Sie arbeiten 80 Stunden pro Woche. Sie müssen sich andauernd beweisen und bewähren. Wenn alles gut läuft, werden sie dafür eines Tages Millionärinnen und Millionäre. Der Dokumentarfilm «The Driven Ones» zeigt Wirtschafts-Studentinnen und -Studenten auf dem Weg in die Teppichetagen dieser Welt.
Der Fahrstuhl nach oben
Sieben Jahre lang hat Filmemacher Piet Baumgartner fünf junge Menschen begleitet, die durch das Stahlbad der Wirtschaftskader-Ausbildung gehen. Sie beginnt auf dem Rosenberg in St. Gallen, in der als Kaderschmiede bekannten Hochschule St. Gallen. Die Protagonistinnen und Protagonisten des Films belegen hier den Studiengang «Strategy and International Management».
Der Film begleitet die Studentinnen und Studenten in Workshops, Seminaren und Fallstudien. Schon hier geht es fast immer nur um eines: globale Märkte erschliessen, Gewinne maximieren. Direkt danach erfolgt der Berufseinstieg in einer Consulting-Firma oder als Unternehmerin im eigenen Start-up. Wenn der Einstieg nicht schon weit oben erfolgt, muss es zumindest bald nach oben gehen.
Harte Arbeit, gute Startplätze
Die jungen Frauen und Männer nehmen dafür einiges auf sich: Sie arbeiten viel, sind grossem Druck ausgesetzt. Oft werden Beziehungen dem beruflichen Erfolg geopfert.
Aber auch wenn gern und oft betont wird, wie hart man arbeitet, zeigt der Film: Die meisten dieser Businessmenschen stammen aus gutem Hause – und starten aus privilegierter Position ins Rennen nach ganz oben.
Hinter verriegelten Türen
Regisseur Piet Baumgartner zeigt seine Protagonistinnen und Protagonisten weitgehend unkommentiert. Hie und da stellt er kritische Fragen. Das ist wichtig – denn die Welt der Business-Studiengänge und internationalen Finanzunternehmen ist für Aussenstehende nicht leicht zu verstehen.
Im Big Business lässt man sich nicht gern in die Karten schauen. Vieles wird hinter einer phrasenreichen Fachgeheimsprache verborgen, wenn nicht sogar aktiv Türen vor der Kamera verschlossen werden.
Was treibt die Getriebenen an?
Was diese jungen Menschen antreibt und wie sie die Welt von morgen gestalten wollen, bleibt deshalb in «The Driven Ones» letztlich unklar. Die hochgetaktete Geschäftswelt lässt den angehenden CEOs keinen Raum für Reflexion – weder über sich selbst noch über die Welt, an der sie weitgehend vorbeileben. Stattdessen eilen die jungen Businessmenschen kurzatmig von der einen Aufgabe zur nächsten.
Fragen nach Nachhaltigkeit und Verantwortung, die Piet Baumgartner im Film immer wieder stellt, ernten meist nur Ausflüchte und vielsagendes Schweigen. Es ist erstaunlich, wie wenig die Rolle der Wirtschaft und die Wachstumsmaxime hinterfragt werden.
Unbeantwortete Frage nach Verantwortung
«The Driven Ones» macht nachvollziehbar, warum diese Wirtschaftswelt gar nicht in der Lage sein kann, Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft zu übernehmen. Die wichtigen Entscheidungen, die hinter verschlossenen Türen gefällt werden, bleibt dem Publikum verwehrt.
Dennoch ist dieser visuell prächtige Dokumentarfilm erhellend und zeigt, was in der Wirtschaft schiefläuft. Nicht nur in den Teppichetagen, sondern bereits dort, wo der steile Aufstieg dorthin beginnt.