Welches Essen tut uns besonders gut? Die Antwort auf diese Frage hat sich in den letzten 50 Jahren permanent gewandelt. Eine Übersicht:
Eingängige Formel für «alle Mädchen»
«Gesunde Ernährung» hiess 1968 eine Wanderausstellung in Zürich. Als grundlegend bezeichnete sie:
- Baustoffe = Milch, Käse, Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Eier & Hülsenfrüchte
- Betriebsstoffe = Butter, Öle, Fette, Kartoffeln, Brot & Getreideprodukte
- Schutzstoffe = Früchte & Gemüse
Die einfache Formel lautete: Für eine gesunde und ausgewogene Ernährung müssen täglich aus jeder dieser drei Gruppen Nahrungsmittel gegessen werden.
Besonders verstaubt wirkt heute das Ausstellungsziel: «Alle Zürcher Mädchen auf eingängige und unterhaltsame Art mit der Ernährungslehre vertraut machen».
Flugzeuge als Gourmet-Tempel
1973 brachte die «Schweizer Filmwochenschau» einen Beitrag über ungesunde Ernährung trotz besseren Wissens. Porträtiert wurde auch die Swissair. Damals galt: «Die Wahl einer Fluggesellschaft hängt nicht selten vom Ruf ihrer Küche ab.»
Und dabei genannten Zahlen beeindrucken: «Die Swissair-Küche beschäftigt derzeit 30 Bäcker und Confiseure, 85 Köche mit 20 Hilfskräften und ein halbes Dutzend Metzger.» Die gute alte Zeit? Jedenfalls Tempi passati.
Dauerbrenner Diät
Kaum ein Kalenderjahr vergeht, in dem nicht eine neue Diät hoch im Kurs steht. 1983 erklärte ein Herr Kippe im Schweizer TV, auf welche Methode er schwört:
- Praktisch kein Kochsalz, Fett und Zucker und generell kalorienarme Speisen.
- Ein typisches Menü dieser Diät: reichhaltige Salate mit wenig Sauce, mageres Fleisch, gedämpftes Gemüse, je nach Saison Früchte und zum Morgenessen Körner.
Böses Cholesterin, gute Nahrungsfasern
1990 bringt «Puls» ein Update zum damaligen Stand der Wissenschaft zum Thema Cholesterin. Der Befund: ein allgegenwärtiger Bösewicht. Als Gegenmittel empfohlen wird fettarmes Essen mit möglichst vielen Nahrungsfasern.
Multikulti und Diversität
Im neuen Jahrtausend wird es beim Thema «Essen» international. So stellt in der «TAFgesundheit» 2006 Naturärztin Madeleine Jau ihr Buch «Kochen mit Liebe und den 5 Elementen» vor. Es basiert auf der chinesischen Küche, welche allen Lebensmitteln eine bestimmte Jahreszeit zuordnet.
Wie breit das Feld an Ideen über gute Ernährung mittlerweile ist, zeigt eine Umfrage von 2009. Als Antwort auf die Frage «Was beinhaltet gute Ernährung?» fällt ein Sammelsurium an Begriffen: Biologisch, basisch, makrobiotisch – und «ohni z vill Schiisdreck».
Gute Ernährung übers Optische definiert
Dabei muss gute Ernährung nicht zwingend auch gesunde Ernährung sein. Dann nämlich, wenn man mithilfe des Essens zu möglichst viel Muskeln kommen will. Leute mit dieser Haltung porträtiert der DOK-Film «Mein Körper – mein Werk».
Wissenschaft als Taktgeber
Unsere Vorstellung von optimaler Ernährung wandelt sich ständig, weil die Wissenschaft permanent neue Erkenntnisse liefert. So ist in jüngerer Vergangenheit um das Mikrobiom – die Bakterien im Darm – ein veritabler Hype entstanden.
Essen ist Kopfsache
Bei vielen Menschen ist Essen nicht nur an positive Emotionen gekoppelt. «Je nachdem, wie man aufgewachsen ist, hat man eine negative Prägung rund ums Essen», erklärt eine Expertin. Ihr Rat: Negative innere Glaubenssätze aufschreiben und durch positive, achtsame Varianten ersetzen.
Kein Zweifel, das Thema Essen ist elementar und bewegt uns alle. Wir dürfen jetzt schon gespannt sein, was in Sachen Ernährung der nächste Trend sein wird.