Sie heisst Sophia und hilft, wenn jemand Opfer von häuslicher Gewalt wird. Sophia ist immer erreichbar, sie schreibt Textnachrichten und gibt Ratschläge. Sophia jedoch ist kein Mensch, sondern ein Computerprogramm, ein sogenannter Chatbot.
Sophia ist über Messenger-Dienste wie zum Beispiel WhatsApp erreichbar. Wie ein normaler Kontakt ist sie dort mit Profilbild gespeichert und kann angechattet werden.
«Wir wollten vor allem einen Weg finden, um die Opfer von häuslicher Gewalt zu erreichen, die in der Pandemie zu Hause mit den Tätern eingesperrt sind», sagt Mitgründerin Rhiana Spring.
Das gehe am einfachsten via Chatbot, erklärt die Tech-Fachfrau. Eine Fachstelle anzurufen und zu sagen: «Mein Mann schlägt mich», könne ein Risiko sein. Besonders, wenn sich der Täter im selben Haushalt befindet.
Die Hemmschwelle senken
«Beim Chatbot bist du völlig anonym. Niemand weiss, dass du mit jemandem sprichst», sagt Spring.
Getarnt als WhatsApp-Kontakt, hinterlässt Sophia im Netz keine Daten. Eben nicht wie eine Email, eine separate App oder ein Telefonanruf.
Denn an erster Stelle stehe für die Macherinnen, dass sich die Opfer nicht weiter in Gefahr bringen, so Spring. «Sophia ist so entwickelt, damit sie die Hemmschwelle senkt und die Opfer an die richtigen Stellen, wo die Expertinnen sind, weiterleitet.»
In 25 Sprachen Hilfe erhalten
Kommt dazu, dass einem das Programm die Möglichkeit gibt, potenzielle Beweise zu sammeln, die so sicher gespeichert werden.
Sophia spricht insgesamt 25 Sprachen. Zu Beginn einer Unterhaltung fragt sie, in welcher man sich unterhalten möchte. Sie stellt weitere Fragen per Textnachricht und möchte auch wissen, in welchem Land oder welchem Kanton man sich befindet.
Sophia gibt aber auch Antwort: Sie gibt Auskunft darüber, was passiert, wenn man zur Polizei geht oder klärt Opfer über die eigenen Grundrechte auf.
Sie vermittelt auch Kontaktangaben zu den nächsten Frauenhäusern.
Die Idee hat die ETH Lausanne und Investoren im Silicon Valley überzeugt. Finanziell war damit der Anfang gemacht. Sobald Sophia live geschaltet wird, ist aus Schutz der Opfer Verschwiegenheit gefragt: Es soll verhindert werden, dass Täter von Sophia erfahren.