Apokalyptische Szenen beherrschen Los Angeles: Dichter Rauch liegt über der Stadt. Viele Menschen tragen Masken. Alle Schulen sind geschlossen. Hunderte Häuser sind bereits abgebrannt. Angepeitscht werden die Brände von stürmischen, warmen Winden aus dem Landesinnern. Die Löscharbeiten gestalten sich extrem schwierig.
«Bei einem Feuchtegehalt in der Vegetation von bloss vier bis sechs Prozent – wie in Los Angeles gemessen wurde – brennt alles wie Zunder», sagt Alexander Held, Experte für Feuermanagement und Waldrisiko beim Europäischen Forstinstitut in Bonn.
Es sind die perfekten Zutaten zum Feuersturm.
Held fasst damit in einem Satz zusammen, wie es zu dem Feuerinferno in Kalifornien kommen konnte: Monatelange Trockenheit, extrem trockene Vegetation – und die starken Santa-Ana-Winde, die aus jedem Funken potenziell eine Feuersbrunst machen. «Es sind die perfekten Zutaten zum Feuersturm.»
Es hat schon immer mal wieder gebrannt
Wald- und Buschfeuer sind in Kalifornien eigentlich ein völlig natürliches Phänomen. Hier gab es schon immer längere Trockenphasen und Feuer, ausgelöst beispielsweise durch Blitzschläge. Natürlicherweise gab es viel häufigere, aber auch kleinere Brände. «An solche Feuer ist die Vegetation in Kalifornien angepasst», sagt Brandexperte Held.
Dass es jetzt in Los Angeles derart schlimm gekommen ist, dafür macht der Experte vor allem zwei Entwicklungen verantwortlich: Einerseits breitet sich der Mensch immer weiter aus, manche Wohngebiete liegen inzwischen sehr nah an den kalifornischen Vegetationsgebieten.
Und wenn diese in Brand geraten – womöglich unter den geschilderten «perfekten Bedingungen» für ein Feuer, kommt es zu immensen Schäden in den Wohngebieten.
Es gibt kein Feuermanagement
Einen zweiten Faktor sieht Held im mangelnden Feuermanagement: «Wer in Kalifornien lebt, muss wissen: Die Frage ist nicht, ob es brennt, sondern wann es brennt.» Entsprechend müsse man sich auf diesen Fall vorbereiten – und da seien auch die Behörden gefordert: Die Vegetation behandeln, etwa durch Mähen, mulchen oder gezielte Ansiedlung von gewissen Pflanzenarten.
Manchmal liege die richtige Massnahme auch in gezielt gelegten, kleineren Bränden – bei Bedingungen, die eine Feuerkatastrophe ausschliessen. Also etwa dann, wenn die Vegetation noch nicht extrem ausgetrocknet ist, es mit Sicherheit windstill ist und für den Notfall die Feuerwehr mit genügend Wasserreserven bereitsteht.
Dabei müsse für die Bevölkerung in Los Angeles klar sein: «Man muss dort zuweilen mit Rauch in der Luft leben können, daran führt kein Weg vorbei», so Held.
Jeder ist gefordert in Kalifornien
Gefordert seien die in Kalifornien lebenden Menschen auch ganz konkret – etwa, indem sie ihre Gärten und Hecken so gestalten, dass diese die Brände möglichst nicht noch weiter tragen oder verstärken.
Der Mensch ist grundsätzlich faul und hofft, dass es ihn nicht trifft.
Er habe in Videos gesehen, wie völlig ausgetrocknete Hecken zwischen den einzelnen Häusern quasi als Zündschnüre zur Weiterverbreitung des Feuers fungierten, so Held. Solches gelte es zu verhindern – durch gezielte Gestaltung der Gärten.
Allerdings: «Der Mensch ist grundsätzlich faul und hofft, dass es ihn nicht trifft», sagt Held. Und so unternehme man persönlich in der eigenen, unmittelbaren Umgebung nichts oder wenig – und hoffe, dass im äussersten Fall der Fälle dann die Feuerwehr das Schlimmste verhindere.
Das allerdings ist eine Illusion, wie die jetzige Katastrophe in Los Angeles vor Augen führt.
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