Vor vier Jahren sei er zum ersten Mal zum «Reach Mallorca»-Einsatz am Ballermann mitgegangen, erzählt Manuel Leiser: «Ich war so begeistert, dass ich mir dachte, ich bringe so viele Menschen aus der Schweiz mit wie möglich!» Inzwischen leitet er die Schweizer Gruppe, die rund ein Drittel des 160-köpfigen Teams ausmacht.
Mit Gott am Strand sonnen
Was ihn so begeistert habe? «Die Atmosphäre ist ganz schwer in Worte zu fassen», sagt Leiser. Ein Mann, der seit einigen Jahren dort lebe, habe gesagt, es sei viel friedlicher, seitdem die Gruppe da ist.
Die jungen Leute feiern Strandgottesdienste. Sie singen, beten, sprechen über «Party, Sex und Sonnenbrand» – und natürlich über Gott.
Am Ballermann seien die Menschen für religiöse Botschaften empfänglich, erklärt Leiser. Sie seien im Urlaub und entspannt. Nach ein paar Tagen Party würden manche auch Abstürze erleben. «Mit diesen Menschen können wir sehr gut mitfühlen und mit ihnen teilen, dass es noch mehr im Leben gibt.»
Vom Club vertrieben
Die Reaktionen auf die Gruppe seien unterschiedlich: «Manche sagen, unser Auftritt sei zwar unerwartet, aber der Hammer.» Anderen passe das gar nicht. Sie hätten schon erlebt, dass Clubbesitzer versuchten, sie zu vertreiben.
Leisers Begeisterung für ihre «Mission» wirkt übers Telefon zwischen Ballermann und Basel authentisch: «Jesus hat mein Leben im positiven Sinne auf den Kopf gestellt». Da, wo vorher «ein Loch im Herzen» gewesen sei, sei jetzt Frieden.
Wichtig sei ihnen, «für die Menschen da zu sein». So bringen Leiser und sein Team auch Betrunkene zurück in die Hotels. Sie hätten schon geholfen, als jemand ausgeraubt wurde und keinen Pass mehr hatte, erzählt er. Selbst Übernatürliches hätten sie schon erlebt: «Menschen weinen, weil sie Gott spüren und begreifen, wie sehr er sie liebt.»
Der Glaube macht keine Ferien
In den Ferien zu missionieren mag komisch klingen – in evangelikalen Kreisen sei das aber sehr verbreitet, erklärt Manuel Schmid. Er war früher Pastor einer Freikirche und arbeitet heute als reformierter Theologe beim «reflab» der Zürcher Landeskirche.
«Jugendliche haben oft das Bedürfnis, in den Ferien Spass und Sinn zu verbinden», sagt Schmid. Es gehöre zum evangelikalen Glaubensverständnis, dass der Glaube keine Ferien macht. Der missionarische Impuls sei in vielen Freikirchen tief verankert.
«Es gehört zum Selbstverständnis dieser Szene, dass man seinen Glauben mitteilt und sich wünscht, dass andere diesen Halt und diesen Sinn im Leben auch finden», so der Theologe.
Morgens surfen, nachmittags missionieren
Deshalb gebe es vielzählige Ferien-Einsätze rund um den Globus. Sogar auf Hawaii, nach dem Motto: morgens surfen, nachmittags missionieren. «Um die halbe Welt zu reisen, um Menschen von seinem Glauben zu erzählen, ist natürlich nicht sehr ökologisch», sagt Schmid.
Auch auf der Beziehungsebene sei Nachhaltigkeit wichtig. Kurz irgendwo hinfliegen, Staub aufwirbeln und wieder abdampfen – das helfe wenig. Deshalb sei es sinnvoll, mit lokalen Kirchen zusammenzuarbeiten. So hätten Menschen vor Ort weiterhin Ansprechpartner.
Für den ehemaligen Pastor kommt es bei Missions-Einsätzen auf die Haltung an. Wenn es nicht «penetrant oder drängelnd» daherkomme, dann könne Missionieren durchaus Gutes bewirken, ist Schmid überzeugt.