1841 wurden innerhalb kurzer Zeit alle acht Klöster im Aargau geschlossen und die Mönche und Nonnen verjagt. Verantwortlich für diesen Schlüsselmoment der Schweizer Geschichte war die Brandrede des Aargauer Seminardirektors und liberal-katholischen Politikers Augustin Keller. Er beschuldigte die Klöster, den katholischen Aufstand im Freiamt unterstützt zu haben – ein Vorwurf, den die Geschichtsschreibung nicht belegen kann, wie Historikerin Annina Sandmeier-Walt zeigt, die die Geschichte des Klosters Muri aufarbeitet.
Der Aargauer Klosterstreit führte zu einer religiösen und politischen Radikalisierung der Bevölkerung in der ganzen Schweiz, die schliesslich in einem Bürgerkrieg und dem letzten Krieg auf Schweizer Boden gipfelte, dem Sonderbundskrieg. «Ich bezweifle, dass es ohne die Klosteraufhebung im Aargau zu einem Schweizer Bundesstaat gekommen wäre», ordnet der Historiker und ehemalige Nationalrat Josef Lang ein.
Die Zeitblende beleuchtet die politisch und religiös aufgeladenen 1840er-Jahre, rekonstruiert, wie der Aargauer Klosterstreit die Bevölkerung in der gesamten Eidgenossenschaft gespalten und mobilisiert hat, und welche weitreichenden Folgen dies für die Schweiz hatte. Die zentrale Figur dabei war Augustin Keller, der Revolutionär, dessen grösstes Ziel mit der Gründung des modernen Bundesstaates vor genau vor 175 Jahren in Erfüllung ging.
GesprächspartnerInnen:
Annina Sandmeier-Walt, Historikerin, Autorin Geschichte Kloster Muri
Josef Lang, Historiker
Verwendete/weiterführende Literatur und Quellen:
Leimgruber, Yvonne et al. (Hrsg.): Pädagoge – Politiker – Kirchenreformer. Augustin Keller (1805-1883) und seine Zeit. Beiträge zur Aargauer Geschichte, Bd. 14. Baden, 2005.
Lang, Josef: «Vernünftig und katholisch zugleich». Katholische Radikale und antiklerikale Dynamik. In: Ernst, Andreas et al. (Hrsg.): Revolution und Innovation. Die konfliktreiche Entstehung des schweizerischen Bundesstaates von 1848. S.259-270.
Lang, Josef, Meier, Pirmin: Kulturkampf. Die Schweiz des 19. Jahrhunderts im Spiegel von heute. Baden, 2016.
Sandmeier-Walt, Annina: Die Aufhebung des Klosters Muri 1841. Der Aargauer Klosterstreit in Schweizer Erinnerungskulturen. Murenser Monografien, Bd. 4. Zürich, 2019.
Sandmeier-Walt, Annina: Augustin Keller, sein Andenken und die Aufhebung der aargauischen Klöster 1841. In: Argovia (2016), Jahresschrift der Historischen Gesellschaft des Kantons Aargau, Bd. 128, S.125-135.
Hägler, Peter: Die Vertreibung der Murimönche. In: Memorial Muri 1841. Zur aargauischen Klosteraufhebung von 1841. 1991. S.171-204.
Protokoll der Verhandlungen des Grossen Rats des Kantons Aargau vom 13.1.1841. S.9-19.
Augustin Keller: Vom Aargauer Klosterstreit zum Bundesstaat
Der Aargauer Politiker Augustin Keller provozierte den Aargauer Klosterstreit – und damit die gewaltsame Schliessung aller Klöster im Kanton Aargau. Der Klosterstreit war zentral für den Ausbruch des Sonderbundskriegs und für die Gründung des Schweizerischen Bundesstaates vor 175 Jahren.
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