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Jahresrückblick 2024 Der beste Jazz des Jahres – und eine grosse Überraschung

Die Jazzszene brachte uns 2024 zum Lachen, Weinen – und bisweilen auch zum Staunen.

Die Highlights des Jahres

Ein gelungener Abschied: Sie ist eine der grossen Persönlichkeiten des europäischen Jazz und eine Pionierin des Free Jazz. Als Irène Schweizer im Juli 83-jährig starb, war das Medienecho gewaltig.

Ältere Frau mit Brille am Klavier.
Legende: Irène Schweizer war eine international wegweisende Pianistin und leidenschaftliche Jazzmusikerin. KEYSTONE/Christian Beutler

Auch unzählige Musikerinnen und Musiker trauerten und der Wunsch war stark, sie noch einmal gemeinsam zu feiern. So lud der Verein «Freund*innen von Irène Schweizer» zu einer musikalischen Abschiedsfeier. Das traf auch beim Publikum einen Nerv: Innert weniger Stunden waren alle Plätze am Konzertabend im Zürcher Volkshaus vergeben.

Die hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht: 16 renommierte Musikschaffende aus dem In- und Ausland spielten anfangs November in bisher ungehörten Konstellationen und improvisierten aus dem Stegreif Musik im Gedenken an ihre Freundin und Bühnenpartnerin. Und besonders eindrücklich: überladen wirkte der lange Abend dennoch nicht, weil sich die einzelnen Musiker für einen gelungenen Gesamteindruck zurücknahmen. Ein Abschied voller Grosszügigkeit, Zärtlichkeit – und auch der Schalk kam nicht zu kurz. (Annina Salis)

Vokaljazz in einer neuen Flughöhe – Cécile McLorin Salvant am Jazznojazz: Gute Konzerte sind häufig. Aber was die Sängerin Cécile McLorin Salvant zeigte am Festival Jazznojazz, das war auf einer völlig neuen Flughöhe. Man wollte lachen, weinen und staunen gleichzeitig – weinen, weil sie mit ihrer messerscharfen Interpretation gewisse Texte als furchtbar sexistisch filetierte, lachen, weil sie die Musik gleichzeitig so packend darbot, dass man selig an ihren Lippen hing.

Sängerin mit Mikrofon auf der Bühne in pinkem Oberteil.
Legende: Sie ist eine der grössten Stimmen im zeitgenössischen Jazz: Cécile McLorin Salvant. IMAGO / ZUMA Press Wire

Einmal lacht sie sogar selbst laut heraus, weil ihr Bassist in der «Seeräuber Jenny» das Nebelhorn des Piratenschiffs musikalisch so treffend nachahmt. Kurz fällt sie aus der Rolle, alle freuen sich mit ihr über ihren Bassisten und überhaupt ihre Mitmusiker. Und schon zwei Sekunden später ist Salvant wieder die Seeräuber-Jenny. So stark ist ihre musikalische Magie, so riesig ihr musikalisches Vokabular, ihr Repertoire an Stimmen, so gross ihre Freiheit, dass sie in Sekunden von einer Rolle in die nächste schlüpfen kann. (Jodok Hess)

Die Überraschung des Jahres

Zweimal der gleiche Flügel, aber zwei total unterschiedliche Klänge: Drückt man bei einem Klavier auf eine Taste, dann überträgt sich dies auf einen Hammer und dieser schlägt eine Saite an. Da ist sehr viel Mechanik im Spiel und dadurch könnte man meinen, der Klang des Instruments sei gegeben.

Ein Konzertabend mit den beiden Solopianisten Grégory Privat und Jason Moran hat aber eindrücklich gezeigt, wie unterschiedlich ein Flügel klingen kann. Während er beim einen hart und spitzig klang, tönte es beim anderen warm und rund. Das Zauberwort heisst: Anschlag. (Roman Hošek)

Der Flop des Jahres

Jacob Collier nicht zum Interview getroffen: Das weltberühmte Musiktalent Jacob Collier tourt mit seinem neuen «Djesse»-Album auch in der Schweiz. Am Konzert geht’s voll ab: barfuss und bunt gekleidet sprintet Collier zwischen den vielen Instrumenten, die er spielt, hin und her, singt Funk und RnB und leitet das Publikum zum Chor an. Für ein Interview hat es aber leider nicht gereicht.

Person mit bunter Strickmütze hält Mütze mit beiden Händen.
Legende: Karrierebooster Youtube: Jacob Collier erregte 2011 mit seinen selbst produzierten Covervideos erfolgreicher Songs auf der Videoplattform Aufmerksamkeit. Photo by Scott A Garfitt/Invision/AP

Nach wochenlanger Unklarheit kommt die Absage vom Management. Schade – aber wenn man einen Blick auf seine durchgetaktete Tour wirft, überrascht das wenig. (Florence Baeriswyl)

Jahresrückblick 2024: die Übersicht

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Von Film bis Literatur: Was uns 2024 in der Kultur überraschte, beeindruckte – und bisweilen auch enttäuschte. Sämtliche Rückblicke finden Sie hier:

SRF 1, Jahresrückblick-Trailer, 20.12.2024 ; 

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