Apokalyptische Szenen beherrschen Los Angeles: Dichter Rauch liegt über der Stadt. Viele Menschen tragen Masken. Alle Schulen sind geschlossen. Hunderte Häuser sind bereits abgebrannt. Angepeitscht werden die Brände von stürmischen, warmen Winden aus dem Landesinnern. Die Löscharbeiten gestalten sich extrem schwierig.
«Bei einem Feuchtegehalt in der Vegetation von bloss vier bis sechs Prozent – wie in Los Angeles gemessen wurde – brennt alles wie Zunder», sagt Alexander Held, Experte für Feuermanagement und Waldrisiko beim Europäischen Forstinstitut in Bonn.
Es sind die perfekten Zutaten zum Feuersturm.
Held fasst damit in einem Satz zusammen, wie es zu dem Feuerinferno in Kalifornien kommen konnte: Monatelange Trockenheit, extrem trockene Vegetation – und die starken Santa-Ana-Winde, die aus jedem Funken potenziell eine Feuersbrunst machen. «Es sind die perfekten Zutaten zum Feuersturm.»
Es hat schon immer mal wieder gebrannt
Wald- und Buschfeuer sind in Kalifornien eigentlich ein völlig natürliches Phänomen. Hier gab es schon immer längere Trockenphasen und Feuer, ausgelöst beispielsweise durch Blitzschläge. Natürlicherweise gab es viel häufigere, aber auch kleinere Brände. «An solche Feuer ist die Vegetation in Kalifornien angepasst», sagt Brandexperte Held.
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Bild 1 von 26Legende: Die grossen Brände in Kalifornien haben grosse Zerstörung angerichtet. (14.1.2025) Keystone / AP Photo / Ethan Swope
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Bild 2 von 26Legende: Die Feuer in und um Los Angeles sind nach konnten über Wochen nicht gelöscht werden. (11.1.2025) AP Photo / Jae C. Hong
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Bild 3 von 26Legende: Die Feuerwehrleute waren im Dauereinsatz. (11.1.2025) RTR / Daniel Dreifuss
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Bild 4 von 26Legende: Hier versuchten sie, eine Brandschneise zu machen, in dem sie einen Hang mit Löschmittel bedecken. REUTERS / Ringo Chiu
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Bild 5 von 26Legende: Auch aus der Luft wurde Löschmittel abgelassen. (11.1.2025) IMAGO / Mark Edward Harris
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Bild 6 von 26Legende: Auch in der Stadt Altadena, die im Los Angeles County liegt, dauern die Löscharbeiten lange an. (13.1.2025) SRF / Andrea Christen
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Bild 7 von 26Legende: SRF-Korrespondent Andrea Christen konnte die Stadt vor zwei Wochen besuchen. (13.1.2025) SRF / Andrea Christen
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Bild 8 von 26Legende: Das Stadtbild von Altadena hat sich nach den verheerenden Waldbränden langfristig verändert. SRF / Andrea Christen
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Bild 9 von 26Legende: Bei diesem komplett verbrannten Auto waren die Temperaturen offenbar so hoch, dass sich das Metall der Felgen verflüssigte und später wieder erstarrte. SRF / Andrea Christen
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Bild 10 von 26Legende: Mehrere Wochen kämpften die Feuerwehren in Los Angeles gegen das Inferno. (11.1.2025) Keystone / EPA
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Bild 11 von 26Legende: Für jene, die Hab und Gut verloren haben, wurden Kleider gespendet. (10.1.2025) REUTERS / Lisa Richwine
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Bild 12 von 26Legende: Vor dem Rose Bowl Stadium in Pasadena standen Zelte für die Ersthelfer bereit. (11.1.2025) REUTERS / Mario Anzuoni
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Bild 13 von 26Legende: Die Menschen schützten sich mit Masken – die Behörden riefen den Gesundheitsnotstand aus. REUTERS / David Ryder
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Bild 14 von 26Legende: Ein Satellitenbild der Nasa zeigte die Rauchsäulen der Waldbrände über Los Angeles (9.1.2025). Keystone / NASA
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Bild 15 von 26Legende: Zerstörte Häuser nach der Feuersbrunst in Pacific Palisades in Los Angeles. (10.1.2025) REUTERS / David Ryder
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Bild 16 von 26Legende: Ein abgebranntes Grundstück im Stadtteil Pacific Palisades. (8.1.2025) IMAGO images / Jonathan Alcorn
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Bild 17 von 26Legende: «Wie Armageddon», saget eine Bewohnerin von Los Angeles, als sich der Schaden allmählich lichtet. (Drohnenaufnahme aus Altadena, 8.1.2025) IMAGO images / Scott Mc Kiernan
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Bild 18 von 26Legende: Auf den berühmten Hollywood Hills war zwischenzeitlich ein weiterer Waldbrand entfacht. (8.1.2025) Keystone / AP Photo / Ethan Swope
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Bild 19 von 26Legende: In Altadena im Eaton Canyon bei Los Angeles waren ganze Strassenzüge verwüstet. (8.1.2025) IMAGO images / JIM RUYMEN
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Bild 20 von 26Legende: Viele Feuerwehrleute waren im Einsatz und versuchten die Flammen zu löschen. (7.1.2025) Reuters / EPA / CAROLINE BREHMAN
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Bild 21 von 26Legende: Es wurden tausende von Gebäuden zerstört oder beschädigt. (7.1.2025) REUTERS / Ringo Chiu
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Bild 22 von 26Legende: Apokalyptische Szenen zeigten sich im Westen von Los Angeles. (7.1.2025) Keystone / AP Photo / Ethan Swope
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Bild 23 von 26Legende: Es tobten heftige Waldbrände. (7.1.2025) REUTERS / Daniel Cole TPX
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Bild 24 von 26Legende: Mehrere Zehntausend Bewohner mussten ihre Häuser verlassen. (7.1.2025) Keystone / AP Photo / Etienne Laurent
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Bild 25 von 26Legende: Das «Palisades Fire» zerstörte unzählige Häuser. (7.1.2025) Keystone / AP Photo / Ethan Swope
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Bild 26 von 26Legende: Besonders der wohlhabende Stadtteil Pacific Palisades im Westen von Los Angeles war von den Bränden betroffen (7.1.2025) Keystone / AP Photo / Ethan Swope
Dass es jetzt in Los Angeles derart schlimm gekommen ist, dafür macht der Experte vor allem zwei Entwicklungen verantwortlich: Einerseits breitet sich der Mensch immer weiter aus, manche Wohngebiete liegen inzwischen sehr nah an den kalifornischen Vegetationsgebieten.
Und wenn diese in Brand geraten – womöglich unter den geschilderten «perfekten Bedingungen» für ein Feuer, kommt es zu immensen Schäden in den Wohngebieten.
Es gibt kein Feuermanagement
Einen zweiten Faktor sieht Held im mangelnden Feuermanagement: «Wer in Kalifornien lebt, muss wissen: Die Frage ist nicht, ob es brennt, sondern wann es brennt.» Entsprechend müsse man sich auf diesen Fall vorbereiten – und da seien auch die Behörden gefordert: Die Vegetation behandeln, etwa durch Mähen, mulchen oder gezielte Ansiedlung von gewissen Pflanzenarten.
Manchmal liege die richtige Massnahme auch in gezielt gelegten, kleineren Bränden – bei Bedingungen, die eine Feuerkatastrophe ausschliessen. Also etwa dann, wenn die Vegetation noch nicht extrem ausgetrocknet ist, es mit Sicherheit windstill ist und für den Notfall die Feuerwehr mit genügend Wasserreserven bereitsteht.
Dabei müsse für die Bevölkerung in Los Angeles klar sein: «Man muss dort zuweilen mit Rauch in der Luft leben können, daran führt kein Weg vorbei», so Held.
Jeder ist gefordert in Kalifornien
Gefordert seien die in Kalifornien lebenden Menschen auch ganz konkret – etwa, indem sie ihre Gärten und Hecken so gestalten, dass diese die Brände möglichst nicht noch weiter tragen oder verstärken.
Der Mensch ist grundsätzlich faul und hofft, dass es ihn nicht trifft.
Er habe in Videos gesehen, wie völlig ausgetrocknete Hecken zwischen den einzelnen Häusern quasi als Zündschnüre zur Weiterverbreitung des Feuers fungierten, so Held. Solches gelte es zu verhindern – durch gezielte Gestaltung der Gärten.
Allerdings: «Der Mensch ist grundsätzlich faul und hofft, dass es ihn nicht trifft», sagt Held. Und so unternehme man persönlich in der eigenen, unmittelbaren Umgebung nichts oder wenig – und hoffe, dass im äussersten Fall der Fälle dann die Feuerwehr das Schlimmste verhindere.
Das allerdings ist eine Illusion, wie die jetzige Katastrophe in Los Angeles vor Augen führt.