«Drii Winter» hatte von Anfang die Nase vorn, wenn man so will: Die Alpentragödie wurde im Wettbewerb der Berlinale 2022 erfolgreich lanciert und von der Schweiz (erfolglos) für die Oscars eingereicht. So war er bestens platziert, um den Schweizer Filmpreis zu gewinnen.
Durchgesetzt hat sich «Drii Winter» als bester Spielfilm insbesondere gegen den Uhrmacher-Historienfilm «Unrueh» von Cyril Schäublin und das Familiendrama «La ligne» von Ursula Meier. Beide wurden ebenfalls im Rahmen der Berlinale-Selektion 2022 uraufgeführt und stiessen dort auf ein positives Echo.
«La ligne» dreifach ausgezeichnet
Ursula Meier gewinnt mit «La ligne» den Schweizer Filmpreis für das beste Drehbuch, welches sie gemeinsam mit ihrem langjährigen Schreibpartner Antoine Jaccoud und ihrer Hauptdarstellerin Stéphanie Blanchoud geschrieben hat. Blanchoud wurde überdies als beste Darstellerin ausgezeichnet, und die junge Elli Spagnolo als beste Nebendarstellerin.
Ursula Meier bekommt damit indirekt attestiert, was man bereits über sie wusste: Dass sie eine sichere Hand hat beim Besetzen ihrer Filme und beim Entdecken von Talenten, und dass sie viel von Schauspielführung versteht.
Ein verdienter Preis für «Cascadeuses»
Meier kann zudem einen weiteren Erfolg verbuchen: Sie hat das Stuntfrauen-Porträt «Cascadeuses» von Elena Avdija mitproduziert, welches bei seiner Uraufführung am Zurich Film Festival 2022 ein «Goldenes Auge» gewann. Es wurde nun mit dem Schweizer Filmpreis für den besten Dokumentarfilm ausgezeichnet.
Eine überzeugende Wahl: «Cascadeuses» verfolgt den originellen Ansatz, die Schilderung eines spektakulären Berufs mit einer Reflexion über Gewalt an Frauen zu verknüpfen. Ein verdienter Preis für einen starken Film – und dies bei starker Konkurrenz.
Ein guter Jahrgang
Überhaupt konnte die Schweizer Filmakademie bei der Vergabe ihrer Preise dieses Jahr nicht viel falsch machen: Die Schweizer Filmbranche hat zurzeit interessante Stimmen, starke Handschriften, formale Wagnisse und gewichtige Themen zu bieten. Es hätte so oder so qualitativ hochwertige Filme getroffen.
Dieser zurzeit hohe künstlerische Standard erklärt auch, dass es von der Kritik gelobte Filme wie «(Im-)mortels», «Foudre» und «Unrueh» nicht in die vordersten Ränge geschafft haben: Sie alle hätten in einem schwächeren Jahrgang beste Chancen auf einen Hauptpreis gehabt.
Schweizer Filmpreis 2023 – Alle Gewinner:innen
Bester Spielfilm | «Drii Winter» von Michael Koch |
Bester Dokumentarfilm | «Cascadeuses» von Elena Avdija |
Bester Kurzfilm | «Je suis noires» von Juliana Fanjul, Rachel M'Bon |
Bester Animationsfilm | «The Record» von Jonathan Laskar |
Bestes Drehbuch | «La ligne» – Stéphanie Blanchoud, Ursula Meier, Antoine Jaccoud |
Beste Darstellerin | Stéphanie Blanchoud (Margaret) in «La ligne» |
Bester Darsteller | Manfred Liechti in «Peter K. – Alleine gegen den Staat» |
Beste Darstellung in einer Nebenrolle | Elli Spagnolo (Marion) in «La ligne» |
Beste Filmmusik | «Foudre» – Nicolas Rabaeus |
Beste Kamera | «Unrueh» – Silvan Hillmann |
Beste Montage | «(Im)mortels» – Karine Sudan |
Bester Ton | «Foudre» – Carlos Ibañez-Diaz, Denis Séchaud |
Bester Abschlussfilm | «Ours» – Morgane Frund (HSLU) |