Normalerweise ist die «Nacht der Nominationen» ein Publikumsevent an den Solothurner Filmtagen: Die Ankündigung der Anwärterschaft auf den Schweizer Filmpreis namens Quartz hat sich etabliert als eine Gelegenheit, möglichst viele Schweizer Filmschaffende auf die gleiche Bühne zu bringen.
Dieses Jahr erfolgte die Verkündigung auf digitalem Weg – die Musikerin Big Zis moderierte den Anlass, Bundesrat Alain Berset vergab den Ehrenpreis der letztjährigen Ausgabe – endlich! – an Markus Imhoof.
Schwieriges Jahr, schlüssige Liste
Das vergangene Schweizer Filmjahr war für alle Beteiligten kompliziert und verzettelt: Filmpremieren wurden angesagt, abgesagt, mehrmals verschoben. Kinostarts wurden zu digitalen Starts – einige Produktions- oder Verleihfirmen hatten Glück mit ihrer Terminplanung und schafften es (vorübergehend) auf die Leinwände, andere hatten Pech.
Vor diesem Hintergrund liest sich die Liste der Nominationen für den Schweizer Filmpreis auffallend schlüssig: Im Vordergrund stehen Filme, die im letzten Jahr ohnehin viel Aufmerksamkeit bekamen oder die sie 2021 zweifellos noch bekommen werden.
«Platzspitzbaby» ganz vorne mit dabei
«Platzspitzbaby» ist spät dran, aber ganz vorne dabei: Der Kassenschlager ist nominiert als bester Film, für das beste Drehbuch und den besten Schnitt, die beiden «Platzspitzbaby»-Stars Sarah Spale und Luna Mwezi treten als beste Darstellerinnen gegeneinander an.
Oder doch eher miteinander? Gewinnt die eine, gewinnt ziemlich sicher auch die andere.
«Schwesterlein»: Der Favorit?
Ebenfalls in den vorderen Rängen dieser Nominationsliste zu erwarten war «Schwesterlein»: Das Krebs-Drama mit den beiden deutschen Stars Nina Hoss und Lars Eidinger sorgte letzten Februar im Berlinale-Wettbewerb für Aufsehen und vertritt die Schweiz an den nächsten Oscars.
In diesem Zusammenhang trifft es sich gut, dass «Schwesterlein» das Werk zweier Lausannerinnen ist: Stéphanie Chuat und Véronique Reymond wurden bereits 2011 für «La petite chambre» mit dem Quartz ausgezeichnet.
Ohne Chuat und Reymond wäre die Westschweiz auf dieser Liste auffällig untervertreten: Nur Jean-Stéphane Bron hat mit «5 nouvelles du cerveau» noch eine Chance auf den Quartz für den besten Dokumentarfilm: Es wäre sein dritter.
Ein einziger Schauspieler nominiert
«Schwesterlein» hat dieses Jahr beim Schweizer Filmpreis die meisten Nominierungen erhalten: bester Film, bestes Drehbuch, beste Kamera, bester Schnitt, bester Ton und vor allem: Marthe Keller als beste Nebendarstellerin.
Damit findet sich die Schweizer Schauspiellegende Keller in der gleichen Kategorie wieder wie auch Dimitri Stapfer, der 2021 für seine Nebenrolle in «Beyto» nominiert ist.
Gewinnt Stapfer diesen Preis nicht, gehen alle Auszeichnungen an der Schauspielfront an Frauen. Denn die Kategorie «Bester Hauptdarsteller» fällt dieses Jahr aus.
Die pandemiebedingt reduzierte Anzahl der eingereichten Filme habe in dieser Kategorie das Erstellen einer regelkonformen Kandidatenliste verunmöglicht, teilt das Bundesamt für Kultur mit.