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Schweizer Oscar-Hoffnung Tim Fehlbaum schlich als Kind ins Kino – nun winkt ein Oscar

Sein Geiseldrama «September 5» ist für den Oscar in der Kategorie «Bestes Drehbuch» nominiert. Den Durchbruch feierte der Basler Filmemacher aber schon früher – dank helfender Hände aus Hollywood. Portrait eines talentierten Tüftlers.

In Hollywood steigt das Oscar-Fieber: Am Sonntagabend ist die Verleihung. Vor Ort fiebert der Basler Tim Fehlbaum mit. Der 42-Jährige ist für seinen Film «September 5» in der Kategorie «Bestes Originaldrehbuch» nominiert. Es ist der vorläufige Höhepunkt seiner Karriere, die früh begann.

Seine Eltern hätten ihre Film-Begeisterung schon früh auf ihn übertragen, erzählt Fehlbaum. So schauten sie zusammen im Fernsehen etwa Hitchcock-Filme. «Und manchmal habe ich mich an der Kino-Kasse versteckt, um in den Saal zu kommen, obwohl ich noch zu jung war.» 

Für mich ist das Kino ein Ort, wo man in eine andere Welt entführt wird.
Autor: Tim Fehlbaum Filmemacher

Bereits als Kind macht er erste Filme – mit Stop-Motion-Technik und Knetfiguren. Auch seine Schwestern spannt er für Drehs ein. Als Gymnasiast kann er seine Maturklasse überzeugen, statt einem Theater einen Film zu realisieren. «Für mich ist das Kino bis heute ein einzigartiger Ort, wo man für zwei Stunden in eine andere Welt entführt wird», schwärmt Fehlbaum.

Hilfe aus Hollywood

Direkt nach der Matur studiert er in München Regie. 2011 realisiert er mit «Hell» den ersten Kinofilm. Die apokalyptische Zukunftsvision gewinnt gleich mehrere Preise. Hilfe bei der Produktion erhält Fehlbaum von Roland Emmerich.

Der Hollywood-Action-Regisseur unterstützt ihn auch beim zweiten Kinofilm «Tides», der 2021 erscheint und den Fehlbaum in einer Messehalle in seiner Heimatstadt Basel dreht. «Tides» ist wiederum ein Endzeitfilm, der in der Zukunft spielt.

Endzeitstimmung als Programm

«Ein guter Science-Fiction-Film ist – wie ein historischer Film – dann interessant, wenn er durch den futuristischen oder eben historischen Kontext etwas über die Gegenwart aussagt», erklärt Fehlbaum. Was ihn auch fasziniere: Menschen, die sich in Extremsituationen bewähren müssen.

Das ist auch in seinem dritten Film «September 5» der Fall. Der Thriller beleuchtet die Geiselnahme während der Olympischen Spiele 1972 in München aus der Sicht eines Fernsehteams. Statt Sport zeigt dieses plötzlich palästinensische Terroristen.

Personen in einem Radio- oder Fernsehstudio arbeiten zusammen.
Legende: «September 5» ist ein Thriller und ein aufschlussreicher Innenblick in ein Stück (Massen-)Kommunikationsgeschichte. Praesens Film

«Obwohl die Technologie heute ganz anders ist, sind die medienethischen Fragen immer noch gleich wie damals», so Fehlbaum. «Wie schnell lässt man eine Nachricht heraus? Was für Wörter benutzt man? Oder was zeigt man, wenn etwas Gewalttätiges passiert?»

Auch «September 5» entsteht teilweise an seinem Wohnort. «Ich habe den Film in Basel geschrieben und nach den Dreharbeiten in den Münchner Bavaria-Studios auch in Basel geschnitten.» Das sei im Sommer vor bald drei Jahren gewesen. «Während alle im Rhein schwammen, sassen wir im abgedunkelten Schneideraum.»

Schweizer Oscar-Chancen

Nach den Globen Globes im Januar ist «September 5» nun auch für einen Oscar nominiert. «Schon nur das ist grossartig. Sollten wir gewinnen, was ein Wunder wäre, dann ist das natürlich umso schöner.»

Würde ihn mal eine Hollywood-Produktion reizen? Das sei zwar eine Art Kindheitstraum, habe sich aber geändert, sagt Fehlbaum: «Heute ist vielmehr entscheidend, wo eine Geschichte gedreht wird. Entwickeln kann ich sie aber von Basel aus. Und solange es ein Kino in der Nähe hat, bin ich sowieso glücklich.»

SRF 1, 10vor10, 24.02.2025, 21:50 Uhr

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