Gleich beim Eingang der Ausstellung in Pfäffikon gibt es einen Rückblick: Berufe wie die Aufweckerin und die Telefonistin von der Vermittlung, die längst Vergangenheit sind – ebenso wie die 59-Stunden-Woche aus der Zeit vor dem Fabrikgesetz von 1917. Viel Denkstoff bietet die schön gestaltete Ausstellung. Deutlich wird der permanente Wandel, dem die Arbeitswelt unterworfen ist: Kein Stein bleibt auf dem anderen.
Vom Stellenwert der Arbeit
Die Schau regt dazu an, dass wir auch uns hinterfragen: Was will ich? Wie verändert sich mein Job? Krempelt die künstliche Intelligenz wie einst die industrielle und die digitale Revolution alles um?
In 13 kurzen Filmen erzählen Menschen von den Freuden und Schwierigkeiten ihrer Arbeit. Durchschnittlich 30 Stunden pro Woche verbringen Menschen in der Schweiz laut SECO mit bezahlter Arbeit, 22 Stunden mit Hausarbeit, 6 mit Kinderbetreuung und Pflege, 54 mit Freizeit, 56 mit Schlaf. Diese Zahlen könnten die Bedeutung der Arbeit etwas zurechtrücken.
Immer mehr Sinnkrisen
Unzweifelhaft ist: Es gibt kein Entrinnen, denn mit Arbeit verschaffen wir uns Lebensnotwendiges. In früheren Jahrtausenden ging man dafür jagen und sammeln, sagt der Wirtschaftspsychologe Christian Fichter, Kurator der Ausstellung: «Heute ist die Arbeit arbeitsteilig organisiert. Der einzelne Mitarbeiter ist also zum Teil weit weg vom Produkt oder der Dienstleistung. Da kommt es häufig zu Sinnkrisen, weil man nicht mehr sieht, warum man etwa in einer Excel-Tabelle Werte zusammenrechnet.»
Und Fichter verweist auch auf «Bullshit Jobs», ein Buch des US-Kulturanthropologen David Graeber: «Manche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sagen, sie arbeiten in einem Bullshit-Job. Wenn jemand in der Arbeit wenig Sinn erlebt, macht das auf lange Frist unglücklich, traurig, depressiv.»
Das Haifischbecken namens Arbeitsplatz
Um das Tauziehen am Arbeitsplatz geht es in der Ausstellung ebenfalls – also um Spannungen und Konflikte. «Die Menschen haben ihre Bedürfnisse, Motive und Charaktere», sagt Christian Fichter: «Ausserdem sind die Organisationsformen, wie sie der Mensch entwickeln kann, komplexe Gebilde. Da kann es Reibungsflächen geben. Dann ist es eine Frage der Organisationskultur: Wie geht man mit Fehlern um?»
Der Wirtschaftspsychologe spricht auch über den Konkurrenzkampf am Arbeitsplatz: «Man setzt die Ellbogen ein. Das kann mit Mobbing, übler Nachrede, toxischem Führungsverhalten verbunden sein. Ich plädiere dafür, dass wir unsere Emotionen ein Stück weit hintanstellen und überlegen: Wie können wir die Zusammenarbeit vernünftig verbessern und harmonisieren? Dass das möglich ist, zeigen verschiedene Firmen immer wieder.»
Die Herausforderungen des unausweichlichen Universums namens Arbeit werden in der Ausstellung treffend zusammengefasst. Und: Sie vermittelt auch die Hoffnung, dass berufliche Erfüllung trotz der turbulenten Arbeitswelt erreichbar bleibt.