Die Evangelisch-methodistische Kirche (EMK) öffnet sich gleich zweifach für queere Menschen: Neu sind sie zu kirchlichen Ämtern zugelassen. Zudem wird das Eheverständnis erweitert: Gleichgeschlechtliche Paare können sich jetzt kirchlich trauen lassen. SRF-Religionsredaktorin Léa Burger über einen historischen Entscheid.
Wer hat entschieden, dass sich die Evangelisch-methodistische Kirche öffnet?
Das höchste Gremium der Kirche, die sogenannte Generalkonferenz, hat vom 23. April bis zum 3. Mai in Charlotte, im US-Bundesstaat North Carolina, getagt. Über 700 Delegierte aus der ganzen Welt waren dabei. Mit deutlicher Mehrheit von 93 Prozent und ohne grosse Diskussionen haben sie dafür gestimmt, dass zukünftig Homosexuelle Kirchenämter übernehmen und ordiniert werden oder auch heiraten dürfen.
Warum gilt der Entscheid gilt als historisch?
Homosexualität wurde in der methodistischen Kirche lange als Sünde und als unvereinbar mit der christlichen Lehre angesehen. Ab den 1970er-Jahren wurde der Umgang mit queeren Menschen kontrovers diskutiert.
Gerade in den letzten Jahren bemühte man sich um Öffnung. Doch nicht ohne hitzige Diskussionen. 2019, an einer ausserordentlichen Generalkonferenz, wurde eine Öffnung nur knapp abgelehnt. Damit waren viele nicht einverstanden und überlegten öffentlich, sich abzuspalten.
Kam es zur Spaltung innerhalb der methodistischen Kirche?
Im grösseren Ausmass nicht. Die methodistische Kirche ist mit dem Konferenzsystem recht demokratisch, fast föderalistisch, organisiert. Für regionale und kulturelle Differenzen gab es immer schon einen gewissen Spielraum.
Nach 2019 bemühte man sich sehr, in Dialog und Austausch zu bleiben. Einige eher traditionelle, konservative Gemeinden sind aber ausgetreten. In den USA, wo die meisten Methodistinnen und Methodisten leben, haben sich immerhin 25 Prozent der Gemeinden abgespalten. In der Schweiz gingen zwei Gemeinden, wobei es hier auch noch andere Gründe für den Austritt gab.
Was bedeutet der Entscheid für die Schweizer Methodistinnen und Methodisten?
Hier gab es schon länger Bemühungen, die Rechte Homosexueller zu stärken. Der für die Schweiz zuständige Bischof, Stefan Zürcher, sagte mir, dass dies nun umgesetzt werden könne. Die Änderungen sollten nächsten Frühling, nach der Zentralkonferenz, in Kraft treten. Zürcher sagte auch, dass das Risiko einer Kirchenspaltung in der Schweiz überwunden sei. Der Prozess sei nicht einfach, aber lehrreich gewesen.
Gab es Kritik am neuen Entscheid der Generalkonferenz?
Bischof Zürcher habe noch keine gehört. Es bleibe abzuwarten, wie die Entscheidung weiter aufgenommen und umgesetzt wird. In afrikanischen Ländern, wo es nebst den USA die meisten methodistischen Gemeinden gibt, und in denen Homosexualität verboten ist, könnte es aber herausfordernd werden. Allenfalls hilft ein zweiter wichtiger Entscheid der Generalkonferenz: Die sogenannte Regionalisierung der Gemeinden soll weiter institutionalisiert werden. So soll mehr auf regionale und kulturelle Gegebenheiten Rücksicht genommen und die Vielfalt unterstützt werden.