Wenn Ivorer Urlaub machen, steigen sie ins Flugzeug. Die Herren tragen Anzug, die Damen High Heels. Koffersets und Reisetaschen zeigen die Signete von Luxusmarken.
Fliegen ist in der Elfenbeinküste immer noch ein Statussymbol. In den 1960er- und 1970er-Jahren war die Reise im Flugzeug der politischen und ökonomischen Elite vorbehalten.
Kakao machte die Ivorer reich
Der erste Präsident Félix Houphouet-Boigny machte die junge Republik zum grössten Kakaoproduzenten der Welt. Mit dem wirtschaftlichen Erfolg wuchs eine Mittelschicht heran, die sich auch den Flug ins Ausland leisten konnte.
«Die Direktflüge von Abidjan nach Genf waren sehr beliebt. Auf dem Programm: Bankbesuch und Natur», erinnert sich Monique Philippe. Die gebürtige Französin bucht mit ihrer Reiseagentur in Abidjan seit 1988 die Flüge für die ivorische Kundschaft.
Traumurlaub: Shoppen in Paris
«Lange Zeit war Paris das Traumziel für alle Ivorer», sagt Monique Philippe. Die ivorische Diaspora ist gross. Übernachtet wird bei der Verwandtschaft.
Worauf sich die Ivorer im Urlaub am meisten freuen? «Shopping!», erklärt Reiseexpertin Philippe. «Mode, Unterhaltungselektronik, Wein: In der Elfenbeinküste ist fast alles importiert und entsprechend teuer.»
Sie ermuntere ihre Kunden aber auch zum Museums- oder Opernbesuch. Langsam steige auch das Interesse an der Kultur des Urlaubslandes.
Dubai ist das neue Paris
Inzwischen läuft Dubai der französischen Hauptstadt allerdings den Rang ab. «Die Fluggesellschaft Emirates lockt mit günstigen Angeboten und viel Glamour.» Das komme bei den Ivorern gut an.
Generell verschieben sich deren Reiseziele weg von Europa und den USA. Nicht zuletzt wegen der Migrationskrise werde es immer schwerer, ein Visum zu bekommen. Stattdessen werden Marokko und Südafrika beliebter. Die Einreise sei weniger kompliziert.
Urlaub ist eine Frage des Geldes
In der Elfenbeinküste sind mindestens 24 Tage bezahlter Urlaub pro Jahr gesetzlich festgelegt. Die meisten Ivorer arbeiten allerdings im informellen Sektor und können davon nur träumen.
Kindermädchen oder Taxifahrer sind froh, wenn sie das Wochenende freibekommen. Und das wird nicht selten genutzt, um den Mindestlohn von umgerechnet 100 Schweizer Franken pro Monat mit einem Paralleljob aufzubessern.
Kein Urlaub für viele Ivorer
Ansonsten besuchen viele Ivorer, die in der Fünf-Millionen-Metropole Abidjan leben, ihre Familie auf dem Dorf. Dort ist Urlaub allerdings ein Fremdwort. Wer nicht jeden Tag arbeitet, hat nichts zu essen.
Während die Elfenbeinküste international um Touristen wirbt, würde es kaum einem Ivorer einfallen, seine Ferien hier zu verbringen, so Monique Philippe.. Es fehle auch an touristischer Infrastruktur und Sicherheit. «Ivorer, die das Geld für Urlaub haben, wollen ins Ausland.»
«Das ist das eigentliche Drama», sagt Monique Philippe. Denn das Land in Westafrika habe mit seinen Regenwäldern, Stränden und seiner jahrhundertealter Kultur viel zu bieten.