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Festen mit Resten – ein Bankett gegen Food Waste
Aus Kontext vom 29.09.2023. Bild: Pascale Amez
abspielen. Laufzeit 27 Minuten 12 Sekunden.

Gegen Verschwendung Ein Festessen aus Abfall

Geniessen, was sonst im Müll landen würde: Foodsave-Bankette laden zu öffentlichen Gratis-Festessen aus Resten ein. Die Organisatoren klären damit lustvoll darüber auf, wie der sorgfältige Umgang mit Lebensmitteln gelingen kann.

«In der Schweiz werden 2,8 Millionen Tonnen Lebensmittel pro Jahr weggeworfen», sagt Johanna Knutti Rutishauser, die Organisatorin des Foodsave-Banketts in Münsingen: «Dafür fehlen mir die Worte, das kann und will ich nicht verstehen.» Das entspricht einem Drittel aller Lebensmittel in der Schweiz.

Um darauf aufmerksam zu machen, organisierte sie bereits zum dritten Mal ein Foodsave-Bankett. Das öffentliche Festessen soll die Gäste auf lustvolle Weise dazu anregen, Lebensmitteln mehr Wertschätzung entgegenzubringen.

Beliebtes Gratis-Menü

Ein Spätsommer-Samstag im Schlosspark Münsingen. Lange Tafeln sind festlich gedeckt, bunte Fähnchen flattern im Wind, die Musikschule spielt. Vor der Essensausgabe des Foodsave-Banketts bildet sich eine lange Schlange.

Gedeckte lange Tafel mit weissem Tischtuch auf grüner Wiese. Gäste des Reste-Festessens unterhalten sich.
Legende: Die Foodsave-Bankette sind gut besucht. «Man gewinnt etwas, wenn man sorgfältig mit Lebensmitteln umgeht», sagt Claudio Beretta, Präsident des Vereins foodwaste.ch Sina Fischer, Erika Wyss

Das dreigängige Menü ist begehrt, obwohl es aus Zutaten besteht, die sonst im Abfall gelandet wären.

«Foodsave-Bankette sind eine nationale Bewegung»

Johanna Knutti lernte die Idee in Bern kennen, wo das erste Reste-Festessen 2016 auf dem Bahnhofsplatz stattfand. Begeistert beschloss sie, das Konzept nach Münsingen zu holen.

«Es ist eine nationale Bewegung, die grösser werden soll. In diesem Jahr gibt es bereits 18 Bankette in der Schweiz, die alle lokal organisiert werden», erklärt Johanna Knutti. Sie arbeitet vor allem mit Produzenten und Lieferanten aus dem Aaretal zusammen.

Festessen für 500 Personen – aus Abfall

Viele Freiwillige – von Schulklassen bis zu Personen aus dem Altersheim – helfen mit, das Essen vorzubereiten und Gemüse zu rüsten.

Koch schöpft mit einer Kelle aus einem grossen Wok
Legende: Ein pensionierter Profi-Koch sorgt dafür, dass die überschüssigen Lebensmittel in ein mehrgängiges Festessen für 500 Personen verwandelt werden. Sina Fischer, Erika Wyss

Darunter sind 200 Kilogramm frisches Gemüse, das nicht der Norm entspricht. «Die Kundschaft ist heikel», sagt die Bäuerin Katrin Zaugg vom Biohof in Beitenwil, die einige Kisten mit Kürbissen, Kartoffeln und Bohnen beigesteuert hat. «Was nicht perfekt geformt ist, bleibt im Hofladen liegen.»

Die Foodsave-Bankette wollen auf solche Zusammenhänge aufmerksam machen und für die Gründe von Food Waste sensibilisieren.

Die Verschwendung von Lebensmitteln ist nicht nur aus ethischer, sondern auch aus ökologischer Sicht ein Problem: Die jährliche Umweltbelastung durch Food Waste entspricht etwa der Hälfte aller Autofahrten in der Schweiz.

Food Waste soll bis 2030 halbiert werden

Deshalb steht das Thema auch auf der politischen Agenda: Die Schweiz hat sich verpflichtet, die Lebensmittelverschwendung bis ins Jahr 2030 zu halbieren. Ein ehrgeiziges Ziel.

«Technisch ist die Halbierung von Food Waste machbar, praktisch wird es eine grosse Herausforderung sein, schnell genug zu sein. Es ist eine Frage des Willens», sagt der Umweltwissenschaftler Claudio Beretta, Präsident des Vereins foodwaste.ch.

Mehr Wertschätzung für Lebensmittel

Doch mit Blick auf die enormen Mengen, die es in verschiedenen Branchen und auch in den Privathaushalten einzusparen gilt: Sind lokale Events wie ein Foodsave-Bankett nicht nur ein Tropfen auf dem heissen Stein? Die Bewusstseinsbildung sei nicht zu unterschätzen, sagt Claudio Beretta.

«Foodsave-Bankette haben den Vorteil, dass zufällige Passanten erreicht werden und nicht nur diejenigen, die bereits informiert sind.» Essen sei immer verlockend und wenn es schmecke, erkenne man: «Es geht nicht um Verzicht. Man gewinnt etwas, wenn man sorgfältig mit Lebensmitteln umgeht.»

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 29.09.2023, 9:05 Uhr

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