Auf welche Berührungen, Sinnlichkeiten, Küsse etc. hätte Sie denn Lust? Wie könnte ihre eigene Lust wieder erwecken (wenn sie das denn will)? ... Ob Beziehungen zu Bruch gehen wegen Lustlosigkeit ist ebenfalls unabhängig von der Kinder-Frage, sondern viel mehr von, was gibt es für Gemeinsamkeiten, was gibt es neben dem Sex für Intimitäten, wie fühlt sich ein Paar verbunden, wie geht ein Paar mit unterschiedlichen Bedürfnissen um. Diese Fragen sind viel mehr ausschlaggebend dafür, ob die Lustlosigkeit zu einer Trennung führt oder ob das Paar einen anderen Ausweg findet, einen miteinander.

Hallo, Mein Freund klagt, dass unser Sexleben nicht so erregend ist. Was kann ich machen, damit Sex erregender für ihn wird? Freundliche Grüsse,

Ursina Donatsch: Das ist nicht primär Ihre Aufgabe. Diese Frage kann sich Ihr Freund auch selbst stellen. Was kann er tun, damit der Sex für ihn erregender wird? Wenn Sie Beide nämlich die Verantwortung für Ihren eigenen Genuss beim gemeinsamen Sex übernehmen, sind Sie viel spannender und erfolgsversprechender unterwegs. Anstatt sich gegenseitig die Aufgabe abzugeben. Werden Sie also Beide aktiv und überlegen sich, was Sie sich wünschen, was Sie gerne geben würden, wie Sie gerne sexuelle Berührungen empfangen würden, wie Sie gerne Ihren Partner berühren würden, so dass es Ihnen Freude bereitet?

Guten Tag meine Frau hat seit kurzem Sex mit einem anderen Mann, in den sie auch verliebt ist. Wie kann ich meine Einstellung so ändern, dass ich damit klar komme? Ich freue mich für sie, bin aber auch eifersüchtig. Warum ist es für mich so schwierig, dass sie Intimität mit jemand anderem teilt. Gleichzeitig haben wir selbst wenig Sex, ich bin darin eher passiv. Wie kann ich mit ihr einen eigenen Weg zur Sexualität wieder finden. Wir sind seit 15 Jahren zusammen.

David Siegenthaler: Lieber Fragende Es macht Sinn, dass Sie Eifersucht spüren. Obwohl Eifersucht in der Gesellschaft oft negativ konnotiert wird, hat sie auch eine „normale“ Funktion. Sie ist wie ein Warnlämpchen, das uns darauf hinweist, dass wir möglicherweise etwas Wichtiges zu verlieren drohen. Dieses Gefühl passt zu dem von Ihnen beschriebenen Kontext, wenn Ihnen Ihre Frau wichtig ist. Gleichzeitig ist es schön zu sehen, dass Sie Empathie für Ihre Frau haben und sich auch mit ihr freuen können. Dass das Teilen von Intimität für Sie anspruchsvoll ist, ist ebenfalls gut nachvollziehbar. Der intime Austausch mit einer wichtigen Person lässt uns fühlen, dass wir die Nummer Eins sind und etwas Persönliches gemeinsam erleben, das nur uns beiden gehört. Wenn dies geteilt wird, bedeutet es oft auch, dass man diese Wichtigkeit teilen muss. Bevor Sie versuchen, Ihre Einstellung zu ändern, wäre es vielleicht wichtig zu verstehen, welche Bedeutung der andere Mann für Ihre Frau hat. Ist er ein Zusatz oder ein Ersatz? Spüren Sie und Ihre Frau noch Liebe füreinander? Was geniessen Sie beide in Ihrer eigenen Beziehung und Sexualität? Was vermisst Ihre Frau an Ihnen? Falls Sie weiterhin zusammenleben möchten und beide die Beziehung öffnen wollen, gibt es viele weitere Dinge zu klären. Möchten Sie sich über den Sex mit anderen austauschen? Was ist in Ordnung und was nicht? Wie verhüten Sie? Wann sprechen Sie mit anderen Sexualpartner*innen? Wie viel Zeit bleibt für Ihre Beziehung? Was soll exklusiv bleiben? Es gibt auch viele hilfreiche Literaturquellen zu diesem Thema, z.B. Polysecure, oder auch meine Podcast-Folge „Beziehung öffnen – Fluch oder Segen“. Liebe Grüsse

Ich (42, männlich) bin in einer langjährigen Beziehung mit einer Frau, die ich sehr liebe und die ich auf keinen Fall verlieren will. Unser Sexleben ist nicht verschwunden, immer noch recht geil, wenn Sie das Wort erlauben, aber auch immer etwas gleich. Ich spüre einfach das Bedürfnis nach sexueller Abwechslung, einem Kick. Warum nicht mal in einen Swingerclub? Gleichzeitig fürchte ich, mit meinen «Abwechslungsgelüsten» auf Ablehnung zu stossen und habe Verlustängste. Was also tun? Heimlich ausleben? Das entspricht mir eigentlich nicht.

Ursina Donatsch: Das fände ich sehr schade, wenn Sie es heimlich ausleben und somit das Vertrauen Ihrer Frau gefährden. Ihr Bedürfnis nach Auffrischung und Abwechslung ist sehr verständlich. Das geht fast allen so in einer langjährigen Beziehung. Was tun? Reden Sie mit Ihrer Frau über dieses Bedürfnis. Vielleicht hat sie es ebenfalls? Wie diese Abwechslung, oder Auffrischung zu gestalten ist, können Sie ja miteinander entdecken. Es ist nur eine Möglichkeit, die Abwechslung im Aussen zu holen. Sie können als Paar auch Abwechslung im «Innen» holen, dass Sie Ihren Sex auffrischen. Das wäre doch mal für den Anfang was. So kann Ihre Frau auch spüren, dass Sie immer noch Lust auf Sie haben. Und so gehen Sie auf Nummer sicher, und das scheint Ihnen ja ebenfalls ein grosses Anliegen. Wenn Sie Beide dann noch Abwechslung im Aussen probieren möchten, können Sie das immer noch tun.

guten Abend Seit 25 Jahren lebe ich mit meinem Mann zusammen- unsere Kinder sind bereits 18 und 22! Ich spüre in der Beziehung zu meinem Mann keine Liebe- aber dennoch ist er für mich wie ein guter Freund! Ich spüre aber, dass er mich gerne hat! Er möchte Sex haben und ich habe keine Lust! Bisher habe ich das dem Frieden zuliebe gemacht- aber ich kann einfach nicht mehr! Wir hatten soeben eine Auseinandersetzung deswegen! Ich fühle mich zunehmend unter Druck! Dass meine Gefühle für ihn eher kollegial sind, habe ich ihm vor 10 Jahren schon gesagt- er hat das einfach ignoriert! Oft will er auch Sex auf Knopfdruck- zB wenn die Kinder grad aus dem Haus sind- oder dann, wenn ich mich auf mein Klavierspiel freuen würde! Das Zusammenleben fühlt sich auch zunehmend langweilig an! Eigentlich sehne ich mich nach echter Liebe! Aber ich schaffe es irgendwie nicht, für meine Gefühle ernsthaft einzustehen! Ich habe auch ein schlechtes Gewissen! Wie könnte ich aus dieser Situation finden?

Caroline Fux: Wäre es allenfalls eine Option, dass sie gemeinsam in eine Paartherapie gehen? Es wirkt, als ob ihnen beiden irgendwie das Rüstzeug fehlt, so über ihr Zusammenleben zu sprechen, dass sie beide die Veränderungen machen können, die der Beziehung vermutlich gut tun würden. Dabei wäre es wichtig, dass die Beratung ergebnisoffen angepackt wird. Also dass nicht von Anfang an klar ist, was rausschauen soll, sondern sie viellecht gemeinsam eine Art Zwischenbilanz ziehen können. Was ist gut? Was schwierig? In welche Richtungen möchten sie beide sich entwickeln? Wenn sie jemanden haben, der das Gespräch moderiert, fällt vieles leichter.

Ich w, 41 habe Vaginismus. War schon in entsprechender Therapie mit Therapeutin und Beckenboden Physiotherapie. Neuer Partner weiss Bescheid über Vaginismus. Nun frisch in Partnerschaft. Kann sich Vaginismus legen, wenn ich ihm vertrauen kann? Ist es möglich, durch emotionale und körperliche Nähe fallen zu lassen das dann der penetrative Sex möglich ist?

Lea Eugster: Danke für dein offenes Teilen und Ihre Frage. Und super, waren Sie bereits in Therapie inkl. BeBo-Physio. Konnten sie mit Hilfe der Therapie schon Schritte machen, um etwas (Finger, Dilatoren/Dildo o.ä.) aktiv und genussvoll vaginal aufzunehmen? Denn das wäre ein wichtiger Schritt, damit Sie auch in einer Partnerschaft aufnehmenden Sex erleben und geniessen können. Denn ja: Vertrauen ist bei Vaginismus ganz oft zentral! Doch genau so zentral ist es, dass dein Körper wiederholt die Erfahrung gemacht hat, dass es sich sicher und genussvoll anfühlt, etwas vaginal aufzunehmen. Ohne die Situation genau zu kennen, ist es schwierig, die Frage zu beantworten: Aber es kann sehr gut sein, dass die vertrauensvolle Nähe zu Ihrem Partner ohne die wiederholte Erfahrungen von «etwas 'penisähnliches' vaginal in mir aufnehmen und geniessen können» nicht ausreicht für Ihren Körper, um aufnehmenden penetrativen Sex erleben und geniessen zu können. Und vielleicht könnte es für Sie unterstützend sein, gerade auch mit der frischen Partnerschaft, sich nochmals von einer sexologischen Fachperson begleiten zu lassen? Das könnte Ihnen allenfalls helfen, sich in sexuellen Begegnungen mit deinem Partner von Anfang an sicher(er) zu fühlen. Alles Liebe!

Guten Abend Stimmt es, dass es Frauen beim Paarsex viel schwerer fällt einen Orgasmus zu haben als Männern? Ich, w., bin seit 7 Jahren in einer Beziehung und hatte beim Paarsex noch nie einen Orgasmus. Das stresst mich irgendwie total, da ich nicht weiss, ob das normal ist. Beim Solosex klappt es allerdings.

Ursina Donatsch: Es kommt drauf an, wie Sie Paarsex definieren. Wenn Sie den penetrativen Sex meinen, dann ist es richtig, dass Frauen dabei viel weniger zum Orgasmus kommen. Da beim penetrativen Sex viel weniger oder nicht direkt die klitoriale Stimulation erfolgt. Beim Mann hingegen ist der penetrative Sex sozusagen perfekt zugestimmt zu der Stimulation des Penis, den er in aller Regel braucht, um zum Orgasmus zu kommen. Sie sind also völlig «normal», wenn das nicht einfach so gelingt. Super, dass der Orgasmus beim Solosex gelingt. Jetzt können Sie mal erkunden, welche Berührungen, welche Art der Stimulation Sie beim Solosex machen. Gibt es etwas davon, was Sie Ihrem Mann zeigen könnten? Etwas, das er machen könnte, vor, während, nach dem penetrativen Sex? Oder Sie selbst? Wäre das eine Option für Sie? Die meisten Frauen brauchen eine direkte oder indirekte Stimulation der Klitoris, um einen Orgasmus zu haben. Frau beachte: der Teil der Klitoris, der sichtbar ist, ist nur ein ganz kleiner – es gibt noch die Schenkel, die viel grösser sind – die können auch stimuliert werden. Das heisst also, dass Sie diese Stimulation in den gemeinsamen Sex einbauen könnten.

Hallo Die Sendung triggert mich sehr und ist tatsächlich bei meinem Mann (38) und mir (36) leider seit Jahren ein Thema. Es stöhrt uns beide, wie wenig Nähe und Intimität wir haben. Ich habe das Gefühl, er versteht nicht, wieso bei mir die Lust sehr gering ist, das Stresslevel sehr hoch und Schlafeine höhere Priorität hat. Wir haben den Weg aus dieser Mühle bis jetzt einfach noch nicht gefunden. Und unsere Kinder (4 Jahre und 15 Monate) und deren Alltags- und Schlafsituation macht es nicht einfacher. Gibt es einen Trick oder Tipp, was wir versuchen könnten? Ich habe mir tatsächlich schon überlegt, uns für eine Paartherapie anzumelden, da auch sonst die Kommunikation zu wenig ist...dafür wäre mein Mann aber sehr wahrscheinlich nicht zu begeistern.

Caroline Fux: Menschen haben sehr verschiedene Herangehensweisen an Sexualität. Für manche ist Sex DAS Entspannungsmittel schlechthin. Sie können durch Sexualität gut Stress abbauen, sich ablenken und Nähe zu ihrem Gegenüber (wieder) aufbauen. Andere ticken genau umgekehrt. Sie brauchen als Grundlage Dinge wie Entspannung, Nähe und Verbundenheit, damit für sie Sexualität überhaupt möglich und sinnvoll ist. Es klingt ein bisschen, als ob ihr Mann und sie diese beiden verschiedenen Typen verkörpern. Also dass er gern durch den Sex in die Nähe käme, und sie eher durch die Nähe zum Sex. Ein schöner Umstand ist sicher, dass sie sich beide mehr Nähe und Intimität wünsche. Jetzt ginge es vermutlich darum, zu klären, was du für sie beide überhaupt heisst und welche Herangehensweisen passen. Gerade wenn Kinder noch klein sind, müssen sich Eltenr auch fragen, welche «Flughöhe» aktuell für ihre Sexualität passend ist. Also was ist überhaupt neben all den Anfordernungen realistisch? Ihre Situation wird sich vermutlich nicht einfach durch einen Trick oder Tipp ändern, sondern dadurch, dass sie das Thema in einem ruhigen, nicht zu müden Moment anschauen und sich fragen, wie sie es gemeinsam angehen wollen. Um ein geschicktes Ressourcen- und Erwartungsmanagement werden sie nicht herum kommen. Wenn sie eine Paarberatung reizt (Beratung klingt übrigens manchmal weniger einschüchternd als Therapie...) – warum das nicht ihrem Mann mal vorschlagen? Roger Federer hätte auch nicht so lange auf Top-Niveau gespielt, wenn er nicht ein tolles Team an Fachpersonen um sich herum gehabt hätte. Sich Unterstützung zu holen ist also kein Zeichen von Schwäche, sondern eher, dass man einem wichtigen Thema Raum gibt und in einer hohen Liga spielt. Vielleicht kann diese Perspektive ja ein Stück weit motivieren.

Wie können wir Sex wieder in unseren Alltag bringen? Wir sprechen momentan nicht darüber, lieben uns jedoch, definieren unsere Liebe aber nicht über die Sexulalität. Wie können wir den Einstieg ins Sexleben wieder schaffen? Weiblich, 34 J.

Lea Eugster: Vielen Dank fürs offene Teilen und die Frage. Oftmals, wenn Sexualität schon länger nicht mehr Teil des Alltags ist, empfehle ich, sich von einer Sexologin/Sexualberaterin begleiten zu lassen. So könnt ihr miteinander in ein nährendes Gespräch kommen und zusammen erforschen: Was für eine Paarsexualität wollen wir denn überhaupt leben? Was ist für uns beide eine Sexualität, die es wert ist, gewollt zu werden? Und wie können wir uns diese Schritt für Schritt schaffen? Es hat immer eine Logik, wieso der Paarsex nicht mehr gelebt wird: War der Paarsex nicht für beide genussvoll genug? Ist der Alltag nicht sexy genug? Wurden zu wenig Brücken geschlagen vom allenfalls stressigen Alltag zu genussvollen körperlichen Erlebnissen? Wurde mit dem Sex vorher ein Bedürfnis befriedigt, das nun durch anderes gestillt ist (z.B. Bedürfnis Nähe neu von Nähe durch Kindern)?... Eine Sexualberatung kann helfen, zu verstehen, wieso Ihre Situation so ist, wie sie gerade ist.. Und Sie begleiten auf dem Weg zu dem, was Sie sich wünschen (oder helfen, dies überhaupt erst rauszufinden :)). Alles Gute!

In all den Berichten und jetzt hier gerade explizit wird von Verschiedenen Gruppen gesprochen. Ich Vermisse aber in allen Berichten die Gruppe der A-Sexuellen. Ich weiss schon auch dass das ein anderes Thema sein wird Sein kann. Dennoch gehört doch auch die Asexualität in diese Sendung? Ich selber bin Transgenderfrau. Bezeichne mich als Asexuell. Im bestenfall mit «Hang-zur-Lesbin». Besten Dank für Ihre Antwort.

David Siegenthaler: Liebe Fragende Asexualität finde ich ein enorm wichtiges Thema! Die meisten Studien gehen davon aus, dass etwa zwei Prozent der Menschen asexuell sind – das wären in der Schweiz über 170'000 Personen. Genaue Zahlen gibt es jedoch nicht. Es ist wichtig zu betonen, dass Asexualität keine Krankheit ist. Sie ist keine Phase, die vorübergeht, noch lässt sie sich weg trainieren oder therapieren. Vielmehr handelt es sich um eine sexuelle Orientierung, wie Hetero- oder Homosexualität. Asexuelle Menschen verspüren wenig bis gar kein sexuelles Verlangen. Sex und sexuelle Darstellungen wirken somit oft nicht anziehend, sondern eher uninteressant oder langweilig. Manche haben jedoch eine aktive Libido und möchten sich selbst befriedigen, allerdings fehlt der Drang, mit einer anderen Person Sex zu haben. Asexualität bedeutet keinen Verzicht, da Asexuelle diese Lust einfach nicht verspüren. Aber es kann trozdem bedeuten das romantische Anziehung vorhanden ist! Ich fände es auch wichtig öfters Asexualität anzusprechen, da es oft ein noch etwas unverstandenes Thema ist, das viel Aufklärung verdient =)! Liebe Grüsse

Guten Abend Stimmt es, dass es Frauen beim Paarsex viel schwerer fällt einen Orgasmus zu haben als Männern? Ich, w., bin seit 7 Jahren in einer Beziehung und hatte beim Paarsex noch nie einen Orgasmus. Das stresst mich irgendwie total, da ich nicht weiss, ob das normal ist. Beim Solosex klappt es allerdings.

Ursina Donatsch: Es kommt drauf an, wie Sie Paarsex definieren. Wenn Sie den penetrativen Sex meinen, dann ist es richtig, dass Frauen dabei viel weniger zum Orgasmus kommen. Da beim penetrativen Sex viel weniger oder nicht direkt die klitoriale Stimulation erfolgt. Beim Mann hingegen ist der penetrative Sex sozusagen perfekt zugestimmt zu der Stimulation des Penis, den er in aller Regel braucht, um zum Orgasmus zu kommen. Sie sind also völlig «normal», wenn das nicht einfach so gelingt. Super, dass der Orgasmus beim Solosex gelingt. Jetzt können Sie mal erkunden, welche Berührungen, welche Art der Stimulation Sie beim Solosex machen. Gibt es etwas davon, was Sie Ihrem Mann zeigen könnten? Etwas, das er machen könnte, vor, während, nach dem penetrativen Sex? Oder Sie selbst? Wäre das eine Option für Sie? Die meisten Frauen brauchen eine direkte oder indirekte Stimulation der Klitoris, um einen Orgasmus zu haben. Frau beachte: der Teil der Klitoris, der sichtbar ist, ist nur ein ganz kleiner – es gibt noch die Schenkel, die viel grösser sind – die können auch stimuliert werden. Das heisst also, dass Sie diese Stimulation in den gemeinsamen Sex einbauen könnten.

Puls, 03.03.2025, 21:05 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel