Was wird Brand vorgeworfen? Die Londoner Polizei hat einen Bericht über sexuelle Nötigung erhalten. Diese soll sich vor 20 Jahren im Londoner Stadtteil Soho ereignet haben. Nach gemeinsamen Recherchen hatten «Times», «Sunday Times» und der Fernsehsender «Channel 4» über die Vorwürfe sexueller Gewalt gegen Brand berichtet. Vier Frauen werfen dem heute 48-Jährigen vor, sie zwischen 2006 und 2013 missbraucht zu haben. Eine der Frauen sagte, sie sei in Brands Haus in Los Angeles vergewaltigt worden. Eine andere berichtete, sie sei zum Zeitpunkt des Übergriffs erst 16 Jahre alt gewesen. Neben den vier Frauen berichteten weitere Frauen, Russell Brand habe sie emotional ausgebeutet und missbraucht.
Gibt es eine Vorgeschichte? Brand hatte nach eigenen Angaben sexuelle Beziehungen zu Hunderten Frauen. Noch vor Bekanntwerden der Vorwürfe hatte er von einer «Litanei äusserst ungeheuerlicher und aggressiver Angriffe» gesprochen. Er habe bereits früher geschildert, dass er zu jener Zeit «sehr, sehr promiskuitiv» gelebt habe. «Während dieser Zeit der Promiskuität waren meine Beziehungen stets einvernehmlich», sagte er in einem Videostatement. «Ich war damals immer transparent, fast zu transparent, und das bin jetzt auch. Zu sehen, wie diese Transparenz in etwas Kriminelles auswuchert, das ich eindeutig zurückweise, lässt mich hinterfragen, ob eine andere Absicht im Spiel ist.»
Was sind die Reaktionen? Zu den Vorwürfen äusserte sich der Star bereits vergangenen Freitag. Auf Youtube und Instagram wies er die Vorwürfe gegen ihn zurück. Es handele sich um einen Angriff der Medien gegen ihn.
Brands ehemalige Arbeitgeber BBC und Channel 4 sowie eine Produktionsfirma haben Untersuchungen angekündigt. Brands Verlag Bluebird kündigte an, «alle künftigen Veröffentlichungen» zurückzustellen. Youtube sperrte Brands Partnerprogramm, mit dem sich auf der Plattform verdienen lässt. X-Chef Elon Musk, der rechte US-Moderator Tucker Carlson sowie die Influencer Tristan und Andrew Tate, gegen die in Rumänien bald ein Prozess wegen sexueller Ausbeutung von Frauen beginnt, drückten ihre Unterstützung aus.
Wo steht #MeToo in England? Ein Jahr nachdem die #MeToo-Bewegung in den USA begonnen hatte, nahm die Debatte auch in England an Fahrt auf: 2018 veröffentlichten über 200 britische Schauspielerinnen einen offenen Brief, in dem sie gegen sexuelle Übergriffe und ungleiche Bezahlung protestieren. Zu den Unterzeichnerinnen gehören Keira Knigthley, Emma Thompson, Kate Winslet und Claire Foy. Auch in der Politik schlug #MeeToo Wellen: Bei einem unabhängigen parlamentarischen Gremium gingen allein 2018 über 70 Beschwerden wegen mutmasslicher sexueller Belästigung ein.