A wie Amoris Laetitia
Mit diesem Schreiben löste Papst Franziskus 2016 eine Kontroverse aus, die bis heute anhält. Es stellt die Liebe Gottes zu den Menschen über alles. Die zentrale Botschaft lautet, niemand dürfe von der Barmherzigkeit Gottes ausgeschlossen werden. Dies fordert auch neue Wege für Menschen, deren Ehe gescheitert ist.
Die Deutsche Bischofskonferenz wollte mit Verweis auf Amoris Laetitia den Zugang zur Eucharistie, das katholische Abendmahl, für Protestanten ermöglichen. Doch inzwischen wurden die Bischöfe zurückgepfiffen.
Stattdessen ringen verschiedene Interpretationen um Deutungshoheit, was unter dem päpstlichen Schreiben denn genau zu verstehen sei.
D wie Diakonin
Im Jahr 2016 sorgte Papst Franziskus mit der Einsetzung einer Kommission für Aufsehen – sie soll die Rolle von Diakoninnen in der Kirchengeschichte beleuchten. Schon lange ist die Weihe zum Diakon nur Männern vorbehalten. Laut alten Quellen konnten früher aber auch Frauen Diakoninnen werden.
Manche sehen darin einen Dammbruch zur Einführung des Frauenpriestertums. Denn Diakone gehören zum Klerus-Stand. Konservative Kräfte befürchten: Wer die Weihe zur Diakonin erhält, könnte schon bald eine Weihe zur Priesterin verlangen. Bislang ist aber noch nichts passiert, die wissenschaftliche Kommission geht noch ihrer Arbeit nach.
E wie Evangelii gaudium
Das erste päpstliche Schreiben von Papst Franziskus stammt aus dem Jahr 2013, also dem ersten Jahr seines Pontifikats, und hat den Untertitel: «Über die Verkündigung des Evangeliums in der Welt von heute.»
Im Vergleich zu «Amoris Laetitia» ist «Evangelii gaudium» unspektakulär: Der Papst gibt lediglich Denkanstösse zum Zustand der Kirche und erläutert, was er sich unter der Verkündigung des Evangeliums in der heutigen Zeit vorstellt.
F wie Franziskus
Der Papst wurde mit dem Namen Jorge Bergoglio geboren. Die Namenswahl eines Papstes kann auf ein politisches Programm verweisen. Der Entscheid, sich in die Tradition des Heiligen Franz von Assisi zu stellen, zeigt, wie wichtig dem Papst eine arme und bescheidene Kirche ist.
G wie Gaudete et exsultate
«Freut euch und jubelt» heisst das jüngste Schreiben von Papst Franziskus, das 2018 veröffentlicht wurde. Darin fordert er eine «Heiligkeit der Mittelschicht»: Jeder Mensch könne mit Gottes Hilfe heilig sein. Er möchte Christinnen und Christen für ein heiligenmässiges Leben motivieren.
Der Papst würdigt also nicht nur grosse Ikonen wie Mutter Theresa oder Martin Luther King, sondern zeigt, dass jeder Mensch auch mit kleinen Taten und Schritten zu einem heiligeren Leben auf der Welt beitragen kann. Er nimmt damit jeden Menschen gewissermassen auch in die Pflicht.
I wie Inkulturation
Papst Franziskus ist der erste Papst, der nicht aus Europa stammt. Als Lateinamerikaner möchte er aus der eurozentrischen katholischen Kirche eine echte Weltkirche machen. Dazu gehört auch, die Inkulturation zu stärken.
Damit ist eine Theologie gemeint, die christliche Spuren in lokalen Traditionen sucht. Das Evangelium soll nicht übergestülpt werden, sondern in Einklang gebracht werden mit indigenen Kulturen.
J wie Jesuit
Papst Franziskus ist Mitglied des Jesuiten-Ordens. Als Jesuit sah er sich schon früh als Teil einer weltweiten Gemeinschaft und wusste, dass jegliche Kirchturmpolitik zu kurz gedacht ist. Der Jesuiten-Orden ist für eine umfassende philosophische und theologische Ausbildung bekannt.
Auch wird Jesuiten Lust am Denken, am Ringen um das bessere Argument und das Wissen um die Mehrdeutigkeit eines jeden Wortes nachgesagt. Manche finden, der Geist der Mehrdeutigkeit, der in Franziskus’ Texten zu erkennen ist, trage die für Jesuiten typische Handschrift.
L wie Laudato si
Dieses Schreiben aus dem Jahr 2015 hat den Spitznamen «Umwelt-Enzyklika». Übersetzt heisst «Laudato si» «Gelobt seist du». Hier formuliert der Papst die Probleme des Umwelt- und Klimaschutzes.
Er ruft zum Kampf gegen die Zerstörung der Schöpfung auf und will die Ungleichheit auf der Welt beenden. «Laudato si» ist die Enzyklika, mit der auch viele Nicht-Gläubige etwas anfangen können.
M wie Mozetta
Als Zeichen von Franziskus’ Bescheidenheit wird sein Kleidungsstil gedeutet. Franziskus versucht, ein Papst ohne monarchische Insignien zu sein. Er verzichtet zum Beispiel auf die Mozetta, den purpurnen Schulterumhang, und die roten Schuhe.
O wie Orthopraxie
Franziskus ist die Orthopraxie, also der gelebte Glaube und die Tat, wichtiger als ein korrekt aufgesagtes Lippenbekenntnis. Laut Franziskus müssen sich die Gläubigen daran messen lassen, ob sie mit den Armen und Schwachen solidarisch sind – und nicht, ob sie den Katechismus rezitieren können.
P wie Papamobil
Auf Papstreisen ist meistens das Papamobil unterwegs. Es ermöglicht dem Papst ein Bad in der Menge, schützt ihn zugleich aber mit Panzerglas vor Terroristen. Für den Tagesbesuch in Genf lohne es sich nicht, das Papamobil über die Alpen zu karren, hiess es beim Weltkirchenrat.
Ohnehin sorgt Franziskus mit seiner Autowahl immer wieder für Aufsehen. Denn statt einer Limousine wählt er oft ein einfaches kleines Auto – als Beweis seines Armutsideals. Der Papst hat einmal gesagt, ihm sei eine «verbeulte Kirche» am liebsten. Demnach müsste er in Genf in einem verbeulten Auto abgeholt werden.
W wie Wappenspruch
Jeder Bischof hat einen Wappenspruch. Als Erzbischof von Buenos Aires wählte Franziskus den Spruch: «Miserando atque eligendo», der übersetzt in etwa heisst: «Mit Augen der Barmherzigkeit».
Der Spruch verweist auf eine Bibelstelle, in der Jesus begründet, warum er sich mit einem sündigen Zöllner abgebe: «Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Darum lernt, was es heisst: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Denn ich bin gekommen, die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.»
Als Papst hat Franziskus den Wappenspruch behalten. Barmherzigkeit ist ihm also weiterhin ein wichtiges Anliegen, was sich etwa in «Amoris Laetitia» klar zeigt.
Z wie Zölibat
Zu den meist geforderten Reformen gehört die Abschaffung des Pflichtzölibats – Priester sollen selbst entscheiden dürfen, ob sie heiraten wollen oder nicht. Im Gegensatz zu Frauen als Priesterinnen gäbe es für diese Reform weniger Widerstand.
Vatikan-Insider gehen davon aus, dass nächstes Jahr von der Amazonasregion ein entsprechender Impuls ausgeht. Denn die Christen im grössten Urwald der Welt leiden darunter, dass sie nicht regelmässig die Eucharistie feiern können.