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Museen und Filmstudios Die Flammen bedrohen auch das kulturelle Erbe Hollywoods

Los Angeles wird von Grossbränden heimgesucht, mindestens zehn Menschen kamen ums Leben, die Bilder der Verwüstung machen sprachlos. Besonders betroffen ist Pacific Palisades im Westen der Stadt. Dort befinden sich auch deutsche Kulturstätten wie die Villa Aurora und das Thomas-Mann-Haus.

Von den Flammen bedroht sind also nicht nur die Villen mancher Hollywood-Stars. Es könnten Gebäude und Kulturgüter vom unschätzbarem Wert verloren gehen oder beschädigt werden.

1. Getty-Villa

Die prominent auf ihrem Hügel thronende Getty-Villa, die rund 44’000 Kunstschätze aus der römischen, griechischen und etruskischen Antike beherbergt, ist eines der bekanntesten Museen in Los Angeles.

Skulptur am Rand eines reflektierenden Pools vor einem Gebäude.
Legende: Getty Villa in Los Angeles: In den 1970er-Jahren vom Öl-Giganten J. Paul Getty erbaut, bewahrt sie heute eine umfassende Antikensammlung. Keystone/AP Photo/Stefano Paltera

Nur der Garten der Villa ist teilweise Opfer der Flammen geworden. Weder das Gebäude noch die Sammlung sind beschädigt worden, auch weil man über eigene Wasserreservoirs verfügt. Die Ausstellungsräume, die Archive und die Bibliothek der Getty Villa werden zudem durch Belüftungssysteme vom Rauch abgeschottet. Die doppelwandige Konstruktion der Gebäudehülle bietet zusätzlichen Schutz für die Sammlungen.

2. Wahrzeichen und Filmstudios

In Los Angeles befinden sich wichtige Stätten der Filmgeschichte, wie das Hollywood-Zeichen und der Hollywood-Boulevard mit dem Dolby Theatre, in dem in wenigen Wochen die Oscars verliehen werden. Oder das Griffith-Observatorium, bekannt aus «Rebel Without a Cause», «La La Land» und vielen anderen Filmen.

Wenn das Feuer nicht unter Kontrolle gebracht wird, dann könnten bald auch diese Sehenswürdigkeiten bedroht sein – genauso wie Hollywoods Filmstudios. Der Themenpark der Universal Studios wurde vorerst geschlossen. Genauso wie mehrere Filmstudios, darunter Warner Bros. und Paramount Pictures. Von Brandschäden wurde vorerst nichts bekannt.

Dreharbeiten unterbrochen, Filmevents abgesagt

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Dreharbeiten wurden unterbrochen, etwa von den Serien «Grey’s Anatomy» und «Hacks». «Trotz der weit verbreiteten Verwüstung (...) scheinen die zentralen Produktionszentren in Los Angeles von der historischen Zerstörung durch die Waldbrände in der Region verschont zu bleiben», schreibt der «Hollywood Reporter».

In Los Angeles wurden zudem zahlreiche Filmevents abgesagt, darunter die Premiere der Filme «The Last Showgirl» mit Pamela Anderson und «Unstoppable» mit Jennifer Lopez, wie «Deadline» schreibt.

3. Eames House

Auch das ikonische Eames House, das etwas weiter südlich Richtung Santa Monica und in Strandnähe steht, ist laut Berichten vom Mittwoch bisher vom Feuer verschont geblieben. Gebaut wurde es Ende der 1940er-Jahre von Charles und Ray Eames, gemeinsam mit dem Architekten Eero Saarinen.

Die beiden Designer lebten und arbeiteten in diesem Architekturjuwel, drehten Filme und entwarfen ihre ikonischen Möbel. Laut LA Times zählt der Glascontainer-Bau zu den zehn wichtigsten Gebäuden in Los Angeles.

4. Thomas-Mann-Haus und Villa Aurora

Weitere wichtige Adressen aus Sicht der Kulturgeschichte sind das Thomas-Mann-Haus und die Villa Aurora. Bisher blieb das Anwesen, in dem der deutsche Schriftsteller Thomas Mann während seines Exils von 1942 bis 1952 lebte, unversehrt. Es liegt jedoch in der Gefahrenzone, die Situation könnte sich jederzeit ändern.

Seit 2018 ist das Haus ein Ort der kulturellen Begegnung. Hier wohnen und arbeiten Stipendiatinnen und Stipendiaten, es gibt Konferenzen, Lesungen und Konzerte.

Transatlantische Begegnungsstätten: Bedeutung für Deutschland

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Sowohl das Thomas-Mann-Haus als auch die Villa Aurora sind wichtige Fixpunkte für die deutsche Community in Los Angeles. Sie fungieren als transatlantische Begegnungsstätten, in denen der kulturelle sowie politische Austausch gefördert werden soll.

Die deutsche Politik reagierte entsprechend bestürzt auf die Gefährdung beider Kulturorte durch den Grossbrand in Los Angeles: Die deutsche Kulturstaatsministerin Claudia Roth sprach von einer kulturellen Katastrophe: «Eine Zerstörung dieser bedeutenden Kulturstätten wäre eine kulturelle Katastrophe. Sie sind Symbole des Exils und der Freiheit der Kunst», sagte Roth.

Beide Orte sind verbunden durch ihre gemeinsame Geschichte als Exilhäuser während der NS-Zeit: Schriftsteller Lion Feuchtwanger machte die Villa Aurora einst zu einem Exiltreff deutscher Intellektueller. In der Nähe lebte in den 1940er- und 1950er-Jahren der Schriftsteller Thomas Mann. 2016 kaufte die Bundesrepublik Deutschland das Thomas-Mann-Haus. (sda/dpa)

Auch die Villa Aurora dient heute als Künstlerresidenz und wurde in den 1940er-Jahren von Kulturschaffenden bewohnt: Hier lebten der Schriftsteller Lion Feuchtwanger und seine Frau Marta. Eine Sprecherin sagte, dass eine Beurteilung der Schäden an der Bausubstanz, der historischen Einrichtung und der Bibliothek noch ausstehe. Im ersten Moment sei nur wichtig gewesen, alle Leute zu evakuieren.

Radio SRF 2 Kultur, Blick in die Feuilletons, 10.1.2024, 7:52 Uhr ; 

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