Welches Game sollen Sie unbedingt spielen? Und welches war ein Flop, der die ganze Gaming-Welt erschütterte?
Das beste Game des Jahres: «Balatro»
Kein anderes Game hat dieses Jahr wohl so viele davon abgehalten, etwas Wichtigeres zu tun: «Balatro» ist vordergründig ein Poker-Spiel – doch es geht nicht in erster Linie darum, mit einer Strasse oder einem Full House in der Hand oder einem überzeugenden Bluff anderen Spielern Geld abzuknöpfen.
Stattdessen stehen die Joker im Zentrum: Es gibt hunderte verschiedene. Sie verändern, wie gespielt und Punkte gezählt werden. Beispielsweise gibt plötzlich jede gespielte Herz-Karte Extrapunkte – oder jeder König, der in der Hand bleibt. Mit geschickt gewählten und kombinierten Jokern können auch schwache Karten gewinnen.
In jeder Runde muss ein stetig höheres Punkteziel erreicht werden. Als Belohnung gibt es neue Joker zur Auswahl. Mit der Zeit lernt man, welche Joker zu welcher Strategie passen, wie man sie clever kombiniert. Aber natürlich braucht es auch immer Glück. Damit kann jeder neue Versuch ganz anders verlaufen – ein grossartiges Rezept, um nach jedem fehlgeschlagenen Versuch gleich einen neuen zu starten.
Das Game ist perfekt designt und hat sich über zwei Millionen mal verkauft. Das ist umso überraschender, weil eine einzige Person hinter dem Game steht. Bekannt ist lediglich ein Pseudonym, dass er oder sie aus Kanada stammt, und dass «Balatro» ein Erstlingswerk ist.
Der grösste Flop aller Zeiten: «Concord»
Ein Online-Schiessspiel für die Playstation, in dem zwei Fünfer-Teams gegeneinander kämpfen – «Concord» sah lange wie ein sicherer Wert aus. Doch nach acht Jahren Entwicklung und rund 400 Millionen Dollar für Produktion und Marketing verkaufte sich das Game so schlecht, dass es nach nur zwei Wochen bereits wieder aus dem Shop genommen und den wenigen Käufern ihr Geld zurückerstattet wurde.
Damit hat «Concord» beinahe doppelt so viel Geld verloren wie die grössten Film-Flops – und ist damit wohl nicht nur der grösste Game-Fail aller Zeiten, sondern gleich auch der ganzen Unterhaltungsindustrie.
Warum genau dieses Game so schlecht abschnitt, kann kaum jemand erklären. Dutzende Games dieses Jahr waren objektiv schlechter als «Concord». Im Studio hinter diesem Game arbeiteten viele, die mit dem Genre Erfahrung hatten. Zudem stand mit Sony ein grosser Herausgeber und viel Geld dahinter.
Doch «Concord» traf auf einen übersättigten Markt. Es fehlte ein Merkmal, das dem Game half, sich von Konkurrenten abzusetzen – und im Studio scheint man zu wenig auf Warnzeichen geachtet zu haben. Mit der Folge, dass die Firewalk Studios nach dem Flop geschlossen wurden.
In den oberen Etagen der grossen Unternehmen der Games-Industrie muss das Game für Panik sorgen. Zwar sind Games ein Hochrisiko-Business – aber «Concord» sah wie ein designierter Hit aus. Die Industrie muss sich nun grundsätzliche Fragen stellen: Sind stetig steigende Produktionskosten und Budgets von 400 Millionen noch tragbar?
Unser Game des Jahres macht vor, wie man auch mit einem völlig gegensätzlichen Modell einen Hit landen kann. Es ist zu hoffen, dass der «Concord»-Schock zu einem Umdenken in der Industrie führt und in Zukunft mit kleineren Budgets mehr Neues gewagt wird.