Die Höhepunkte des Jahres
«Peacemaker» (auf Google Play): Vom Konzept her ist der Peacemaker (John Cens) ein total doofer Superheld. Sein Motto: «Ich schätze den Frieden von ganzem Herzen. Es ist mir egal, wie viele Männer, Frauen und Kinder ich töten muss, um ihn zu bekommen.» Kaum vorstellbar, dass es über so eine primitive Figur eine intelligente Serie gibt - und doch ist es so.
Denn Peacemaker ist Sinnbild für Donald Trump, Chauvinisten und rechte Verschwörungstheoretikerinnen. Lustig wird es, als er mit einem Geheimteam zusammenarbeiten muss, das aus People of Colour und homo- und heterosexuellen Frauen besteht.
Die verzweifeln an der Geisteshaltung ihres muskelbepackten Kollegen. Auch die Gegner: Metapher pur. Insektengrosse Aliens übernehmen den Geist von Menschen. Das muss natürlich gestoppt werden. «Peacemaker» ist eine amüsante Satire aus dem Batman- und Superman-Universum, die nebenbei mit ihrem Soundtrack einen lauten Streifzug durch den US-amerikanischen Hardrock bietet.
«The Gilded Age» (auf Sky): Für Freunde der US-Geschichte ist die HBO-Serie «The Gilded Age» ein Muss. Sie spielt 1882 in der New Yorker High Society. Alteingesessene, wohlhabende Familien schlagen sich mit Neureichen herum.
In Filmen und Serien, die im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts spielen, geht es meistens um Cowboys und amerikanische Ureinwohner. Nicht so in «The Gilded Age». Die Serie begibt sich historisch auf popkulturelles Neuland: Es geht um Industrialisierung und sozialen Umbruch und um afroamerikanisches Leben nach dem US-amerikanischen Bürgerkrieg.
Verfasst hat das Ganze «Downton Abbey»-Erfinder Julian Fellowes. Herausgekommen ist eine bunte, spannende Geschichtsstunde. Zudem sind die Kostüme einfach ein Hingucker.
Die Überraschung des Jahres
«HIP: Ermittlerin mit Mords-IQ» (lief bei RTS): «HIP» zeigt, dass es nur eine einzige gute Figur braucht, um eine Serie zu tragen. In diesem Fall ist es Morgane Alvaro (Audrey Fleurot), alleinerziehende Mutter von drei Kindern, die bei der Polizei putzt.
Sie hat jede Menge Schulden, einen IQ von 160 und besitzt ein fotografisches Gedächtnis. Im alltäglichen Leben ist sie eine Katastrophe, aber mit ihren Fähigkeiten erweist sie sich als perfekte Beraterin für die Polizei. Die zweite Staffel ist noch witziger als die erste. HIP steht dabei übrigens für eine hochintelligente Person und nicht für eine Trendsetterin.
Der Flop des Jahres
«Dahmer» (lief bei Netflix): Ja, «Dahmer» war verdammt erfolgreich auf Netflix. Aber die Serie um einen US-amerikanischen Serienkiller, den es wirklich gegeben hat, war langsam und langweilig.
Seit «Das Schweigen der Lämmer» (1991) sind Serienkiller immer wieder Thema in Filmen und Serien. Mittlerweile sind sie aber genauso überstrapaziert wie Zombies. Wobei letztere mehr sozialkritische Projektionsfläche bieten als verrückte Killer.