Internationale Filmfestivals wie Venedig und Toronto hatten es dieses Jahr nicht einfach. Wegen des Streiks der Schauspielergewerkschaft in den USA blieben die meisten der berühmten Leinwandgesichter zuhause.
Grosse Hollywoodfilme, keine grossen Stars. Warum? Weil wegen des Streiks die Schauspielerinnen und Schauspieler grosser Studio- oder Streamer-Produktionen keine Promo für ihre Filme machen dürfen. Es sei denn, sie spielen in Independent-Filmen mit, die eine Freigabe von der Gewerkschaft haben oder kommen in einer anderen Funktion.
Mehr Stars als erwartet
Diese Ausnahmen sind der Grund dafür, dass das Zurich Film Festival, das von seiner Promidichte lebt, trotzdem einige grosse Namen als Gäste verkünden konnte.
Zum Beispiel Ethan Hawke, der vor kurzem Schlagzeilen gemacht hatte, weil er sich, nachdem sein Flieger gestrichen worden war, einfach für 10 Stunden in einen Greyhound-Bus gesetzt hatte, um zum Filmfestival von Toronto zu kommen. Mit welchem Verkehrsmittel er nun nach Zürich reist, ist unbekannt.
Bekannt ist jedoch, weshalb er kommt: Der Hollywoodstar hat zum sechsten Mal Regie geführt. Im Film «Wildcat» geht es um die berühmte US-Schriftstellerin Flannery O’Connor (1925-1964). Sie wird von Ethan Hawkes Tochter Maya gespielt, die jedoch nicht mit in die Schweiz reisen wird.
Andere grosse Namen, die kommen: zum Beispiel Skandalrocker Pete Doherty mit einem Dokfilm, den seine Frau über ihn gedreht hat.
Auch über den grünen Teppich schlendern soll Diane Kruger, die für ihren französischen Thriller «Visions» wirbt. Und Hollywoodstar Jessica Chastain soll ebenfalls nach Zürich kommen. Mit ihrem Independent-Drama «Memory», das sie schon in Venedig ganz in Gucci präsentiert hatte.
Venedig ist das Stichwort. Das führt, neben der Promidichte, zur zweiten Stärke des Zurich Film Festivals: die Höhepunkte der zurückliegenden Festivalsaison ins Programm zu packen. Das ist den Veranstaltern auch dieses Jahr wieder geglückt.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer können zum Beispiel «Poor Things» sehen, den Gewinner des Goldenen Löwen. Wegen des Streiks wurde der Kinostart des Films übrigens nach hinten verschoben.
Filmkunst aus der Schweiz
Für Freunde des Schweizer Films gibt es drei Highlights. Etwa der neue Film von Michael Steiner («Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse»). «Early Birds» heisst der, ein Actionfilm mit Nilam Farooq, Silvana Synovia und Anatole Taubman.
«The Driven Ones» ist eine Dokumentation über die Elite von morgen: Sie zeigt fünf Studierende des Master-Studiengangs «Strategy and International Management» an der Universität St. Gallen.
Dritter Schweizer Höhepunkt ist Premiere der SRF-Serie «Davos 1917». Eine Serie über eine Schweizerin, die sich während des Ersten Weltkriegs mit dem deutschen Geheimdienst einlässt.
Das Zurich Film Festival zeigt die ersten beiden Folgen. Die ganze Serie wird im Dezember ausgestrahlt.
«Davos 1917 » ist eine der 52 Welt- und Europapremieren auf dem Zurich Film Festival. Das sind 14 mehr als im vergangenen Jahr.
Eröffnungsfilm ist die A24-Produktion «Dream Scenario». Dessen Star Nicolas Cage kommt jedoch nicht nach Zürich, was aber nichts mit dem Streik zu tun hat: Auf dem Filmfestival von Toronto hat er den Film noch beworben. Er fällt unter die Ausnahmeregelung der Schauspielergewerkschaft.
