«Die direkte Bundessteuer ist heute aus der Schweiz nicht mehr wegzudenken», sagt Gisela Hürlimann, Historikerin an der Universität Zürich in der Sendung «Zeitblende» und ergänzt, «zu wichtig sind die Steuergelder für das Funktionieren des heutigen Sozialstaates».
Im Frühsommer 1915 sah das anders aus: Mit 94% Ja-Stimmen wurde die Kriegssteuer auf Einkommen und Vermögen an der Urne angenommen. Die Befürworter gingen davon aus, dass die Steuer auf vier Jahre befristet ist und das Geld eingesetzt wird, um die Folgen des Ersten Weltkrieges zu mindern. Grundsätzlich war dem auch so. Allerdings nahmen die Aufgaben des Bundes stetig zu und der Finanzbedarf wuchs, so dass die Kriegssteuer durch neue, temporäre Einkommenssteuern abgelöst wurde. Seit 1958 heisst sie direkte Bundessteuer und ist wie die Kriegssteuer befristet. «Auch wenn es theoretisch möglich wäre, so ist es unwahrscheinlich, dass diese Steuer jemals wieder abgeschafft wird», meint Gisela Hürlimann.
Die 100jährige Geschichte über die direkte Bundessteuer ist auch eine Geschichte über ein dauerhaftes Provisorium, das viel über die Entwicklung der modernen Schweiz erzählt.
Die direkte Bundessteuer: Seit 100 Jahren ein Provisorium
Die Schweizer Männer beschliessen 1915 mit überwältigender Mehrheit eine Kriegssteuereinzuführen. Obwohl sie ursprünglich befristet war, entrichten alle Steuerpflichtigen die Nachfolgerin der Kriegssteuer noch heute: in Form der direkten Bundessteuer.
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