Games vereinen Film, Musik und Literatur in einem interaktiven Format. Anders als diese Kunstformen erhielten sie bisher aber nur wenig Förderung. Und das, obwohl Games eine der wichtigsten Kulturformen unserer Zeit sind. Wieso eigentlich?
Unverständnis und Vorurteile
Rund um Games gibt es viele Vorurteile. Gerade in der älteren Generation können sich viele nicht mit dem Medium identifizieren. Bei Games denken sie an Ballerspiele statt an Kunst.
Diese Einstellung bröckelt seit einiger Zeit: Immer mehr ältere Menschen «gamen» selbst oder wissen zumindest, dass Games auch Kunst und Kultur sein können.
Langsame Prozesse
Die Kulturpolitik zieht jedoch nur langsam nach. Christoph Weckerle von der Zürcher Hochschule der Künste erklärt, die Prozesse seien einfach sehr langsam. Zudem wollen alteingesessene Kulturszenen ihren Teil des Kuchens verteidigen, während neuen Szenen meist der Zusammenhalt und die Struktur für Lobbyarbeit fehle.
Games aus dem Grossraum Zürich
In Zürich, dem Game-Hotspot der Schweiz, hat sich in den letzten zehn Jahren einiges getan: Die vielen Kleinststudios von zwei bis drei Teilzeitmitarbeitenden haben sich unter der Führung von zwei, drei grösseren Studios zu einer richtigen Szene zusammengeschlossen. Man kennt und unterstützt einander, trifft sich an Events oder arbeitet Seite an Seite im selben Co-Working-Space.
Tipps aus Lausanne
Der Kanton Waadt ist den Zürchern in Sachen Gameförderung um fast sechs Jahre voraus. Seit 2019 gibt es dort eine dedizierte Förderung für die Videospiel-Branche. Diese ist allerdings um einiges kleiner als das, was Zürich plant: Jedes Jahr werden 50'000 Franken unter zwei bis drei Studios verteilt.
Das sei wenig Geld für ein Videospiel, erklärt David Javet. Er ist Mitbegründer des GameLabs der Uni Lausanne und sitzt im Vorstand des Vereins der Schweizer Spielentwickler SGDA. Ein Videospiel zu entwickeln dauere zwei bis fünf Jahre und koste locker mehrere hunderttausend Franken, sagt Javet. Ein Beitrag von 20'000 Franken könne nur punktuell stabilisieren und unterstützen – zum Beispiel kann ein neues Studio damit einen Prototyp entwickeln, um private Investoren an Bord zu holen.
In Zürich sind die Beträge deutlich höher: Im Pilotprojekt sind 4,5 Millionen Franken über drei Jahre vorgesehen. Dieses Geld wird voraussichtlich nicht einfach unter allen Spielentwicklern im Kanton verteilt, sondern soll gezielt eingesetzt werden, um das Ökosystem strukturell zu unterstützen. Im Fokus steht zum Beispiel die Zusammenarbeit mit der ETH und der ZHdK.
Die Zürcher Spieleentwickler haben lange auf diese Unterstützung warten müssen.
David Javet rät, mit dem Betrag auch Studios mittlerer Grösse zu unterstützen, die schon seit mehreren Jahren im Geschäft sind. Diese seien die Stütze der Community: Sie sind es, die die Szene zusammenbringen, sich längerfristig für den Zusammenhalt engagieren und Strukturen schaffen. Sie sorgen für internationale Sichtbarkeit und Vernetzung. Und sie sind es auch, die sich über Jahre das notwendige Know-How erarbeitet haben und via Praktika und Mentoring weitergeben können. Denn ein Game von guter Qualität, das auf dem internationalen Markt bestehen kann, braucht einiges an Erfahrung.
David Javet ist zuversichtlich: «Die Zürcher Spieleentwickler haben lange auf diese Unterstützung gewartet und sind jetzt wirklich bereit dafür.»