«Wir werden darauf achten müssen, dass die verfassungsmässige Ordnung gewahrt bleibt», zeigt sich der Schauspieler Cornelius Obonya kämpferisch. Obonya, bis 2016 der Salzburger «Jedermann», stellt sich auf harte kulturpolitische Auseinandersetzungen ein.
Ebenso der Theatermacher Nikolaus Habjan: «Wenn man wissen will, was Herbert Kickl als Kanzler tun wird, braucht man sich nur vor Augen zu führen, wie er in der Opposition agiert hat. Kickl hat gespalten statt vereint. Er hat Misstrauen gesät und unabhängige Medien angegriffen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass er sich als Kanzler anders verhalten würde.»
Von Hetzplakaten und «Fahndungslisten»
Kickls Partei, die FPÖ, wurde 1956 vom ehemaligen SS-Brigadeführer Anton Reinthaller gegründet, zu den frühen Mitgliedern zählten mehrere ehemalige Nationalsozialisten. In ihrer knapp 70-jährigen Geschichte hat die Partei immer wieder das sogenannte «gesunde Volksempfinden» mobilisiert – nicht zuletzt mit Attacken gegen kritische Künstlerinnen und Künstler.
Ob es Kickls Vorgänger Jörg Haider war, der in den 1990er-Jahren Hetzplakate gegen die Schriftstellerin Elfriede Jelinek und den Theatermacher Claus Peymann affichieren liess, oder Kickl selbst, der seinen Anhängern versprach, mit «Fahndungslisten» gegen angebliche «Volksverräter» vorzugehen: Illiberale und autoritäre Ressentiments gehören seit jeher zum rhetorischen Standard-Repertoire der «Freiheitlichen Partei».
Kulturpolitisch setzt die FPÖ traditionell auf die Förderung von Brauchtum und Volkskultur. Vieles anderes, von den Salzburger Festspielen abwärts, gilt der FPÖ schnell als überteuertes Elitenprojekt.
Quo vadis, Kulturland Österreich?
Sollte es tatsächlich zu einer FPÖ-ÖVP-Koalition in Wien kommen, werden die kulturpolitischen Agenden wohl in die Hände der konservativen ÖVP gelegt werden. Der Schriftsteller Franzobel erwartet zunächst einmal drastische Kürzungen: «Die Kulturszene wird sich wohl auf einen harten Sparkurs einstellen müssen. Über Goldhaubenvereine und Trachtenkapellen wird dagegen ein stattlicher Geldsegen niedergehen.»
Die grösste Gefahr sieht Franzobel allerdings in der Verengung des Meinungsklimas. Der Autor befürchtet eine Gleichschaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks – und dass private Medien den allfälligen Direktiven der rechtspopulistisch-konservativen Regierung ebenfalls Folge leisten.
Ans Auswandern denkt Franzobel noch nicht: «Wohin könnte ich auch emigrieren?», fragt er. «Wenn man sich die Staatenlenker heute so ansieht, bleiben gar nicht mehr so viele Emigrations-Optionen übrig. Da halte ich lieber gleich in Österreich die Stellung.»
So ähnlich sieht es auch der Schauspieler Cornelius Obonya. Wobei: «Wenn Kickl die demokratischen Errungenschaften der vergangenen achtzig Jahre angreifen sollte, wird man aufstehen müssen.» Er, so Obonya, sei aufstandsbereit. Und da ist der beliebte Schauspieler in Österreichs Kulturszene vermutlich nicht der Einzige.