Ein Computer in der Ecke, daneben eine Karte der Schweiz, rechts und links zwei Schränke: Auf dem einen steht eine Kirgisistanflagge, auf dem anderen kleine Jurten mit kirgisischen Stoffpuppen.
«Hier ist mein kleines Büro in meinem Zuhause», sagt Kairat Birimkulov lächelnd und winkt mich ins Zimmer. Auf dem Monitor ist eine Internetseite zu sehen, darauf ein paar Bilder von Kindern in bunten Kleidern. «Es sind arme, kirgisische Kinder, denen wir mit Kleidung oder Medikamenten helfen», erklärt er.
Seine Sendung wurde verboten
Birimkulov ist Journalist, er hatte 1993 als Mitarbeiter des staatlichen Radios von Kirgisistan angefangen – obwohl er keine journalistische Ausbildung besass. Er hat Russisch an der Universität studiert.
Birimkulov arbeitete bis 2007 dort. «Ich hatte zuletzt eine Sendung über den damaligen Präsidenten Bakijew gemacht. Er war ein Diktator, seine Familie hat sämtliche ökonomischen Strukturen kontrolliert. Sie stahlen einfach alles.»
Die Sendung wurde verboten. «Sie haben mich geschlagen, ich wurde schwer verletzt», sagt er und fährt mit der Hand über sein Gesicht. «Ich konnte mit meiner Familie über die Schweizer Botschaft hierher fliehen.»
Viele Journalisten seien damals aus Kirgisistan geflohen: «Die Pressfreiheit ist dort stark eingeschränkt, generell die Freiheit.» Die Situation sei unter dem neuen Präsident Almasbek Atambajew ein bisschen besser geworden, aber: «Die Journalisten müssen immer noch das schreiben, was die Oligarchen sagen.»
Sein Traum: Wieder als Journalist zu arbeiten
Eliana (6), Birimkulovs jüngste Tochter, stürmt ins Zimmer und ruft laut auf Kirgisisch: «Tschai, Papa, Tschai!». Tee trinkend erzählt er weiter: «Es ist schwierig, hier als Journalist zu arbeiten. Ich habe ein Vorstellungsgespräch für den russischen Teil bei Swissinfo.ch gehabt, aber es hat nicht geklappt. Ich lese die russischen Swissinfo-Artikel oft, sie machen viele grammatische Fehler.» Er grinst.
Einmal sei auch ein Angebot vom russischen Teil des Radio Liberty in Prag gekommen. «Aber ich kann meine Familie nicht einfach verlassen, um meinen Traumberuf in einem anderen Land auszuüben.» Mit seiner Niederlassungsbewilligung kann er seine Familie nicht mitnehmen.
Kairat Birimkulov wärmt seine Hände an der Teetasse und fährt fort: «Ich arbeite in einem Asylheim. Obwohl es nicht meine Arbeit ist, gefällt es mir, weil ich die Situation des Asyls selber erlebt habe.»
Er stellt die Tasse auf den Tisch, umarmt Eliana und murmelt: «Ich hoffe, dass die Arbeit beim ‹Kulturplatz› eine gute Gelegenheit ist, um mich im Journalismus vorzustellen».
In der Schweiz ist Fotografie sein Hobby
Kairat Birimkulov hat den wohltätigen Verein «Brücke zu Kirgisistan» gegründet und sammelt Geld für behinderte oder arme Kinder in Kirgisistan. «Ich habe mich von der Politik entfernt und mache mehr menschliche Aktivitäten. Dies ist richtig und etwas Gutes», sagte er.
Er fotografiert viel in seiner Freizeit und hat schon eine Fotoausstellung («Worüber wundern sich die Fremden in der Schweiz») in Luzern gemacht. Lächelnd sagte er: «Ich mache oft Wanderungen. Die Berge erinnern mich an meine Heimat, sie sind ein Teil meiner Seele. Meine Kamera ist auch immer bei mir, und ich fotografiere alles, was mir interessant scheint».